Warum wurde die russisch-orthodoxe Hymne bei der Beerdigung von Königin Elisabeth II. gesungen?

Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird am 19. September 2022 während der Trauerfeier für die britische Königin Elizabeth II. in der St. George's Chapel im Schloss Windsor in die Kapelle getragen.

Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird am 19. September 2022 während der Trauerfeier für die britische Königin Elizabeth II. in der St. George's Chapel im Schloss Windsor in die Kapelle getragen.

Jonathan Brady/AFP
Berichten zufolge war dies die letzte Huldigung der Ehefrau an ihren verstorbenen Mann.

Die Tatsache, dass bei der Beerdigung von Königin Elisabeth II. neben den typischen Bestandteilen einer traditionellen anglikanischen Beerdigung auch ein russisch-orthodoxes Gebet gesprochen wurde, hat einige Beobachter überrascht. Doch es gibt keinen Grund, sich darüber zu wundern. Das orthodoxe Gebet soll auf Wunsch der Königin gesprochen worden sein. 

Russisches Kontakion zur Kiewer Melodie 

Bei der Beerdigung von Königin Elisabeth II. sang der Chor eine Hymne, die als Russisches Kontakion für den Entschlafenen (Kiewer Melodie) bekannt ist. Dieses alte Gebet hat seine Wurzeln in der russisch-orthodoxen Liturgie.  

Der Text der Hymne lautet wie folgt:

Gib, o Christus, deinem Diener Ruhe mit deinen Heiligen:

wo Kummer und Schmerz nicht mehr sind;

kein Seufzen, sondern ewiges Leben.

Du allein bist unsterblich, der Schöpfer und Erschaffer des Menschen:

und wir sind sterblich, geformt aus dem Staub der Erde,

und zur Erde werden wir zurückkehren:

Denn so hast du es bestimmt,

als du mich erschufst und sprachst:

Staub bist du und zum Staub sollst du zurückkehren.

Wir alle gehen hinab in den Staub;

und weinend über dem Grab singen wir unser Lied:

Halleluja, halleluja, halleluja. 

In der Russisch-Orthodoxen Kirche wird der Hymnus traditionell bei Gottesdiensten für die Verstorbenen gesungen. Dazu gehören Beerdigungen und Gedenkgottesdienste sowie Gottesdienste an Radoniza, dem Tag der Freude, zum besonderen Gedenken an verstorbene orthodoxe Christen.  

Die Trauerfeier für die britische Königin Elizabeth II. in der St. George's Chapel im Schloss Windsor am 19. September 2022.

Im Wesentlichen drückt das Gebet den Schmerz der Trauer aus und erinnert die Menschen gleichzeitig an die christliche Hoffnung auf ein ewiges Leben. Indem sie das Gebet singen, bitten die Gläubigen Gott, die Seele, die gerade den Körper verlassen hat, an demselben Ort ruhen zu lassen, an dem auch die Seelen der Heiligen ruhen. 

Warum wurde es bei der Beerdigung von Königin Elisabeth II. gesungen? 

Der Buckingham-Palast hat sich nicht offiziell dazu geäußert, warum die orthodoxe Hymne neben anderen traditionell anglikanischen Gebeten gesungen wurde. Das gleiche Russische Kontakion zur Kiewer Melodie wurde jedoch auch bei der Beerdigung des Ehemanns der Königin, des Herzogs von Edinburgh, im Jahr 2021 gespielt. 

Nach Angaben der Massenmedien wollte Elisabeth II. das orthodoxe Gebet in ihre Trauerfeier aufnehmen, um ihrem Ehemann Prinz Philip und seinen russischen Wurzeln die letzte Ehre zu erweisen. 

Prinz Philips lebenslanges Bekenntnis zum orthodoxen Glauben 

Die russischen Wurzeln von Prinz Philip sind wohlbekannt. Die Vorfahren des Herzogs von Edinburgh sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits sind mit dem russischen Zarenhaus verwandt. 

Ursprünglich ein Anhänger der griechisch-orthodoxen Kirche, musste Philip zum Anglikanismus konvertieren, um die britische Prinzessin zu heiraten. 

Der Herzog von Edinburgh, der der Patenonkel des Kindes ist, hebt die kleine Prinzessin Marija nach ihrer Taufe in der serbisch-orthodoxen Kirche aus dem Taufbecken. Das Baby ist die Tochter der Nichte des Herzogs, Prinzessin Christina von Hessen und Prinz Andrej von Jugoslawien.

Später in seinem Leben soll Prinz Philip private Versuche unternommen haben, seine Wurzeln zu erforschen, indem er den Berg Athos besuchte, ein wichtiges Zentrum des orthodoxen Mönchtums. Beobachter bemerkten, dass er sich auf orthodoxe Weise bekreuzigte – von rechts nach links.

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