Asiatische Prinzessinnen: 3 Fürstinnen der Goldenen Horde, die in Russland lebten und starben

Russia Beyond (Foto: Legion Media; Masha Linnik (CC BY-SA 4.0))
Vor allem Frauen aus den Herrscherfamilien der Goldenen Horde wurden in den russischen Gebieten gefangen genommen. Eine von ihnen brachte es bis zur russischen Zarin.

1. Kontschaka 

Asiatische Adelige, ein Standbild aus der Serie

Im Jahr 1317 heiratete der Moskauer Fürst Juri Danilowitsch eine Schwester des Usbek Khan, eines Khans der Goldenen Horde. Dadurch änderte sich der Status beider Ehepartner - Kontschaka ließ sich orthodox taufen und hieß fortan Agafja, und Juri Danilowitsch erhielt nach den Gesetzen der Horde den Titel eines „Gurgans“ (Schwiegersohns) des Khans selbst. Die dynastische Heirat sollte die Beziehungen zwischen der Horde und den russischen Fürsten stärken, doch das gemeinsame Leben von Jurij und Agafja war nicht von langer Dauer. 

Michail von Twer bei Khan Usbek, Zeichnung von Wasiliy Wereschagin.

Im selben Jahr reiste Fürst Jurij mit seiner Frau auf einem Feldzug in das Gebiet Twer. Nach seiner Niederlage wurde Agafja vom Fürsten Twers Michail Jaroslawitsch gefangen genommen und starb bald darauf in Gefangenschaft. Es gab Gerüchte, dass sie vergiftet worden sei. 

Mehr ist über ihr Leben nicht bekannt, aber ihr Tod sollte den Anfang einer Kette von großen Ereignissen bilden. Aus Wut über den Tod der Schwester holte Usbek Khan Michail Twerskij zur Horde, stellte ihn vor Gericht und ließ ihn schließlich hinrichten, wobei die Gefolgsleute des Moskauer Fürsten Jurij an der Hinrichtung teilnahmen. Diese Ereignisse erschütterten das Fürstentum Twer, das seine Stellungen bald an Moskau abtrat. So kam es, dass die Moskauer Fürsten ihren Aufstieg zum Teil der verstorbenen Tatarenfürstin verdankten. 

2. Sujumbike 

Originalporträt von Söyembikä von Kasan mit ihrem Sohn, von unbekanntem Maler, 16. Jahrhundert.

Iwan der Schreckliche eroberte Kasan innerhalb von sieben Tagen, und zu Ehren jedes Tages wurde eine Etage des siebenstöckigen Turms Sujumbike im Kasaner Kreml errichtet. Von diesem Turm soll die Regentin und Frau des Khans Sujumbike gesprungen sein, als der Moskauer Zar sie zur Frau nehmen wollte. Der „Sujumbike-Turm“ wurde jedoch frühestens Anfang des XVIII. Jahrhunderts erbaut, und Kasan bekanntlich im XVI. Jahrhundert von Iwan dem Schrecklichen erobert. Alles andere an der Geschichte ist eine Legende.   

Schon in jungen Jahren wurde Prinzessin Sujumbike zu einer wichtigen Figur im politischen Machtkampf zwischen Moskau und dem Kasaner Khanat. Sie war die Urenkelin des Emirs Edigü, der die Nogaier-Horde anführte, und die Tochter von Yusuf, dem Herrscher der Nogaier, der ständig Krieg gegen Kasan und Moskau führte. Sujumbike wurde mit dem Khan Dschan-Ali [diesen Namen habe ich nicht gefunden, S.H.] von Kazan verheiratet. Im Jahr 1535 wurde der Khan bei einem Staatsstreich getötet, und Sujumbike daraufhin die Frau des nächsten Khans, Safa-Giray. Sie gebar ihm mehrere Kinder, darunter Khan Utjamysch, der nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1549 im Alter von zwei Jahren den Thron von Kasan erbte.  

Gefangener Söyembikä verlässt Kasan, 1870, von Wasiliy Chudyakow.

So wurde Sujumbike zur Regentin des Kasaner Khanats. Im Jahr 1551 jedoch wurde sie während des Feldzugs von Iwan dem Schrecklichen zusammen mit ihrem minderjährigen Sohn und dem kasanischen Staatsschatz von den Einwohnern Kasans an den russischen Zaren ausgeliefert. Die Stadtbewohner wollten einen anderen Khan auf dem Thron. Sujumbike wurde nach Russland gebracht, ihr Sohn wurde orthodox getauft und diente in der Armee von Iwan dem Schrecklichen. Sujumbike selbst lebte bis sie zum Ende ihrer Tage in der Stadt Kasimow. Der Sujumbike-Turm ist immer noch eines der wichtigsten Symbole von Kasan. 

Söyembikä-Turm in Kasan.

3. Kutschenej 

Das Denkmal für Maria Temryukowna in Naltschik, Kabardino-Balkarische Republik, Russland.

Iwan der Schreckliche konnte Sujumbike nicht zur Frau nehmen, weil er verheiratet war. Seit 1547 war Anastasja Romanowna russische Zarin. Sie starb plötzlich im Jahr 1560. Nach einer Woche bereits war der Zar auf der Suche nach einer neuen Frau. 

Die Fürstin Kutschenej war die Tochter des kabardinischen Fürsten Temrjuk, der am Moskauer Hof kein Unbekannter war. Seit 1557 diente Saltankul, sein Sohn und Bruder der Fürstin Iwan dem Schrecklichen. 

Nach Anastasjas Tod schickte Iwan eigens Heiratsvermittler zu Fürst Temrjuk, und diese wählten auch Fürstin Kutschenej als Frau für den Zaren. 1561 kam sie in Moskau an, ließ sich auf den Namen Maria Temrjukowna taufen und wurde Zarin.

Über das Leben von Maria Temrjukowna als Zarin ist wenig bekannt. Sie begleitete Iwan auf seinen häufigen Reisen zu Wallfahrten und Klöstern und brachte 1563 einen Jungen zur Welt, Zarewitsch Wassili, der jedoch nur fünf Wochen lebte. Das Zarenpaar hatte keine weiteren Kinder. 1569 starb Maria Temrjukowna unerwartet.

 

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