Peter der Große liebte seinen Staat mehr als seinen eigenen Sohn. Im Gegensatz zu Iwan dem Schrecklichen, der persönlich in den Tod seines Thronfolgers verwickelt war, ordnete Zar Peter die Folterung seines Sohnes, des Zarewitschs Alexej, wegen Hochverrats und dessen Fluchtversuch nach Europa an. Unter dieser Folter ist Alexej wahrscheinlich gestorben. „Für mein Vaterland und mein Volk habe ich mein Leben nicht verschont, wie kann ich dich also bemitleiden, du unnütze Kreatur“, schrieb Peter an seinen Sohn.
Der Zar selbst war über den Verrat seines Sohnes so schockiert, dass er einige Jahre nach dessen Tod das berüchtigte Dekret von 1722 über die Thronfolge erließ. Das Gesetz schaffte den alten Brauch der männlichen Thronfolge ab und wies den Monarchen an, einen Erben seiner Wahl zu ernennen. Nach seinem Tod setzte Peter keinen eigenen Nachfolger ein.
Porträt von Katharina I., 1717.
Jean-Marc NattierAngeblich soll der sterbende Zar Peter I. kurz vor seinem Tod „Gebt alles…“ geäußert, den Satz jedoch nicht vollendet haben. Ein echter Beweis dafür ist nicht erhalten geblieben. Nach seinem Tod war sein einziger männlicher Erbe sein Enkel und Namensvetter, Peter Alexejewitsch, der spätere Peter II.
Im Jahr 1724 krönte Peter der Große seine Frau Katharina zur Zarin von Russland. Sie war nicht nur kein Nachkomme der Romanow-Familie, sondern stammte auch aus einfachen Verhältnissen. Katharina hatte jedoch Peters rechte Hand, Alexander Menschikow, und den Verantwortlichen für die Außenpolitik, Andrej Ostermann, auf ihrer Seite. Katharina selbst war nach dem Tod ihres Mannes untröstlich und nahm so gut wie keinen Anteil an der Entscheidung über ihr Schicksal.
In der Nacht des 28. Januar 1725, als der Zar im Sterben lag, berief Menschikow eine Sondersitzung ein, an der alle wichtigen Würdenträger des Reiches teilnahmen. Es gab eine hitzige Debatte zwischen den Anhängern Katharinas und der alten Aristokratie, die für Peter II. eintrat. Mitten im Streit stürmten die Gardisten des Preobraschenskij- und des Semjonowskij- Regiments in den Saal. Sie waren auf der Seite des Amtsinhabers in der Person von Menschikow. Die Garde forderte die Inthronisierung der Zarin Katharina Alexejewna.
Als Kompromiss mit den Anhängern Peters II. wurde dieser zum nächsten Thronfolger erklärt, was später im Testament Katharinas I. festgehalten wurde. Als sie 1727 starb, gab es keinen Palastumsturz – Peter II. folgte ihr auf den Thron.
Zarin Anna Iwanowna, 1730.
Louis CaravaquePeter II. regierte nicht lange und starb im Januar 1730 an den Pocken. Er hinterließ kein Testament und hatte keinen Erben benannt. Mit seinem Tod ist die Romanow-Dynastie in direkter männlicher Linie erloschen. Von den Nachkommen des ersten Zaren blieben nur zwei übrig. Ein Enkel des Zaren, Karl Peter, Sohn seiner Tochter Anna Petrowna von Karl Friedrich, Herzog von Holstein, und seine eigene Tochter, Elisabeth Petrowna.
Doch die Werchówniki, die Mitglieder des Obersten Geheimen Rates, die damals Russland regierten – die Fürsten Golizyn und Dolgorukow, angestammter Moskauer Adel, schlugen ihre eigene Kandidatur vor. Aus der Sicht der Aristokraten wurde Elisabeth Petrowna (1709-1762) außerhalb der rechtmäßigen Ehe ihrer Eltern geboren, und Prinz Karl war ein Protestant. Daher wurde beschlossen, einen Erben des Bruders von Peter dem Großen und Mitregenten Iwan V. zu inthronisieren. Und zwar dessen Tochter Anna Iwanowna, die 1710 mit dem Herzog von Kurland, Friedrich Wilhelm, verheiratet wurde und nach dessen Tod als Regentin den Thron von Kurland bestieg.
Anna wurde der Thron unter der Bedingung angeboten, dass sie die Konditionen, ein von Mitgliedern des Obersten Geheimen Rates verfasstes Dokument, unterzeichnet. Laut diesen Konditionen wäre Anna das Recht, eigenständig über den Haushalt zu verfügen, einen Krieg zu erklären oder einen Erben zu ernennen verwehrt gewesen – im Grunde genommen wäre sie dadurch zu einer Marionetten-Herrscherin geworden.
Bei ihrer Ankunft zur Krönung in Moskau wurde Anna jedoch klar, dass die Gesellschaft und der Adel auf ihrer Seite standen. Deshalb nahm die Zarin die Hilfe der Garde in Anspruch. Wie der spanischen Botschafter de Liria die Ereignisse beschrieb, „begannen die Offiziere der Garde und andere, die in großer Zahl waren, in Anwesenheit der Zarin zu schreien, dass sie nicht wollten, dass irgendjemand ihrer Herrscherin Gesetze vorschreibe und diese genauso autokratisch sein müsse wie ihre Vorgänger.“ Daraufhin zerriss Anna in Anwesenheit aller Würdenträger die unglückseligen Konditionen und begann autokratisch zu regieren.
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