Waren Gebiete des heutigen Russlands Teil des Römischen Reiches?

Spartacus: War of the Damned.

Spartacus: War of the Damned.

Starz, 2013
Bis heute werden von Archäologen zahlreiche Beweise für die Anwesenheit römischer Legionen auf der Halbinsel Krim gefunden.

Auf dem Höhepunkt seiner Macht erstreckte sich das Römische Reich von der Iberischen Halbinsel bis zum Persischen Golf und von den Britischen Inseln bis zu den Ausläufern des Kaukasus. Unter der Herrschaft der „Ewigen Stadt“ gab es sogar Gebiete, die heute Teil der Russischen Föderation sind, nämlich die Krim.

Unter dem Stiefel Roms

Die Krim (oder Taurica, wie sie in der Antike hieß) fiel im 1. Jahrhundert v. Chr. in den Bereich römischer Interessen. Die einflussreichste Macht auf der Halbinsel war damals das im 5. Jahrhundert v.u.Z. gegründete Bosporanische Königreich mit seiner Hauptstadt Pantikapaion (heute Kertsch). Neben dem östlichen Teil der Krim kontrollierte es auch die Ostküste des Asowschen Meeres (das heutige Gebiet Krasnodar in Russland).

Ein langjähriger Rivale des Bosporanischen Königreichs auf der Halbinsel waren die Skythen, die jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits ihre einstige Macht verloren hatten. Der griechische Stadtstaat Chersonesos, der um seine Unabhängigkeit von seinen größeren Nachbarn kämpfte, lag an der Südspitze von Taurica.

Ein antikes Theater in Chersonesos.

Das Bosporanische Königreich konnte nicht mit Rom konkurrieren, was es der „Ewigen Stadt“ ermöglichte, das politische Leben auf der Halbinsel zu bestimmen: Sie konnte als Schiedsrichter bei Konflikten zwischen Staaten auftreten und Könige, die ihr nicht gefielen, absetzen und von ihr favorisierte Kandidaten für den Thron ernennen. So konnten die römischen Kaiser Chersonesos den Bosporanischen Herrschern „schenken“ oder ihr Geschenk zurückziehen und der Stadt Autonomie gewähren, wenn sie mit der Politik Pantikapaions nicht zufrieden waren.

Ein wirksames Druckmittel des Römischen Reiches in der Region war die Flotte, die von Zeit zu Zeit im Gebiet des Bosporus und dem Kimmerischen Bosporus (der heutigen Straße von Kertsch) auftauchte und den örtlichen Behörden den Willen der „Ewigen Stadt“ aufzwang. Die Römer hatten jedoch bis zum ersten Jahrhundert u. Z. keine großen Militärkontingente auf der Halbinsel.

Außenposten des Imperiums

Im Jahr 44 u. Z. stellte Rom sich gegen den bosporanischen König Mithridates VIII., der versucht hatte, sich aus dem Reich zu befreien, indem er auf seinen Bruder Cotys setzte. Die vereinigte römisch-bosporanische Armee errang einen überzeugenden Sieg bis zum Jahre 49, wobei die Kämpfe nicht nur auf der Krim, sondern auch in den Gebieten nahe der heutigen russischen Städte Sotschi, Noworossijsk und Krasnodar stattfanden.

Die Ruinen der Срaraks-Festung.

Im Jahr 62 u. Z. belagerten die Skythen Chersonesos, das das Reich um militärische Hilfe bat. Auf Befehl von Kaiser Nero kamen Truppen aus der nahe gelegenen Provinz Niedermösien (dem Gebiet des heutigen Rumänien) auf die Krim und vertrieben den Feind von den Stadtmauern. 

Von da an nahm die römische Militärpräsenz in Taurica stetig zu. Eine starke Garnison war in Chersonesos stationiert und 69 u. Z. wurde östlich der Stadt am Kap Ai-Todor das größte römische Militärlager auf der Halbinsel – Charax – gegründet.

Zu verschiedenen Zeiten waren hier die Ravenna-Flotte, Vexillationen (Heeresabteilungen) der Legio V Macedonica, der Legio XI Claudia und der Legio I Italica sowie Hilfstruppen stationiert. Insgesamt konnten sich bis zu 2.500 römische Soldaten in Taurica aufhalten.

Die römische Garnison befand sich ebenfalls in Pantikapaion. Unter Nero wurde das Bosporanische Königreich sogar für einige Jahre (von 63 bis 68) in das Reich eingegliedert, erlangte aber nach dem Tod des Herrschers wieder seine „Unabhängigkeit“.

Die Ruinen der Standt Pantikapaion.

Rom machte es sich nicht zur Aufgabe, die Krim gewaltsam zu erobern, indem es lokale Staatsgebilde annektierte. Vielmehr ging es darum, die Halbinsel als Schutzschild gegen die ständig einfallenden barbarischen Horden aus dem Osten zu nutzen.

Die Römer konnten die im 4. Jahrhundert einsetzende Völkerwanderung nicht aufhalten und zogen nach und nach ihre Militärkontingente von der Halbinsel ab, um die Metropole zu schützen. Das Oströmische Reich (Byzanz) hielt jedoch die Südspitze der Krim zusammen mit Chersonesos bis Anfang des 13. Jahrhunderts unter seiner Kontrolle.

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