Die berühmtesten Partisanen der russischen Geschichte

Russia Beyond (Foto: George Dawe/Hermitage Museum; Tom Harper/BBC Cymru Wales, 2016)
Neben der regulären Armee kämpften insbesondere in den Kriegen gegen Napoleon und Hitler auch zahlreiche Partisanen und Partisaninnen für Russland. Dies sind die Bekanntesten.

Wasilisa Koschina 

Ursprünglich hatte die 35-jährige Wasilisa Koschina ein idyllisches Leben in einem Dorf in der Provinz Smolensk: Sie war Mutter von fünf Kindern und glücklich mit dem Ortsvorsteher Maxim Koschin verheiratet. Im August 1812 kam dann der Schrecken des Krieges auch in Wasilisas Heimatdorf. Französische Soldaten plünderten die Ortschaft und töteten ihren Ehemann. Wasilisa schwor Rache. 

Neun Tage später kamen die Franzosen zurück. Scheinbar aus Gastfreundschaft lud Wasilisa die Soldaten in ihre Hütte ein und bewirtete sie mit alkoholischen Getränken. Als die Franzosen betrunken waren, ließ sie die Fenster und Türen verriegeln und zündete die Hütte an. Die Soldaten verbrannten bei lebendigem Leib. 

Gemeinsam mit einer Truppe weiterer Partisanen verfolgte Wasilisa der Grande Armée Napoleons von nun an gnadenlos. Insbesondere gegenüber Plünderern war die Truppe für ihre Brutalität berüchtigt. Einen französischen Kriegsgefangenen, der sich darüber beschwerte, von einer Frau abgeführt zu werden, soll Wasilisa zum Beispiel einfach mit einer Sense erstochen haben. 

Über Wasilisas Verbleib nach dem Krieg ist wenig bekannt. Vermutlich kehrte sie in ihr Heimatdorf zurück, wo sie etwa um 1840 starb. 

Denis Dawydow 

Als Oberstleutnant und Kommandant des 1. Bataillons des Achtyrka-Husarenregiments hatte Dawydow eine profunde militärische Ausbildung. Dennoch ist er hauptsächlich aufgrund seiner Guerilla-Taktiken bekannt. Im August 1812 schlug er Fürst Pjotr Bagration, dem Kommandanten der 2. Westarmee, vor, in den bereits durch die Franzosen eroberten Gebieten einen „wilden Krieg“ zu führen. Bagration unterstützte diese Idee. Obwohl Dawydow nicht der Erste war, der diese Strategie anwendete, ist der Partisanenkrieg gegen Napoleon in Russland bis heute eng mit seinem Namen verbunden. 

Doch es gab auch Hindernisse, teils ganz praktischer Natur: Einfache Bauern verwechselten die Uniformen der russischen Soldaten oft mit französischen Uniformen. Dawydow reagierte pragmatisch, ließ sich einen Bart wachsen und trug fortan einen Kosaken-Kaftan. 

Als Napoleons Armee sich auf die Eroberung Moskaus vorbereitete, überraschte Dawydow eine große Gruppe französischer Pioniere nahe dem Dorf Zarjowo-Zaimischtsche. Am 7. November 1812 besiegte Dawydows Regiment in der Nähe von Ljachowo zusammen mit einigen anderen Partisanenregimenten eine große französische Brigade unter General Jean-Pierre Augereau. Der General und 1.500 seiner Soldaten wurden gefangen genommen. 

Als die französischen Truppen Russland im Januar 1813 verlassen mussten und der Krieg sich wieder nach Mittel- und Westeuropa verlagerte, endeten Dawydows mutige Guerilla-Aktionen und der Oberstleutnant arbeitete wieder enger mit dem regulären Militär zusammen. Meist kommandierte er eine Vorhut. 

Nach dem Ende der napoleonischen Kriege diente Dawydow noch etwa 20 Jahre in der russischen Armee. 

Konstantin Tschechowitsch 

Am 13. November 1943 gegen 20:00 Uhr zerstörte eine gewaltige Explosion das Kino der Stadt Porchow in der Region Pskow. 700 Wehrmachtssoldaten, 40 Offiziere und zwei Generäle kamen dabei ums Leben. Organisiert wurde der massive Sabotageakt durch den Kinobetreiber Konstantin Tschechowitsch, der dadurch zu einem der berühmtesten Partisanen der russischen Geschichte wurde. 

Der vermeintliche Kinobetreiber Tschechowitsch war bereits zu Beginn des Krieges als Truppenhandwerker tätig. Beim Versuch, die Wehrmacht in der Region Leningrad durch Sabotageakte zu stören, geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Nach zwei Wochen gelang ihm die Flucht. Daraufhin wurde er von den Kommandanten der 7. Leningrader Partisanenbrigade nach Porchow versetzt, woher mit einer groß angelegten Sabotageaktion beauftragt wurde. 

Zwei Jahre lang gab er sich als gewöhnlicher Bürger aus, knüpfte Kontakte mit den Einwohnern und brachte auch die Deutschen dazu, ihm für harmlos zu halten. Er gründete eine Familie und arbeite zunächst als Uhrmacher, später dann als Elektriker in einem Kraftwerk. Schließlich fand er eine Anstellung beim Kino, wo er schnell zum Direktor befördert wurde. 

Das Kino von Porchow wurde als Hauptziel der Operation bestimmt. Während im Erdgeschoss die gewöhnlichen Wehrmachtssoldaten und Offiziere Filme schauten, befand sich im ersten Stock eine Niederlassung des deutschen Geheimdienstes SD. 

In seinen Hosentaschen und einer kleinen Frühstücksdose schmuggelte Tschechowitsch immer wieder Sprengstoff ins Kino, bis er schließlich rund 65 kg TNT beisammen hatte. In den Betriebsräumen des Kinos baute er eine Bombe mit Zeitzünder, die er am 13. November 1943 zur Detonation brachte. Das Kino fiel in sich wie ein Kartenhaus zusammen und begrub die deutschen Soldaten unter den Trümmern. 

Aufgrund des Erfolges der Mission wurde Tschechowitsch als Held der Sowjetunion vorgeschlagen. Unter anderem aufgrund seiner zweiwöchigen Kriegsgefangenschaft wurde ihm der Titel jedoch nie verliehen. Erst 2013 stiftete die Stadt Porchow eine Gedenktafel. 

Sidor Kowpak 

Als die Wehrmacht in der Sowjetunion einfiel, war Sidor Kowpak bereits 54 Jahre alt und hatte seit dem Russischen Bürgerkrieg keine Waffe mehr in der Hand gehalten. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, einer der effektivsten sowjetischen Partisanenkämpfer und Hauptorganisatoren der ukrainischen Partisanenbewegung zu werden.  

Im September 1941 wurde er zum Kommandanten einer kleinen, kaum mehr als 10 Mann starken Partisanentruppe, die sich im Wald in der Nähe der nordostukrainischen Stadt Putiwl versteckte. 

Von dort aus wuchs Kowpaks Truppe. Innerhalb eines halben Jahres entstand aus der kleinen Truppe von Putiwl die Partisaneneinheit Sumy mit mehr als 1.500 Kämpfern. Unter dem Kommando Kowpaks beteiligten sich die Partisanen an gefährlichen Manövern gegen die deutschen und ungarischen Truppen. Im Sommer 1943 führte Kowpaks Truppe ein großes Manöver in der Westukraine an, welches später als Karpatenkampagne bekannt wurde   

In drei Monaten legten die Partisanen 2.000 Kilometer zurück und zerstörten dabei 17 deutsche Garnisonen, 19 Züge, 51 Munitionsdepots, 52 Brücken sowie zahlreiche Tankstellen und Ölfelder. 

Ende des Jahres 1943 übergab Kowpak seine Befehlsgewalt aus gesundheitlichen Gründen an seinen Stellvertreter und zog sich in ein von der Roten Armee kontrolliertes Gebiet zurück. Ihm zu Ehren wurde die Sumy-Partisaneneinheit nach ihm benannt. Zudem wurde ihm zweimal der Titel des „Helden der Sowjetunion“ verliehen.  

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