5 Polen, die Russland glänzend gedient haben

Russia Beyond (Photo: Mil.ru; Public domain; BamBamImages/Getty Images)
Die Beziehungen zwischen den beiden slawischen Völkern waren schon immer äußerst schwierig. Oft mussten Polen, die in russische Dienste gingen, gegen ihre Landsleute kämpfen.
  1. Adam Rzewuski

Als Vertreter einer bedeutenden Adelsfamilie diente Rzewuski Russland sein ganzes Leben lang treu. Er begann seine militärische Laufbahn als einfacher Junker und schaffte es bis zum Rang eines Generals der Kavallerie und sogar in das Gefolge des Zaren.

Rzewuski nahm an allen wichtigen Schlachten des Russisch-Türkischen Krieges von 1828-1829 teil, in denen er von einer Kanonenkugel getroffen und durch eine Kugel am linken Bein verwundet wurde. Für seine Tapferkeit in den Schlachten wurde er mit dem St.-Anna-Orden 3. Klasse und dem St.-Wladimir-Orden 4.Klasse ausgezeichnet.

Während des polnischen Aufstands von 1830-1831, der auf die Wiederbelebung einer unabhängigen Rzeczpospolita, einer „historischen Königlichen Republik der Polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen“ abzielte, beteiligte sich Rzewuski aktiv an dessen Niederschlagung und blieb damit dem Russischen Reich treu. Er führte die schwierigsten Missionen tadellos aus und wurde mit einem goldenen Säbel mit der Aufschrift „für Tapferkeit“ belohnt.

Zu verschiedenen Zeiten nahm Rzewuski am Krimkrieg 1853-1856 teil, befehligte Kavalleriedivisionen, die Truppen des Kiewer Militärbezirks und leitete das Alexander-Komitee für Verwundete. Die russischen Monarchen schätzten die Loyalität des mutigen Polen sehr und nahmen ihn stets in ihren Kreis der Vertrauten auf.

  1. Felix Krukowski

Wie Rzewuski war auch Feliks Krukowski, der aus der Provinz Grodno stammte, ein geborener Soldat. Im Jahr 1839, im Alter von 35 Jahren, fand er sich im Kaukasus wieder, wo die russische Armee gerade einen blutigen Kampf gegen die aufständischen Bergbewohner führte.

Im Jahr 1843 wurde Krukowski berühmt, weil er als Befehlshaber von vierhundert Kosaken den Angriff der viertausend Mann starken feindlichen Truppen auf das Dorf Bebeschewskaja zurückschlug. Sechs Jahre später wurde er zum Ataman des großen Kaukasus-Linien-Kosakenheers ernannt, das damals zusammen mit den Schwarzmeer-Kosaken-Truppen eine der wichtigsten Kräfte bei der Erschließung des Nordkaukasus waren.

Die Kosaken respektierten und liebten Krukowski nicht nur wegen seiner Tapferkeit auf dem Schlachtfeld und seiner administrativen Fähigkeiten, sondern auch wegen seiner respektvollen Haltung ihnen und ihren Bräuchen gegenüber – obwohl er Katholik war, besuchte er sonntags mit ihnen den orthodoxen Gottesdienst.

Krukowski wurde 1852 bei einem Gefecht in der Nähe der Festung (der heutigen Stadt) Urus-Martan getötet. „Wenn aus der gesamten Armee nur tausend der besten Männer ausgewählt worden wären, und jeder dieser Männer hätte seine besten Tugenden und Qualitäten, selbst dann hätten sie in Summe nicht die Qualitäten des verstorbenen Ataman übertroffen, der für unsere kaukasischen Kosaken absolut unersetzlich war“, schrieb Fürst Michail Woronzow, der Vizekönig des Kaukasus, über ihn.

  1. Michal Jankowski

1863 schloss sich der 21-jähriger polnischer Landwirtschaftsstudent dem damaligen großen Aufstand gegen die russische Macht an. Nach der Niederlage der Aufständischen wurde er seines Adelstitels und seines Vermögens beraubt und für acht Jahre zur Zwangsarbeit nach Sibirien geschickt.

Nach einiger Zeit wurden viele Exil-Polen, darunter auch Jankowski, begnadigt, doch war ihnen die Rückkehr in ihre Heimat weiterhin untersagt. Er verbrachte lange Tage auf der Jagd, bis er an einer wissenschaftlichen Expedition den Amur-Fluss hinauf zur Pazifikküste teilnehmen konnte. Diese Reise veränderte das Leben des ehemaligen Rebellen. Er verliebte sich in den Fernen Osten und beschloss, für immer hier zu bleiben.

Jankowski entpuppte sich als begabter Unternehmer. Zunächst leitete er eine Goldmine auf der Insel Askold, 50 km von Wladiwostok entfernt, dann gründete er ein Gestüt auf der Halbinsel Sidemi in der Nähe von Korea, wo er eine neue, an die Bedingungen im Fernen Osten angepasste Pferderasse züchtete. Hier gründete der unternehmungslustige Pole die ersten russischen Plantagen mit Ginseng, der wertvollsten Heilpflanze der östlichen Medizin.

Die Wissenschaft wurde nach dem Handel zu Jankowskis zweiter Leidenschaft. Er entdeckte mehrere Käferarten, etwa hundert Tag- und Nachtschmetterlingsarten, von denen 17 nach ihm benannt wurden, und erforschte und beschrieb einen seltenen Vogel, der ausschließlich im Fernen Osten lebt und heute als Jankowskiammer bekannt ist. Die von Jankowski entdeckte archäologische Kultur des südlichen Primorje wurde ebenfalls nach ihm benannt. 

  1. Feliks Dserschinski

Der Sohn eines polnischen Adligen aus dem Gehöft Dserschinow bei Minsk prägte die Anfänge der sowjetischen Staatssicherheitsdienste. Dserschinski, der wegen seiner Härte den Spitznamen „Eiserner Felix“ erhielt, war einer der Gründer und erster Leiter der Allrussischen Außerordentlichen Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage (WTschK) – dem Vorläufer des NKWD und KGB der UdSSR und des FSB der Russischen Föderation.

Dserschinski war einer der Ideologen und Organisatoren des so genannten roten Terrors gegen die Feinde der Revolution, der nicht nur in der Einschüchterung und Verhaftung von Oppositionellen gegen die Bolschewiki bestand, sondern auch in deren physischer Vernichtung.

Er kämpfte auch gegen seine ehemaligen Landsleute. Während des Sowjetisch-Polnischen Krieges 1919-1921 war er Stabschef der Südwestfront und Mitglied des Provisorischen Revolutionären Komitees Polens, das von der bolschewistischen Regierung in den von der Roten Armee besetzten polnischen Gebieten eingesetzt wurde.

„Dserschinski war der schärfste Kritiker seines geistigen Kindes... Ständig säuberte er die Tscheka und baute sie wieder auf, überprüfte immer wieder Personen, Strukturen, Techniken und fürchtete vor allem, dass die WTschK-OGPU von Bürokratie, Papier, Gefühllosigkeit und Routine gelähmt würde…“, schrieb Wjatscheslaw Menschinski (ebenfalls ein Pole), der den „Eisernen Felix“ nach dessen plötzlichem Tod 1926 als Leiter des sowjetischen Geheimdienstes ablöste, über seinen Mitstreiter.   

  1. Konstantin Rokossowski

„Ich bin der unglücklichste Marschall der Sowjetunion. In Russland hielt man mich für einen Polen, in Polen aber für einen Russen“, klagte Konstantin Rokossowski, ein gebürtiger Warschauer, Sohn eines polnischen Arbeiters und einer russischen Lehrerin, der zu einem der besten Kommandeure des Zweiten Weltkriegs wurde.

Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches 1917 stand Rokossowski, der im 5. Kargopolski-Dragonerregiment diente, vor einer schwierigen Entscheidung: für den Wiederaufbau des polnischen Staates zu kämpfen oder sich dem Kampf für die „Arbeiter- und Bauernmacht“ zu widmen. Nachdem er sich den Bolschewiki angeschlossen hatte, machte er eine glänzende Karriere in der Roten Armee.

Wie durch ein Wunder vom „Großen Terror“ in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre verschont geblieben (er wurde beschuldigt, für polnische Spione zu arbeiten, und erst nach zweieinhalb Jahren Haft freigelassen), befehligte Rokossowski im Rang eines Generalmajors ein mechanisiertes Korps, als die Wehrmacht einmarschierte. Er bewährte sich in den Abwehrschlachten des Sommers und Herbstes 1941, nahm an einer groß angelegten sowjetischen Gegenoffensive in der Nähe von Moskau teil und war einer der Urheber der Operation Uranus zur Einkreisung und Vernichtung der 6. Armee von Friedrich Paulus in Stalingrad. 1944 befehligte Rokossowski die Truppen der 1. Weißrussischen Front, die während der Operation Bagration die Truppen der deutschen Heeresgruppe Mitte besiegten, 600 km nach Westen vorstießen und das gesamte weißrussische Territorium, einen Teil der baltischen Staaten und Ostpolen befreiten. Am 29. Juni 1944 wurde Rokossowski in den Rang eines Marschalls der Sowjetunion erhoben.

Rokossowski sollte Berlin einnehmen, aber Stalin versetzte ihn im letzten Moment an die 2. Weißrussische Front, die in Ostpreußen und Pommern operierte, und übertrug die 1. Weißrussische Front dem brillantesten Kommandeur der Roten Armee, Georgij Schukow.  „Warum diese Schmach?“, fragte der verzweifelte Marschall, worauf der „Vater der Nationen“ antwortete: „Das ist keine Schmach, das ist Politik.“

1949 übernahm Rokossowski auf Vorschlag der polnischen Behörden und mit Genehmigung des Kremls das Amt des Ministers für nationale Verteidigung Polens, das er bis 1956 innehatte. Er war der einzige sowjetische Marschall in der Geschichte, der auch Marschall von Polen wurde.

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