338 festgenommene Grenzverletzer, 129 getötete Spione und Saboteure - solche beeindruckenden Ergebnisse erzielte der tüchtigste sowjetische Grenzsoldat Nikita Karazupa während seiner zehnjährigen Dienstzeit. Wie hat er es geschafft, die Nummer eins zu werden?
Karazupa kam 1932 zu den Grenztruppen. Der gebürtige Ukrainer sollte die Staatsgrenze im Fernen Osten bewachen. Schon bald wurde der talentierte Soldat in die örtliche Schule für Nachwuchspersonal einer Diensthundezucht geschickt.
Während seiner Ausbildung strebte Karazupa danach, in allem der Beste zu sein. Er arbeitete konsequent an seiner Ausdauer und konnte mit seinem Hund viele Kilometer zurücklegen, ohne auch nur einen Schritt hinter ihm zurückzubleiben.
Er lernte, die Fußspuren von Menschen und Tieren (sowie die von Menschen, die die Fußspuren von Tieren nachahmen) perfekt zu „lesen“. Daraus konnte er nicht nur die Anzahl der Eindringlinge bestimmen, sondern auch die Last, die sie trugen, ihre Geschwindigkeit und sogar, wie sie ungefähr aussahen.
Darüber hinaus nutzte Karazupa jede Gelegenheit, um Gerüche zu studieren und sie sich einzuprägen. Nach eigenen Angaben merkte er sich 250 verschiedene Gerüche, die ihm, wenn kein Hund in der Nähe war, halfen, die Art der Schmuggelware zu identifizieren oder sogar einen Eindringling zu entdecken, der sich im Wald versteckt hatte.
„Ich spreche mit jemandem und schnuppere währenddessen“, erinnert er sich in seinen Memoiren „Sapiski sledopyta“ (Aufzeichnungen eines Fährtensuchers): „Mein Gesprächspartner riecht nach Teer - das heißt, er hat die Räder seines Wagens geschmiert. Ich fragte ihn: ‚Wie sind die Räder, quietschen sie nicht, wenn sie geschmiert wurden?‘, und er sah mich mit erstaunten Augen an: ‚Woher wusste ich das alles?‘“
1932 besetzte Japan den nordöstlichen Teil Chinas an der Grenze zur UdSSR und gründete dort einen Marionettenstaat: Mandschukuo.
Die Japaner loteten ständig die Stärke der sowjetischen Grenze aus und schleusten Spione und Saboteure auf sowjetisches Gebiet ein. Ein großer Teil von ihnen waren ehemalige Weißgardisten, die nach der Niederlage im Bürgerkrieg gezwungen waren, sich in der Mandschurei niederzulassen.
Da es äußerst schwierig war, einen solchen gut ausgebildeten Agenten von einem Einheimischen zu unterscheiden, achteten die Grenzsoldaten sehr genau auf jedes Detail. Bei einer Gelegenheit entdeckte Karazupa eine Gruppe von Saboteuren, die eine Brücke sprengen wollten und sich als Fischer tarnten. Ihm gefiel die Art und Weise nicht, wie sie Würmer an den Haken nahmen.
„Ein Pferd, ein Hund, ein Gewehr und eine Mauser-Schusswaffe, dies scheint alles gewesen zu sein, was Karazupa in jenen weit zurückliegenden Jahren zur Verfügung stand“, schrieb der sowjetische Journalist Jewgenij Rjabtschikow über den Grenzsoldaten: „Es gab keine Hubschrauber, keine Geländewagen, keine weit reichenden Kommunikationseinrichtungen, keine Funkgeräte, keine Nachtsichtgeräte oder Radargeräte - keines der neuesten technischen Mittel, die den Grenzsoldaten damals zur Verfügung standen.“
Indus wurde zu Karazupas treuem Assistenten (als er in der gesamten Sowjetunion berühmt wurde, änderte man den Spitznamen des Hundes in „Ingus“, um die Beziehungen zu Indien nicht zu beeinträchtigen). Der vierbeinige Freund stand seinem Herrn mehr als einmal tatkräftig zur Seite.
So beschrieb Karazupa einen Kampf, bei dem er und Ingus allein gegen drei unerwünschte Grenzpassierer antreten mussten: „Als er sah, dass sein Herrchen in Schwierigkeiten war, stürzte er sich mitten in den Kampf, biss und riss die Banditen, die mich angriffen, aber sie waren wütend und verzweifelt und es schien, als ob sie den Schmerz nicht bemerkten. In der Hand eines von ihnen blitzte ein Messer auf. „Das war's, das ist das Ende!“, dachte ich. In diesem Moment aber flog das Messer zur Seite, denn Ingus hatte es geschafft, den Banditen am Handgelenk zu packen, sprang dann auf die Schultern meines Feindes und bekam ihm am Hals zu fassen. Ich nutzte die Gunst des Augenblicks, tastete im Gras nach meiner Mauser und erschoss einen der Eindringlinge aus nächster Nähe. Die beiden anderen flüchteten in die Büsche.“
Nikita Karazupa, 1967
TASSTatsächlich hatte Nikita Karazupa fünf Hunde namens Ingus. Sie alle ließen im Kampf gegen Eindringlinge ihr Leben.
1944 wurde Karazupa zunächst nach Weißrussland versetzt, um an der Wiederherstellung der Staatsgrenze mitzuwirken, und dann zu Stabsarbeiten in den Kaukasus geschickt. Von 1957 bis 1961 war er auf einer Dienstreise in Nordvietnam, wo er seine Erfahrungen an ausländische Kollegen weitergab.
Nach seiner Pensionierung arbeitete der Held der Sowjetunion Karazupa im Zentralen Museum der Grenztruppen (dem heutigen Zentralen Grenzmuseum des russischen Geheimdienstes FSB), schrieb Werke über Kynologie, Memoiren und Kindergeschichten. Er starb 1994 im Alter von 84 Jahren in Moskau.
Zu Ehren des berühmten Grenzsoldaten wurden Schulen, Bibliotheken, Flussschiffe sowie Grenzvorposten in Vietnam und Indien (und seit 1995 auch in Russland) benannt. Über ihn wurden Filme gedreht und Bücher geschrieben, die Tausende von sowjetischen Kindern dazu inspirierten, sich den Grenztruppen anzuschließen.
Einer Version zufolge wurde Nikita Karazupa zum Prototyp einer Grenzsoldaten-Skulptur, die 1938 in der U-Bahn-Station Ploschtschad Rewoljuzii aufgestellt wurde. Interessant ist, dass die Nase des daneben sitzenden Bronzehundes stark abgegriffen ist und glänzt. Die Moskauer glauben, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man sie reibt und sich dabei etwas wünscht.
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