Vilis Lacis war in den 1930er Jahren einer der führenden Schriftsteller der Republik Lettland. Seine Romane Die flügellosen Vögel und Der Fischersohn über das harte Alltagsleben der einfachen Leute erfreuten sich großer Beliebtheit. Auf der Grundlage dieser Geschichte wurden mehrere Theaterstücke inszeniert und 1939 ein Spielfilm gedreht.
Trotz seiner offen kommunistischen Ansichten wurde Lacis von den Behörden nicht verfolgt – der Präsident des Landes, Kārlis Ulmanis, war selbst ein Fan seiner Arbeit. Nachdem Lettland im Sommer 1940 der Sowjetunion beigetreten war, wandte sich Lacis der Politik zu und wurde einer der Führer der neu gegründeten Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Als Vorsitzender des Ministerrats der Republik unterzeichnete er 1949 einen Erlass, mit dem mehr als 40.000 „politisch unzuverlässige Elemente“ nach Sibirien geschickt wurden.
Er starb 1959 und wurde mit sieben Leninorden, zwei Stalinpreisen und vielen anderen Auszeichnungen der UdSSR geehrt. Nach ihm wurden Straßen, Institute und Bibliotheken in Lettland benannt, die jedoch bald nach dem Zusammenbruch der UdSSR umbenannt wurden. Dennoch blieb die Vilis-Lacis-Straße in Saulkrasti, Lettland, bis 2021 erhalten und in Moskau gibt es eine solche Straße noch heute.
Der in Tallinn geborene Arnold Meri war vom Beitritt Estlands zur Sowjetunion im Jahr 1940 sehr begeistert. Als die Wehrmacht in die Sowjetunion einmarschierte, war er bereits stellvertretender politischer Offizier in der 415. Unabhängigen Funkkompanie des 22. Sonderbattalions, das auf der Grundlage der vor-sowjetischen estnischen Armee geschaffen wurde.
Meri zeichnete sich in seinem ersten Gefecht in der Region Pskow im Juli 1941 aus. Zu diesem Zeitpunkt war der Feind lediglich einen Kilometer vom Stabsquartier entfernt und den Deutschen stellten sich nur noch verstreute Gruppen von in Panik geratenen sowjetischen Soldaten in den Weg.
„Es gab keinen einzigen Schützengraben, keine einzige Einheit, die bereit war, die Stellung zu halten. Eine halbe Stunde später hätte das Stabsquartier in Schutt und Asche gelegen!“, erinnerte sich Arnold Konstantinowitsch: „Ich begann, die Verteidigung zu organisieren. Es waren nicht meine Soldaten. Ich hatte nicht den Rang, sie zu befehligen. Aber ich habe die Verteidigung organisiert. Ich sagte: ,Wenn wir uns nicht verteidigen, werden wir umkommen! Sie werden uns niedermetzeln! Die einzige Möglichkeit, sich zu retten, besteht also darin, sich zu verteidigen!ʻ Bei wem es nicht wirkte, für den hatte ich eine Nagan: Ich hielt im die Pistole vor die Nase..."
Meri war der erste Este, der für die Rettung seines Stabsquartiers und des gesamten Korps als Held der Sowjetunion ausgezeichnet wurde. Im Jahr 1951 wurde ihm der Orden aberkannt, weil er die Überprüfung der Fälle mehrerer Repressionsopfer forderte, aber nach Stalins Tod wurde ihm die Auszeichnung zurückgegeben.
Viele Jahre später ereignete sich eine ebenso unangenehme Episode in Meris Leben. Im Jahr 2007 leitete die estnische Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den 88-jährigen Veteranen ein, weil er im März 1949 die Deportation der Bewohner der Insel Hiiumaa organisiert und daran teilgenommen hatte. Zwei Jahre später wurde das Verfahren eingestellt, da Meri inzwischen verstorben war.
Der im Jahr des Zusammenbruchs des Russischen Reiches in Tallinn geborene Vaclovas Bernotėnas war der erste Litauer, der als Held der Sowjetunion ausgezeichnet wurde.
In den ersten Jahren des Krieges gegen Nazi-Deutschland wurde Bernotėnas nach Pensa evakuiert. Dort absolvierte er einen Schnelllehrgang an einer Artillerieschule und trat anschließend in die 16. Litauische Klaipeda-Schützendivision ein.
Am 25. Juni 1943, kurz vor der großen Schlacht bei Kursk, erhielt der Kommandeur des Aufklärungszuges von Bernotėnas den Auftrag, einige „Quellen“ von der von den Deutschen besetzten Höhe in der Nähe des Dorfes Nikitowka im Gebiet Orjol zu beschaffen. Da es unmöglich war, dies heimlich bei Nacht zu tun, griff Bernotėnas den Feind am helllichten Tag an.
Den Spähern gelang es nicht nur, Gefangene zu machen, sondern auch wichtige Dokumente und eine Karte zu erbeuten. Mehrere Stunden lang deckten der Kommandeur und seine vier Männer den Rückzug der Hauptstreitkräfte. Am Ende war er der einzige von ihnen, der noch lebte. Als er fast das Bewusstsein verloren hatte, kroch der mutige Litauer, der an beiden Beinen verwundet war, auf die sowjetischen Truppen zu. Alles, was er zu essen und zu trinken hatte, waren wilder Sauerampfer und Sumpfwasser. Bernotėnas brauchte sieben Tage, um seine eigenen Leute zu erreichen, obwohl sie nur einen Kilometer entfernt waren.
Nach dem Krieg nahm Bernotėnas eine Stelle an der Republikanischen Bibliothek der Litauischen SSR in Vilnius an. Aus dem furchtlosen Aufklärer wurde ein bescheidener und ruhiger Leiter der Abteilung für seltene und alte Drucke.
Der aus Riga stammende Sproģis begann seine militärische Laufbahn in den Reihen der lettischen Schützen, die während des russischen Bürgerkriegs zu den zuverlässigsten Soldaten der Roten Armee gehörten. Noch vor seinem siebzehnten Geburtstag diente er als Lenins Personenschützer, kämpfte in der Ukraine und in Weißrussland und nahm während des sowjetisch-polnischen Konflikts an dem erfolglosen Marsch auf Warschau teil.
Nachdem er bei den Grenztruppen an der Westgrenze der Sowjetunion gedient hatte, verband Sproģis sein Leben mit Aufklärungs- und Sabotagetätigkeiten. Während des Spanischen Bürgerkriegs leitete er unter dem Namen Major Arturo die Aufklärungsabteilung der 11. Internationalen Brigade, bildete Spezialeinheiten aus und führte selbst Einsätze hinter den Linien der Frankisten durch. Der berühmte amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway nahm an einer dieser Aktionen unter der Führung Sproģis’ teil.
Während des Zweiten Weltkriegs bereitete Arturs Karlowitsch Dutzende von Aufklärungs- und Sabotagegruppen vor und entsandte sie hinter die Frontlinien, darunter auch Spezialeinheiten spanischer und deutscher Kommunisten. Zwanzig von Sprogis' Zöglingen wurden zu Helden der Sowjetunion, manche auch posthum.
Ab 1943 führte Arturs Sproģis die Partisanenbewegung in der Lettischen SSR an. Er blieb nicht im warmen Büro sitzen und im Oktober desselben Jahres wurde er bei einem Einsatz schwer verwundet. Auch nach der Befreiung der Republik von der deutschen Besatzung blieb für ihn noch viel zu tun, denn es gab viele Einheimische (die so genannten „Waldbrüder“), die sich gegen die Sowjetmacht stellten und sich in den Wäldern versteckt hielten.
Arturs Sproģis, der mit fünfundzwanzig staatlichen Orden ausgezeichnet wurde, verbrachte seine letzten Jahre als Dozent in Moskau. Nach seinem Tod im Jahr 1980 wurde er in seiner Heimatstadt Riga beigesetzt.
Held der sozialistischen Arbeit, Verdienter Kunstschaffender der Estnischen SSR, Volkskünstler der Estnischen SSR, Volkskünstler der UdSSR, Träger des Stalin- und des Leninpreises, Träger zahlreicher Orden und Ehrenbürger von Tallinn – das war der berühmte Komponist, Dirigent und Lehrer Gustav Ernesaks.
Er wurde als „Ritter des Chorgesangs“ bezeichnet. Er war es, der den Staatlichen Akademischen Männerchor der Estnischen SSR – den ersten professionellen Chor des Landes – gründete und leitete.
Ernesaks komponierte im Laufe seines Lebens fünf Opern, von denen drei den Kampf der estnischen Bauern gegen die Unterdrückung durch die Gutsbesitzer und die Ereignisse der russischen Revolution von 1905 zum Thema haben. Darüber hinaus war Ernesaks im Jahr 1947 nach einer neunjährigen Unterbrechung einer der Initiatoren der Wiederbelebung des Liederfestes, an dem Hunderte von Ensembles aus dem ganzen Land teilnahmen.
Gustav Ernesaks komponierte die Melodie der inzwischen weitgehend vergessenen Nationalhymne der Estnischen SSR. Heute ist seine Musik für das patriotische Lied Mein Vaterland ist meine Liebe, das auf Versen der Dichterin Lydia Koidula aus dem 19. Jahrhundert basiert, weitaus populärer. Es ist das Lied, das heute als die zweite, inoffizielle Hymne Estlands gilt.
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