Notfallversorgung
„Trinken Sie es nicht am ersten Tag. Sammeln und trinken Sie Regenwasser, füllen Sie alle verfügbaren Behälter damit. Verwenden Sie Wasser in Dosen für Notfälle”, lautet die Aufschrift auf der Dose. „Um Wasser zu erhalten, machen Sie mit einem Dosenöffner zwei Löcher in den Deckel. Die Öffner befinden sich an der Dose.”
Solches Wasser findet man nicht in normalen Geschäften, es ist für Seeleute und U-Boot-Besatzungen bestimmt. Auf Schiffen gibt es immer einen Vorrat an Trinkwasser, der für eine bestimmte Anzahl von Tagen ausreicht, aber diese Dosen waren ausschließlich für Notsituationen gedacht (z. B. bei einem Schiffbruch) und galten als letzte Reserve.
Das Wasser in den Dosen wurde in der Regel zuvor abgekocht, dann abgekühlt (manche behaupten, es sei Quellwasser) und anschließend mit Ascorbinsäure versetzt. Es war in Dosen von 240 oder 250 ml (entspricht etwa einem Glas) abgefüllt. Die tägliche Ration bestand aus 1/2 Liter pro Person. Es wurde zwei Jahre lang gelagert.
Warum das Notfallwasser in Dosen abgefüllt wurde ist leicht zu erklären: Wasser in Plastikflaschen ist anfällig für Schäden durch ultraviolette Strahlen. Außerdem zerknittern die Flaschen und könen dadurch auch beschädigt werden. Glas hingegen ist schwer und braucht viel Platz. Dosen sind luftdicht und kompakt.
Es gibt keine genauen Angaben darüber, wann diese Dosen in die Produktion aufgenommen wurden, aber die ersten staatlichen Verordnungen dazu wurden 1962 erlassen und 1980 aktualisiert. Wasser in Dosen wurde bis in die frühen 1990er Jahre produziert. Und Russland war damit nicht allein: Auch die US-Armee hatte ihre Vorräte.
Wie schmeckt Wasser in Dosen?
Heute kann man sowjetisches Dosenwasser nicht mehr trinken. Aber Russen, die es während ihres Militärdienstes probiert haben, teilen ihre Eindrücke online.
„Ich habe eine dieser Dosen aus einem Notfallset probiert. Das Set enthielt auch ein 'Tagebuch eines Schiffbrüchigen' und einen chemischen Stift”, schrieb ein Nutzer, als er nach dem Wasser aus Dosen gefragt wurde.
„Ich habe es auch probiert, als ich bei der Arbeit einen Luftschutzbunker reparierte. Ich fand dort eine Schachtel mit 20 Dosen, aber der Geschmack war sicherlich sehr speziell für Dosenwasser”, schrieb ein anderer.
„Als ich in der Armee diente, hatte ich die Gelegenheit, solches Wasser zu trinken. Es sah aus wie destilliertes Wasser, hatte absolut keinen Geschmack, aber es hat seinen Zweck erfüllt”, teilte ein anderer Nutzer mit.
Und was ist heute?
Heutzutage haben Matrosen und U-Boot-Fahrer auch einen Vorrat an Notfall-Trinkwasser, aber es ist nicht mehr in Dosen. Heute wird es in laminierten Folienbeuteln hergestellt, die viel leichter sind. Eine einzelne Packung enthält 100 Milliliter Wasser. Die Packung kann bei Temperaturen von -35 Grad Celsius bis +65 Grad Celsius fünf Jahre lang gelagert werden. Die Tagesmenge ist gleich geblieben, ein halber Liter (fünf Packungen) pro Person und Tag, und es wird ebenfalls empfohlen, erst alle anderen Wasserquellen auszuschöpfen.
Notfallwasser wird auch in Online-Shops verkauft: Es wird meist von Wanderern gekauft und kostet etwa doppelt so viel wie normales Wasser in Flaschen.