Vielleicht hat sich kein anderes Land der Welt so intensiv mit der Erfindung von Gerätschaften zur Heilbehandlung beschäftigt wie die Sowjetunion. Diese waren jedem sowjetischen Bürger von Kindheit an vertraut. Es gab sie nicht nur in Krankenhäusern und Sanatorien, sondern auch in Kindergärten, Schulen und Fabriken. Natürlich war ihre Nutzung kostenlos. Viele dieser Geräte werden auch heute noch erfolgreich eingesetzt.
Die Quarzlampenbehandlung, 1987.
Boris Dembitsky/TASSFotos von Kindern mit Sonnenbrillen, die sich um eine Quarzlampe versammeln, sehen für jeden modernen Menschen überraschend aus. Doch auf diese Weise glichen die Sowjets den Mangel an Vitamin D aus und bekämpften Rachitis bei Kindern. Zugleich desinfizierten sie mit Hilfe der ultravioletten Strahlung die Luft und die Oberflächen des Raums.
Im Behandlungszimmer.
MAMM/MDFDer Blick in die Lampe war nicht ungefährlich, denn man konnte sich die Augen verbrennen. „Wir hatten sogar eine solche Brille zu Hause, mit dunkelgrünen Gläsern“, erinnert sich ein Twitter-Nutzer. „Den Geruch von Ozon kann man nicht vergessen, er ist ungewöhnlich und in gewisser Weise angenehm.“
In Fabriken und Sanatorien gab es spezielle Räume, um solche Quarz-Sitzungen für Arbeiter durchzuführen. Sie wurden Photarii genannt.
Einige Fabriken gestalteten diese Räume sehr kreativ.
In der Fahrradfabrik in Pensa.
Mikhail Grachev/MAMM/MDFHeutzutage gibt es solche Behandlungen in Kindergärten und anderen öffentlichen Einrichtungen nicht mehr. Unterernährung ist kein Thema mehr und der Staat traut den Bürgern eigenverantwortliches Handeln zu.
Quarzlampen werden heute für die Desinfektion der Moskauer U-Bahn verwendet.
Evgeny Odinokov/SputnikFür die Desinfektion von Krankenhäusern, Schönheitssalons und öffentlichen Verkehrsmitteln werden jedoch noch immer Quarzlampen mit größerer Leistung verwendet. Und wer sich eine persönliche Dosis UV gönnen möchte, kann moderne Solarien nutzen.
Quarzverfahren im Behandlungszimmer, 1978.
Vladimir Matviyevsky/TASSUltraviolette Strahlen wurden auch zur lokalen Bestrahlung verwendet. Der Solnischko-Apparat („Kleine Sonne“) war der wichtigste Baustein bei der Bekämpfung von Virusinfektionen bei Kindern. Das Gerät hatte Düsen für Rachen, Nase und Ohren. Die Geräte waren so konzipiert, dass damit bis zu vier Kinder gleichzeitig behandelt werden konnten. Für jedes Kind konnte eine eigene Düse eingesetzt werden.
„Als ich krank war, wurde ich in die Poliklinik gebracht und mit diesem Apparat behandelt. Ich erinnere mich noch an den spezifischen Geschmack im Mund“, schreibt ein Internetnutzer. Es roch nach ionisierter Luft.
Magnetische Therapie mit einem Polus-1-Gerät.
Vladimir Fidorenko/SputnikSowjetische Therapeuten setzten aktiv Magnetfelder ein, damit Patienten nach einer OP schnell wieder auf die Beine kamen. Eine solche Therapie sollte helfen, die lokale Durchblutung zu fördern und Blutgerinnung und Blutgefäße positiv zu beeinflussen. Außerdem wurden solche Geräte bei der Behandlung von Krampfadern, Schwellungen in den Beinen, Rheuma, gynäkologischen Beschwerden und Augenerkrankungen eingesetzt. Einige Geräte, z. B. „Polus-1“, können sogar heute noch zu Hause verwendet werden.
So sah die Electroson-Behandlung aus.
V.Mitkovsky/SputnikAuf diese Weise wurden zu Sowjetzeiten Neurosen und Bluthochdruck behandelt. Dieses Gerät hieß Electroson („Elektrischer Schlaf“) und arbeitete mit niederfrequenten Impulsströmen. Die Patienten trugen eine spezielle Brille. Elektrische Ströme sollten das Gehirn erreichen und eine leichte Schläfrigkeit verursachen. Ziel war eine verbesserte Blutzirkulation. Der Patient ruhiger werden und weniger Schmerzen empfinden.
Eine Therapeutin behandelt ein Kind, 1989.
Alexander KositsinElektrische Ströme sollten auch dabei helfen, Medikamente oder Nährstoffe in den Organismus zu bringen. Sowjetische Ärzte glaubten, dass mit Hilfe der Elektrophorese lokal eine hohe Konzentration von Medikamenten in den betroffenen Organen erzeugt werden könne, ohne den gesamten Körper damit zu belasten. Obwohl moderne Wissenschaftler der Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode skeptisch gegenüberstehen, wird sie immer noch in der Medizin eingesetzt.
Mitarbeiterin der Möbelfabrik Bacharewka des Unternehmens Permmebel im Behandlungszimmer des Komplexes der Haushaltsdienstleistungen, Perm, 1988.
Yevgeny Zagulyaev/TASSDieses ungewöhnliche Gerät namens D'Arsonval (benannt nach dem französischen Wissenschaftler Jacques-Arsène d'Arsonval) wurde in den Jahren der Sowjetunion zur Therapie von Gelenkerkrankungen und Arthrose eingesetzt. Die Behandlung basierte auf einem schwachen Impulsstrom, der die Blutzirkulation verbessern sollte. Heute wird D'Arsonval in Russland häufig zu Hause genutzt, vor allem aber für Haut und Haar. Es soll helfen, Akne, Narben und Kopfschuppen zu beseitigen und das Haarwachstum anregen. Der Nutzer spürt lediglich ein leichtes Kribbeln. Unangenehm ist die Anwendung nicht.
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