Im Zentrum Moskaus, am Lubjanka-Platz, befindet sich ein riesiges Einkaufszentrum, das ein Mekka für alle sowjetischen Kinder war. Detskij mir war das größte Geschäft des Landes mit Spielzeugen und anderen Waren für Kinder.
Ironischerweise befand sich dieser fröhliche Ort in unmittelbarer Nähe des berüchtigten Gebäudes des sowjetischen Geheimdienstes am Lubjanka-Platz und eines Denkmals für dessen Gründer Felix Dserschinski.
Detskij mir wurde in den 1950er Jahren an der Stelle der Lubjanka-Passage gebaut, die von den sowjetischen Behörden abgerissen wurde. Das neue Geschäft befand sich direkt an der Metro-Station Lubjanka, so dass es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr bequem zu erreichen war.
Das Gebäude ist absolut einzigartig, sein Stil ist eine Mischung aus Stalin-Klassizismus und der minimalistischen Architektur der Nach-Stalin-Ära. Übrigens war es das erste Gebäude in der UdSSR, das Rolltreppen hatte.
Während moderne Kinder sehr viele Spielzeuge haben, besaßen sowjetische Kinder in der Regel bis zu zehn Stück, die bei allen mehr oder weniger gleich waren und oft von älteren Geschwistern oder Freunden geerbt wurden. Ein Geschäft mit Hunderten von Spielzeugen für jeden Geschmack zu betreten, war also eine wahre Freude!
Im Inneren glich das Kaufhaus eher einem Märchenschloss mit einem riesigen Atrium und einer Balustrade rundherum. Viele Jahre lang gab es ein Karussell mit Pferden in der Mitte.
In den ersten drei Stockwerke waren die Stände mit Spielzeug und anderen Waren für Kinder gefüllt, die von sowjetischen Fabriken hergestellt wurden.
Puppen, Teddybären, Spielzeugeisenbahnen, Schaukelpferde – in der Sowjetunion wurden erstaunlicherweise alle Arten von Spielzeug gefertigt.
Detskij mir verkaufte auch einige Importwaren, meist aus der Tschechoslowakei, der DDR, Ungarn und den anderen sozialistischen „Bruderländern“.
Auf dem Bild unten sehen sich die Jungen Lunnik an, einen verkabelten, ferngesteuerten Mondrover aus Lettland. Ein elektronisches Spielzeug war der Traum eines jeden sowjetischen Kindes.
Die Kinder in der UdSSR bettelten nicht um Spielzeug oder warfen sich weinend und mit den Fäusten schlagend auf den Boden. Eine Reise (ja, eine Reise) zum Detskij mir war ein Privileg. Kinder durften oft zum Geburtstag oder zu besonderen Anlässen dorthin gehen.
Manchmal belohnten Eltern ihre Kinder mit einem neuen Spielzeug, wenn sie das Schuljahr mit guten Noten abgeschlossen hatten. Im August, vor Beginn des Schuljahres, gingen viele zum Detskij mir, um eine neue Schuluniformen oder Schreibwaren zu kaufen.
Viele erwachsene Russen denken noch heute an einen Ausflug zum Detskij mir als etwas Besonderes zurück. „Ich erinnere mich, dass ich schon am Vorabend des Tages, an dem wir dorthin fahren wollten, unglaublich aufgeregt war. Am nächsten Morgen bin ich sehr früh aufgestanden und habe meine Eltern gefragt, wann wir fahren“, erzählt Jelena, 64, eine Moskauerin.
Gleichzeitig war das Nichterreichen des Ziels auch eine Frage des Langzeitgedächtnisses. „Ich weiß noch, wie ich von einem Spielzeugauto träumte und meine Eltern vorsichtig fragte, ob ich eines zum Geburtstag bekommen könnte. Sie brachten mich ins Zentrum von Moskau, schlugen mir dann aber vor, nicht das Detskij mir, sondern einen anderen großartigen und geheimen Ort zu besuchen. Ich war begeistert und stimmte zu – und sie nahmen mich mit in das Historische Museum. Ich weiß noch, wie enttäuscht ich war“, erinnert sich Andrej, 45.
Neben Spielzeug gab es im Detskij mir buchstäblich alles, was ein Kind brauchen kann. Von Windeln für Neugeborene...
...bis zu Schuhen für jedes Alter...
...und Kleidung für Teenager.
Obwohl das Detskij mir das ganze Jahr über einem besonderen Ort war, verwandelte er sich im Dezember, kurz vor Neujahr, in ein wahres Märchen. In der Regel wurde im Atrium ein großer geschmückter Weihnachtsbaum aufgestellt.
Und die Fassade des Gebäudes war mit Tannenzweigen und Lichterketten geschmückt.
Und wahrscheinlich gab es in der gesamten Sowjetunion keinen anderen Ort, an dem so viel Weihnachtsspielzeug, Weihnachtsschmuck und Geschenke für Kinder verkauft wurden.
Die Verkäufer verkleideten sich oft als Djed Moros und seine Begleiterin als Snegurotschka.
In dieser Zeit war das sonst so beliebte Detskij mir noch voller, und Hunderte von Menschen standen Schlange, um etwas für den Feiertag zu kaufen.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieb das Detskij mir ein beliebtes Ausflugsziel für Kinder und bot vielen neuen ausländischen Marken und Produkten die Möglichkeit, auf dem russischen Markt Fuß zu fassen.
Im Jahr 2008 wurde das Detskij mir für Renovierungsarbeiten geschlossen und sieben Jahre später wiedereröffnet. Das dreistöckige Atrium wurde auf acht Etagen erweitert, und viele Geschäfte mit neuen (auch beliebten westlichen) Marken dort eröffnet.
Gleichzeitig wurde die Fassade neu dekoriert und beleuchtet.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!