Vor etwas mehr als 30 Jahren konnten die Moskauer sich in einem Schwimmbad erholen, das am 16. Juli 1960 auf dem Gelände der in der Stalinära gesprengten Christ-Erlöser-Kathedrale eröffnet wurde.
Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier eine große Grube mit einem Betonfundament, die ursprünglich für den Palast der Sowjets vorgesehen war. Der Krieg führte jedoch zu einem Baustopp, und einige gebliebene Strukturen und Materialien wurden für die Bedürfnisse der Front benutzt. Trotzdem blieb das Fundament intakt und es sammelte sich hier im Laufe der Jahre Regenwasser an. Mitte der 1950er Jahre beschloss man, auf dem Gelände ein Freibad zu errichten.
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Das Schwimmbad Moskwa war mit einem Durchmesser von 130 Metern und einer Wasserfläche von über 13.000 m² riesig. Der Boden des Beckens erreichte in der Mitte eine Tiefe von 6 Metern. Die runde Form wurde beibehalten, um das Fundament des Palastes der Sowjets nutzen zu können.
Das Schwimmbad wurde das ganze Jahr über mit gewärmtem Wasser betrieben, das je nach Jahreszeit eine Temperatur von mindestens 18-22 Grad Celsius aufwies und so bei jedem Wetter für Wärme und Komfort sorgte. Das Becken verfügte über einen Sprungturm mit Sprungbrettern in verschiedenen Höhen sowie über Saunas.
Eintrittskarten für das Schwimmbad konnten die Besucher am Ticketschalter in der Nähe des Ausgangs der Metrostation Kropotkinskaja kaufen. Für das Schwimmen im Schwimmbad war kein ärztliches Attest erforderlich, und es gab Leihmöglichkeiten für Badeanzüge, Badehosen, Hausschuhe, Badekappen und Masken. Die Wasserqualität des Schwimmbads wurde überwacht, mit täglichen Tests und Chlorierung, um die hygienischen Standards zu gewährleisten.
Gelegentlich erforderte das Algenwachstum im Wasser, dass das Becken zur Reinigung geschlossen werden musste. Das Hauptproblem des im Zentrum Moskaus gelegenen Freibads war jedoch der Wasserdampf. Dies wurde besonders in den Wintermonaten deutlich, wenn eine Dampfwolke aus dem erhitzten Wasser in die kalte Luft aufstieg.
Das Schwimmen unter solchen Bedingungen wurde von vielen als gefährlich angesehen, da es aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse schwierig war, im Becken eine Person zu sehen, wenn sie zu ertrinken drohte. Dies stellte ein Risiko für die Besucher dar und behinderte die Arbeit der Rettungsschwimmer.
Es gab auch Gerüchte, dass das Schwimmbecken Korrosion in benachbarten Gebäuden verursachte und die Exponate im nahe gelegenen Puschkin-Museum gefährdete.
Nach dem Untergang der Sowjetunion 1991 stiegen die Preise für Wasser und Strom, so dass die Instandhaltung des Schwimmbads unrentabel wurde.
Das Schwimmbad blieb nach seiner Trockenlegung mehrere Jahre lang ungenutzt und wurde 1994 offiziell geschlossen. Es wurde beschlossen, die von den Sowjets gesprengte Kathedrale wieder aufzubauen. Am 7. Januar 1995 wurde der Grundstein für die Kathedrale an der Stelle des Moskwa-Schwimmbades gelegt.