Wie sowjetische Soldaten zu Helden Italiens wurden

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Über 5.000 sowjetische Soldaten kämpften während des Zweiten Weltkriegs in Italien, und einige von ihnen wurden sogar mit den höchsten italienischen Auszeichnungen geehrt. Wie sind sie auf der Apennin-Halbinsel gelandet, weit weg vom Mutterland?

Fjodor Poletajew

Am 11. Juli 1942 wurde Feldwebel Fjodor Poletajew vom 28. Gardeartillerieregiment während einer Reihe von Gefechten am Don verwundet und von den deutschen Truppen gefangen genommen. Er wurde in verschiedene Kriegsgefangenenlager in Ost- und Südeuropa verlegt. Aus einem Lager in Kroatien konnte er entkommen, wurde aber wieder eingefangen. Wie durch ein Wunder überlebte der Feldwebel die Torturen der Gefangenschaft und kam schließlich nach Italien. Dort wurde er im März 1944 in einer deutschen Militäreinheit eingesetzt, die einige Dutzend Kilometer von Tortona entfernt stationiert war.

Im Juli desselben Jahres gelang Poletajew zusammen mit einer Gruppe von Kameraden erneut die Flucht und der Anschluss an den örtlichen Widerstand. Als Mitglied verschiedener Partisaneneinheiten, der so genannten Garibaldi-Brigaden, nahm er an zahlreichen Kämpfen gegen die Deutschen teil. 

Poletajews letzte Schlacht fand am 2. Februar 1945 bei Cantalupo Ligure statt. Seine Einheit wurde durch das Feuer der Turkestanischen Legion, deren Soldaten deutschfreundliche Kollaborateure aus den Turkvölkern der UdSSR waren, buchstäblich in die Enge getrieben. Wenn die Partisanen noch länger zögerten, würde die feindliche Verstärkung eintreffen und die Flucht beenden.

Da beschloss Poletajew, den Feind abzulenken. Er stürmte vor und befahl den Legionären mit lauter Stimme in klarem Russisch, ihre Waffen fallen zu lassen. Durch diese unerwartete Wendung verblüfft, schlossen die Kollaborateure, dass Hilfe für die Partisanen eingetroffen war, und begannen, sich zu ergeben. Nur einer kam rechtzeitig zur Vernunft und schoss auf Fjodor, der dabei getötet wurde. Die anderen Widerstandskämpfer nutzten jedoch die Gelegenheit und besiegten ihre Feinde. 

Fjodor Poletajew wurde posthum mit einer der höchsten Auszeichnungen Italiens geehrt - der Goldenen Medaille für militärische Tapferkeit, die die Behörden von Genua 1947 dem sowjetischen Konsul übergaben, um sie seiner Familie zu überreichen. Das Problem war jedoch, dass die Italiener ihn unter dem Namen Poletana kannten - sein Nachname war fälschlicherweise in der Liste der Partisanenkämpfer eingetragen worden.

Erst 15 Jahre später, im Jahr 1962, stellte der Schriftsteller Smirnow durch eigene Nachforschungen die wahre Identität von „Fjodor dem Riesen“ fest. Im selben Jahr wurde Poletajew posthum der Titel Held der Sowjetunion verliehen.

Pore Mosulischwili

Der Oberfeldwebel der Roten Armee Mosulischwili wurde 1944 von den Deutschen gefangen genommen und zusammen mit anderen Soldaten georgischer Herkunft einer „ethnischen“ Kollaborationseinheit zugeteilt. Sie wurden zunächst nach Polen und dann nach Italien verlegt.

Am 7. September desselben Jahres floh er zusammen mit 70 Mitstreitern und schloss sich den italienischen Partisanen an, die im Piemont operierten.

Nachdem er sich in der 118. Partisanenbrigade bewährt hatte, wurde er zum stellvertretenden Kommandeur der Einheit ernannt. Ihm werden Dutzende von Sabotageaktionen und Überfällen zugeschrieben.

Am 3. Dezember wurde ein 16-köpfiges Partisanenkommando, zu dem auch Mosulischwili gehörte, in einem Dorf in der Provinz Novara von den Nazis umzingelt. Die Deutschen versprachen, das Leben der Soldaten zu schonen, wenn sich ihr Kommandant ergeben würde.

Als dieser Kommandant, Edo Del Gratta, zögerte, weil er wusste, dass ihn in der Gefangenschaft ein wenig beneidenswertes Schicksal erwartete, nahm Mosulischwili die Sache selbst in die Hand. Nachdem er den Deutschen verkündet hatte, dass er derjenige sei, den sie suchten, hob er eine Pistole an seine Schläfe und drückte ab.

Für seine Selbstaufopferung, die letztlich das Leben aller seiner Kameraden rettete, wurde Pore Mosulischwili posthum mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Im Jahr 1990 folgte die posthume Auszeichnung als Held der Sowjetunion.

Daniil Awdejew

Im Gegensatz zu anderen sowjetischen Soldaten, die sich der Widerstandsbewegung in Italien anschlossen, kam Leutnant Daniil Awdejew nicht als Kriegsgefangener, sondern aus eigenem Antrieb auf die Apennin-Halbinsel.

Zusammen mit mehreren Kameraden gelang ihm 1944 die Flucht aus einem Lager in Frankreich in die neutrale Schweiz. Sie hatten jedoch nicht die Absicht, den Rest des Krieges tatenlos abzuwarten, und beschlossen, sich den italienischen Partisanen anzuschließen.

Am 24. Mai trat Awdejew in der Stadt Friaul in die Reihen des Matteotti-Bataillons der Brigade Tagliamento Garibaldi ein. Aufgrund seiner hervorragenden militärischen Fähigkeiten und Führungsqualitäten sowie seiner guten Italienischkenntnisse (er hatte die Sprache von italienischen Kriegsgefangenen in deutschen Lagern erlernt) konnte Awdejew schon bald sein eigenes, nach Stalin benanntes, Partisanenbataillon anführen.

Daniil Awdejew wurde am 11. November 1944 getötet, als er mit seiner Einheit den Rückzug der Hauptstreitkräfte im Arcino-Tal deckte und dabei die feindliche Kolonne vollständig zerstörte. Fünfzig Jahre später verlieh ihm die italienische Regierung posthum die Goldene Medaille für militärische Tapferkeit.

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