Iwan Aiwasowski. Parade der Schwarzmeerflotte.
Ivan Aivazovsky/Central Naval MuseumSchiffsnamen der russischen und sowjetischen Flotte wie Grosnij (dt.: Der Schreckliche), Chrabrij (dt.: Der Tapfere), Gromobój (dt.: Sturmbrecher) und Bespostschadnyj (dt.. Der Gnadenlose) sollten die Seeleute mit Stolz erfüllen und dem Feind Angst einjagen. Es gab jedoch einige Namen, die nur Verwunderung oder ein Lächeln hervorrufen konnten.
Zar Peter der Große hat die Frage der Namensgebung für die Schiffe der von ihm gegründeten Flotte oft mit Humor genommen. Laut einer Version nannte er eine der Barkalonen (ein segelndes und ruderndes Kriegsschiff) Drie Rumor, was im Holländischen Drei Gerüchte bedeutet. Daraus wurde im Russischen Tri Rjumki (dt.: Drei Schnapsgläser).
Nikolai Dobrowolskij. „Hier wird eine Stadt gebaut“ .
Nikolai Dobrovolsky/Central Naval MuseumDas 36-Kanonen-Schiff, dessen Motto lautete: In allen Dingen Maß halten, wurde bis 1700 fertig gestellt. Es sollte eigentlich in das Asowsche Meer auslaufen, was jedoch aus unbekannten Gründen nie geschah. Die Drie Rumor verrottete lange Zeit auf dem Don, bis sie schließlich 1710 auseinandergenommen wurde.
Trotz ihrer unverwechselbaren Namen wurden die Píwonósjez und die Wínonósjez nicht dafür verwendet, um alkoholische Getränke zu transportieren. Sie wurden zunächst als Transportschiffe im Großen Nordischen Krieg gegen Schweden eingesetzt und 1705 zu Mörserschiffen umgebaut, um feindliche Küstenforts und Küstenbefestigungen zu beschießen.
Die lustigen Namen für seine Schiffe dachte sich in diesem Fall nicht Peter I. selbst aus, sondern ließ sich von seinen maritimen Lehrmeistern, den Niederländern, inspirieren.
Eine Reihe von zwischen 1725 und 1832 gebauten Kriegsschiffen trug diesen ungewöhnlichen Namen. Das hatte jedoch nichts mit einer Warnung an den Feind zu tun.
Die Schiffe wurden nach der Geschichte des Evangeliums über die erste Erscheinung Jesu Christi vor Maria Magdalena nach seiner Auferstehung benannt: „Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott!“ (Johannes 20,17).
Die schwimmende Flugabwehrbatterie „Rühre mich nicht an!“
1864 wurde die gepanzerte Schwimmende Batterie Rühre mich nicht an vom Stapel gelassen, die mehr als vierzig Jahre in der Ostseeflotte diente und 1908 zu einem Trockenfrachtkahn umgebaut wurde. Das Schiff beendete seinen Dienst während des Zweiten Weltkriegs – es sank während der Belagerung von Leningrad auf der Newa.
Seltsamerweise trug die schwimmende Flugabwehrbatterie der sowjetischen Schwarzmeerflotte, die Sewastopol von 1941 bis 1942 verteidigte, ebenfalls den biblischen Namen Rühre mich nicht an! In diesem Fall wurde der Name jedoch nicht in Anlehnung an das Evangelium gewählt, sondern als Hommage an die gleichnamigen Schiffe der kaiserlichen russischen Marine und insbesondere an die oben erwähnte Schwimmende Panzerbatterie, die in der Ostsee eingesetzt wurde.
Der 1857 in Newcastle gebaute Raddampfer Krikún diente der russischen Schwarzmeerflotte nicht nur als Schlepper, sondern auch als Kriegsschiff. Zu diesem Zweck wurde er während des Russisch-Türkischen Krieges von 1877–1878 mit zwei 4-Pfund-Kanonen ausgestattet.
Ihren schicksalhaftesten und tragischsten Moment hatte die Krikún am Krim-Kap Ak-Burun. Hier wurde der Dampfer 1861 berühmt, nachdem er die Besatzung des havarierten Dampfers Chersones gerettet hatte. Am 26. April 1878 schlug das Schiff hier selbst auf die Felsen auf und sank.
Das 1871 gebaute Dampfschiff Schútka war ursprünglich für Flussausflüge des Zarensohns – des späteren Zaren Alexander III. – gedacht. Doch dieser war als Regent nicht so richtig zum Scherzen aufgelegt.
Am Vorabend des Russisch-Türkischen Krieges von 1877–1878 stellte Alexander das Schiff der kaiserlich-russischen Marine zur Verfügung und während des bald darauf ausbrechenden Konflikts diente es als Minenboot.
Am 8. Juni 1877 sicherte das Schiff die Verlegung von Minen in der Nähe der Insel Metschka auf der Donau, die zum Schutz der russischen Armee bei der Überquerung des Flusses notwendig waren. Als der türkische Dampfer Erekli plötzlich in der Nähe der Insel auftauchte, fuhrt ihm die Schútka sofort entgegen und griff den Feind mit einem Spierentorpedo – einer am Ende einer langen Stange angebrachten Sprengladung – an.
Obwohl die Mine nicht explodierte, zog sich der verängstigte türkische Dampfer sofort zurück. Der Kapitän des Bootes, Nikolai Skrydlow, wurde für seine Heldentat mit dem St.-Georgs-Orden vierter Klasse ausgezeichnet.
1897 wurde in Fort Alexander I., einer künstlichen Insel im Finnischen Meerbusen, die die Zufahrten zur russischen Hauptstadt St. Petersburg sicherte, ein Pestlabor eingerichtet. Das abgelegene Fort wurde zum idealen Ort für die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen und Immunserum gegen die gefährliche Krankheit.
Fort Alexander I. im Finnischen Meerbusen.
Andrew Shiva (CC BY-SA 4.0)Die Kommunikation des Forts, das im Volksmund den Namen Tschumá (dt.: Pest) verliehen bekam, mit der Außenwelt wurde von Frühjahr bis Herbst durch ein kleines Dampfschiff aufrechterhalten, das passenderweise Mikrob genannt wurde. Im Winter gelangten die Ärzte mit dem Schlitten auf das Festland.
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