Sergej Prokudin-Gorskij (1863-1944) revolutionierte die Fotografie: Er war der erste Fotograf in Russland, der Farbaufnahmen anfertigte und erfand neue Methoden, um seine Fotos so lebendig wie möglich zu gestalten.
Prokudin-Gorskij stammte aus einer alten Adelsfamilie. Er lebte vor der Revolution von 1917 in St. Petersburg, studierte sehr intensiv Chemie und Malerei und widmete sich mit Begeisterung dieser Beschäftigung. Ende des 19. Jahrhunderts, als die Fotografie in Russland einen wahren Boom erlebte, begann er mit seinen fotografischen Experimenten. Er studierte eine Zeit lang in Deutschland bei Adolph Miethe, einem der Pioniere der Farbfotografie, entwickelte dann aber eine eigene Kamera für die Farbfotografie.
Selbstporträt.
Sergej Prokudin-GorskijEr wandte auch sein Wissen über Chemie an: So entwickelte und patentierte er lichtempfindlichere Platten, die eine Fotografie mit kürzeren Verschlusszeiten ermöglichten. Prokudin-Gorskij hatte für jedes Foto drei Negative, die für die Wiedergabe nacheinander durch drei Filter – Blau, Grün und Rot – geschickt wurden (daher sind auf den Fotos oft farbige Ränder sichtbar).
Er hinterließ eines der größten fotografischen Vermächtnisse des russischen Reiches. Und dieses ist nicht nur durch die Farbfotos so wertvoll, sondern auch durch die breite Geographie der Aufnahmen und die große thematische Bandbreite. Von 1903 bis 1916 reiste der Fotograf unermüdlich durch das ganze Zarenreich. Er fotografierte den Kaukasus und Turkestan, St. Petersburg und den Ural, den russischen Norden und die Wolga-Region. Er fotografierte alte Kirchen, neueste Industrieobjekte, Porträts von Berühmtheiten, Szenen aus dem Alltag der einfachen Leute und vieles mehr.
Er besaß auch eine Sammlung von Fotografien der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des russischen Reiches. Zar Nikolaus II. wurde auf seine Arbeit aufmerksam und beauftragte ihn, das Leben des Reiches in all seinen Erscheinungsformen umfassend darzustellen. Durch ein Zaren-Dekret wurde ihm ein speziell ausgestatteter Eisenbahnwagen zur Verfügung gestellt, in dem er durch Russland reiste, Fotos entwickelte und Alben anfertigte.
Auf den Flüssen wurden ihm Dampf- und Motorboote zur Verfügung gestellt, an anderen Stellen sogar damals noch seltene Autos.
Man schätzt, dass er insgesamt rund 3.500 Fotografien besaß, von denen jedoch nur 1902 erhalten geblieben sind. Ein Teil der Sammlung ging nach der Revolution verloren, ein Teil wurde von Prokudin-Gorskij ins Exil nach Frankreich gebracht, aber die Bolschewiki verboten die Ausfuhr von etwa tausend Fotos, die von strategischer Bedeutung waren. Weitere rund 400 Negative sind inzwischen in Frankreich verloren gegangen. Im Jahr 1948 verkauften die Erben des Fotografen die Sammlung an die Vereinigten Staaten, wo sie heute in der Library of Congress aufbewahrt wird. Zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts wurde die Sammlung digitalisiert und im Internet zugänglich gemacht.
Hier sind nur einige seiner illustren Aufnahmen.
Leo Tolstoi in Jasnaja Poljana, 1908
Bauernmädchen in einem Dorf in Wologda
Mädchen mit den Erdbeeren
Besatzung des Dampfschiffs Scheksna (auf dem Fluss Wytegra)
Holzsäger am Fluss Swir bei St. Petersburg
Bauernkinder in Bjelosersk
Bauern auf dem Stoppelfeld
Mittagessen auf dem Mähfeld (Fluss Scheksna)
Aufseher am Staroladoschskij-Kanal bei St. Petersburg
Eisenbahnbauarbeiter
Unterwegs mit einer Dresine in der Nähe von Petrosawodsk
„Ich mit zweien“. Prokudin-Gorskij und kaukasische Wachleute von der Eisenbahn
Waisenkinder
Der Emir von Buchara
Ein Lepjoschka-Verkäufer in Samarkand
Lesgin in Dagestan
Awarische Frauen aus Dagestan
Baumwollkarawane in Turkestan
Georgische Frauen in Festtagskleidung
Die Auferstehungskirche in St. Petersburg
Nilow-Kloster am Seligersee
Detail der Dmitrijewskij-Kathedrale in Wladimir
Eingang zur Kirche Johannes’ des Täufers in Jaroslawl
Dreifaltigkeitskathedrale in Ostaschkow
Solowezkij-Kloster
Eine Ikonostase in der Borodino-Kirche im Gebiet Moskau
Eingang zur Auferstehungskirche in Kostroma
Die Einfriedung der St.-Georgs-Kirche (in der alten Ladoga-Festung bei St. Petersburg)
Ehemaliger Palast der Großfürsten, jetzt Bischofshaus in Rjasan
Ansicht von Moschaisk
Hütte im Ural
Schachi-Sinda-Nekropole in Samarkand
Compound-Dampflokomotive mit Schmidt-Überhitzer, Perm
Gesamtansicht von Perm
Wachhunde im Ural
Schleusentore am Bjeloserskij-Kanal
Saplotnyj-Fels am Fluss Tschusowaja (Ural)
Nachtlager auf einem Felsen am Fluss Tschusowaja
Auf dem Saimaakanal (zwischen Russland und Finnland)
Liegehafen am Fluss Swir
Schleuse am Staroladoschskij-Kanal bei St. Petersburg
Eisenbahnbrücke über den Fluss Kama in Perm
An der Mündung des Flusses Kemi, Karelien
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