Sieben magische Gegenstände aus russischen Märchen (FOTOS)

Dranischnikowa W./ Diafilm, 1984
Welche Kräfte hat die Feder eines Feuervogels und was zeigt ein Silberteller mit Apfel?

In bekannten russischen Märchen werden oft verschiedene Gegenstände erwähnt, die für die  Protagonisten hilfreich sind. Überraschenderweise sind einige von ihnen modernen elektronischen Geräten sehr ähnlich. Manche von ihnen zeigen das andere Ende der Welt, andere den Weg und wieder andere wecken die List zu tanzen. 

1. Die Feder eines Feuervogels

Schar-ptiza und Iwan Tsarewitsch von Iwan Bilibin.

Schar-ptiza („Feuervogel") mit ihrem flammenden Schein ist eine der wichtigsten russischen Märchenfiguren. Sein Bild wird im traditionellen Handwerk und in der Theaterkunst verwendet. Er war sogar das Symbol des Eurovision Song Contest 2009 in Moskau.

Dieser Vogel hat viele magische Fähigkeiten, die wichtigste ist seine Heilkraft. Deshalb wird der Feuervogel in Märchen immer wieder gejagt, denn eine Feder von ihm reicht schon, um diese Kraft zu erlangen. In manchen Märchen kann man sich daran die Finger verbrennen. 

Eine Feuervogel-Feder hat nicht nur medizinische Eigenschaften, sondern kann auch als Licht- und Wärmequelle verwendet werden. Und am Ende verwandelt sie sich in Gold. Eine sehr nützliche Sache. 

2. Lebendiges und totes Wasser

Um Iwan Zarewitsch wiederzubeleben, tränkte ihn der Wolf erst mit totem und dann mit lebendigem Wasser. Illustration von Iwan Bilibin, 1899.

In den meisten Mythologien symbolisiert das Wasser in der Regel das Leben. In slawischen Märchen ist Wasser nicht nur „lebendig", sondern es gibt auch „totes“ Wasser. Beide Wasser wirken gemeinsam, um Tote wieder zum Leben zu erwecken. 

Totes Wasser kann Wunden schließen und Körperteile wieder zusammenfügen (ja, in Volksgeschichten werden manchmal schreckliche Dinge beschrieben).

Der bekannte sowjetische Volkskundler Wladimir Propp erklärte, dass das tote Wasser den Ritus der Beerdigung symbolisiert und dass dieses Wasser den Prozess des Todes abschließt. Danach erweckte das lebendige Wasser eine Person wieder zum Leben. Durch die Nutzung von ausschließlich lebendigem Wasser, kehrt zwar auch das Leben zurück, doch die Verletzungen bleiben und führen letztendlich doch zum Tode. 

3. Selbstspielende Gusli 

Gusli-Musikanten von Wiktor Wasnezow, 1899.

Ein Gusli galt als das wichtigste slawische Musikinstrument. Sogar Bogatyren spielten es! Der Name „Gusli" kommt von den Wörtern „summen" und „brummen". In russischen Epen werden Gusli - oder „Samogudy", die selbst, ohne einen Menschen, Musik machen konnten - oft als Instrument erwähnt, das den Figuren half, sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Sie wurden mit einem einfachen Sprachbefehl („Gusli, spiel!“) aktiviert und brachten alle um sie herum zum Tanzen. In einer Erzählung hilft ein solches Gusli, Maria Iskusnitsa (Maria die Kunstvolle), aus der Gefangenschaft eines Unterwasserzaren zu befreien. In einer anderen erobert ein einfacher Hirte mit ihrer Hilfe die Tochter des Zaren und heiratet sie.

4. Ein silberner Teller mit einem Apfel 

In slawischen Märchen gibt es eine ganze Reihe von Erwähnungen von Gegenständen mit Äpfeln, die in ihrer Funktion dem bekannten Smartphone durchaus ähneln. Sie zeigten zum Beispiel andere Menschen und Ereignisse. Das Funktionsprinzip war einfach. Eine Person gab einen Befehl: „Apfel, roll auf einem Silbertablett und zeige mir die Städte und Felder" (oder was auch immer man sehen wollte). 

5. Das Kladenez-Schwert 

Dobrynya Nikititsch. Fragment von Wiktor Wasnezows Gemälde

Sprechen wir nun über die magischen Waffen eines Bogatyren. Das Wort „kladenez“ hat gemeinsame Wurzeln mit den Wörtern für „Schatz“ und „legen". Einige Wissenschaftler sehen auch eine Verbindung zum lateinischen Wort „gladius", was ebenfalls eine Art Schwert bezeichnet. 

In einigen Geschichten heißt es, dass dieses Schwert von den Bogatyren aus Grabhügeln oder Gräbern geholt wird, und somit ist diese Waffe mit der übernatürlichen Macht der Totenwelt verbunden.

Und mit Hilfe dieses Schwertes besiegten die Helden Zmey Gorynytsch, einen Zauberer in Form eines riesigen Kopfes (in manchen Märchen wird er „König des Feuerschildes" oder „Tschernomor" genannt) und andere böse Kreaturen.

6. Selbstdeckendes Tischtuch 

Ein Tischtuch, das mit Hilfe eines Sprachbefehls selbständig Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einen kleinen Snack serviert. Auf Russisch heißt es „skatert-samobranka“. Dieses Wort kommt entweder von dem Wort „brat" („nehmen") oder „bran", was einfach einen gemusterten Stoff bezeichnet. 

Es hat auch eine dunkle Seite. Alle Lebensmittel stammen aus der Welt der Toten, in der es an nichts mangelt. Deshalb ist ein solches Tischtuch meist entweder für böse Gestalten wie Baba Yaga oder für von Monstern gefangene Kinder gedacht.

Übrigens wird ein ähnlicher Gegenstand auch in alten europäischen Märchen erwähnt.

Die sowjetischen Science-Fiction-Autoren, die Brüder Strugatsky, parodierten auf sehr ironische Weise diese Tücher. 

7. Ein Fadenknäuel 

In russischen Märchen gibt es auch ein Analogon eines GPS-Navigators - über eine Zauberkugel. Wenn Märchenfiguren fragten, wohin sie gehen sollten, wurde ihnen oft geantwortet: „Geh wohin ich nicht weiß.“ Ein Fadenball half ihnen, an diesen seltsamen Ort zu gelangen. Wenn es gerollt wurde, zeigte es den richtigen Weg und war sehr praktisch. Doch führte es meist in das Totenreich, wo Kinder gefangen gehalten wurden. 

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