Wie Lend-Lease der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg zum Sieg verhalf (FOTO)

US Army Signal Corps
Von allen gelieferten Waffen und Materialien war die UdSSR den Amerikanern besonders dankbar für deren Lastwagen. Sie wurden auch nach dem Krieg aktiv für die Bedürfnisse der sowjetischen Landwirtschaft und Industrie genutzt.

Mehr als 400.000 Fahrzeuge, fast 19.000 Flugzeuge, etwa 20.000 Panzer, Selbstfahrlafetten und Schützenpanzerwagen, 90 Frachtschiffe, 105 U-Jagd-Boote, 1.900 Lokomotiven und 11.000 Eisenbahnwaggons, 4,5 Millionen Tonnen Lebensmittel – all das erhielt die UdSSR im Rahmen des Lend-Lease-Programms der amerikanischen Regierung, dessen Kern darin bestand, Ländern, die gegen Nazideutschland und seine Verbündeten kämpften, materielle Hilfe zu leisten.

Der Lend-Lease Act (lend – dt.: verleihen und lease – dt.: mieten, pachten) wurde am 11. März 1941 vom US-Kongress verabschiedet. Demnach waren die gelieferten Maschinen, Waffen, Ausrüstungen und Materialien im Falle ihrer Zerstörung oder ihres Verlustes während des Krieges nicht zu bezahlen. Für verbliebene Ausrüstungsgegenstände, die nach dem Krieg für friedliche Zwecke genutzt werden konnten, wie z. B. Lastwagen, Autos oder Erdölprodukte, musste bezahlt werden. Die militärische Ausrüstung sollte zurückgegeben werden.

Großbritannien war das erste Land, das unter das Lend-Lease-Programm fiel. Im April 1941 kam China hinzu. Auf der ersten Moskauer Konferenz der Länder der Anti-Hitler-Koalition Anfang Oktober desselben Jahres einigten sich die Parteien auf Lieferungen an die Sowjetunion. In der Folge wurden eine Reihe weiterer Verträge zur Regelung der Zusammenarbeit geschlossen, darunter das „Abkommen über die Grundsätze für die gegenseitige Hilfeleistung im Krieg gegen eine Aggression“ vom 11. Juni 1942. Die Briten, die ihrerseits Hilfe von den USA erhalten hatten, beteiligten sich in der Folge auch an der Versorgung der UdSSR und handelten nach denselben Grundsätzen wie ihre amerikanischen Verbündeten.

Westliche Ausrüstungen und Materialien, die außerhalb des Lend-Lease-Programms geliefert wurden, wurden sofort von der UdSSR bezahlt. Am 30. April 1942 versenkte das deutsche U-Boot U-456 in der Barentssee den britischen Kreuzer Edinburgh, an dessen Bord sich 5,5 Tonnen sowjetisches Gold befanden, das Moskau als Bezahlung für die Lieferung übergeben hatte. Darüber hinaus lieferte Moskau im Rahmen des so genannten Reverse lend and lease Chrom- und Manganerz, Platin und Bauholz an die Alliierten.

Der amerikanische und britische Nachschub erfolgte auf drei Hauptrouten: über den Pazifik (mit der Luftbrücke Alaska-Sibirien, über die rund 8.000 Flugzeuge transportiert wurden), über den im August-September 1941 von den sowjetischen und britischen Streitkräften besetzten Iran und über das Nordpolarmeer. Der letztgenannte Weg war der kürzeste, aber auch der gefährlichste, da sich die Streitkräfte der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe in der Nähe befanden.

Im Juli 1942 betrug der Anteil der importierten Panzer in der Roten Armee 16 % (2.200 von 13.500). Britische Panzer vom Typ Mk II Matilda, Mk III Valentine und Mk IV Churchill, amerikanische Panzer vom Typ M-3 Stuart und M-3 Lee/Grant kämpften gegen die Deutschen. Etwa 200 Panzer M4A2 Sherman nahmen an der Berlin-Offensive teil.

London und Washington schickten über 13.000 Kampfflugzeuge in die UdSSR, darunter P-40 Tomahawks, P-63 Kingcobras, P-47 Thunderbolts, Spitfires und Hurricanes sowie etwa 4.000 Bomber A-20 Boston und B-25 Mitchell. Fast jedes vierte Jagdflugzeug und jeder vierte Bomber, der während des Krieges für die sowjetischen Luftstreitkräfte flog, war aus anglo-amerikanischer Produktion. Die meisten seiner Siege errang das legendäre Fliegerass Alexander Pokryschkin auf einer amerikanischen P-39 Airacobra.

Die Versorgung mit Lebensmitteln, Rohstoffen und Komponenten für die Rüstungsindustrie (Dynamit, Schießpulver, TNT, Sprengstoff, Toluol, Zünder usw.) war äußerst wichtig. „Die Amerikaner lieferten uns so viel Material, ohne das wir unsere Reserven nicht bilden und den Krieg nicht fortsetzen konnten…“, behauptete Marschall Georgij Schukow: „Wir hatten keinen Sprengstoff, kein Schießpulver. Wir hatten nichts, womit wir Gewehrpatronen hätten füllen können... Hätten wir überhaupt ohne die amerikanischen Stahl-Lieferungen schnell die Produktion von Panzern aufnehmen können?“

Die UdSSR war den Amerikanern besonders dankbar für die Lieferung von Kraftfahrzeugen: Personenkraftwagen Willis und auch Lastkraftwagen Studebaker und Dodge, die in ihren technischen Eigenschaften die grundlegenden Arbeitspferde der Roten Armee – ZIS-5 und GAZ-AA – haushoch übertrafen. 1944 machten importierte Fahrzeuge 70 % des Fuhrparks der sowjetischen Truppen aus und bildeten die Grundlage für deren Mobilität. „Der Studebaker ist natürlich besser“, meinte der Leutnant des 6. Selbstständigen Garde-Granatwerferbattalions, Pawel Gurewitsch: „Die ZIS waren zweiachsig, sie blieben bei schlechten Straßenverhältnissen stecken. Der Studebaker dagegen war ein Geländewagen – der hatte sowohl Vorder- als auch Hinterradantrieb. Er war leichter zu manövrieren. Das war in den karelischen Sümpfen sehr nützlich.“

Die Kosten der Lend-Lease-Lieferungen der USA, Großbritanniens und Kanadas an die UdSSR während des gesamten Krieges werden auf 13,212 Milliarden US-Dollar geschätzt, von denen laut Programm nicht alles zurückgezahlt werden musste. Im Jahr 1947 stellte Washington Moskau 2,6 Milliarden US-Dollar in Rechnung. Es begannen Verhandlungen, die sich über Jahre hinzogen. Erst 1990 einigten sich die Parteien darauf, die Schulden in Höhe von 674 Millionen Dollar bis 2030 zu begleichen. Russland zahlte sie als Rechtsnachfolger der Sowjetunion bis 2006 zurück.

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