100 Jahre russischer Grenzschutz - und warum er auch fremde Landesgrenzen überwacht

Der russische Grenzschutz feiert dieses Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Er hat einen so guten Ruf, dass er sogar von ausländischen Ländern engagiert wird.

Mit dem Start der Operation Barbarossa Nazi-Deutschlands am 22. Juni 1941 waren die sowjetischen Grenzwächter die ersten russischen bewaffneten Einheiten, die den verheerenden Blitzkrieg der deutschen Truppen und ihrer Verbündeten auf sowjetischem Gebiet erleiden mussten. Die Wehrmacht wollte den Widerstand der sowjetischen Grenzwache in nur 30 Minuten zerschlagen, doch diese hielten mehrere Tage durch, damit sich die Armeeeinheiten besser auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten konnten.

Am 2. Juli 1941 waren alle Grenzwächter an der sowjetisch-deutschen Front mit der Unterstützung der sowjetischen Armeen beteiligt. Als die Sowjetarmee einige  Jahre später wieder in Richtung Westen eilte, nahmen die Grenztruppen die Grenzen wieder unter Kontrolle.

Im Anschluss an die Konferenz von Teheran 1943 fand in der iranischen Hauptstadt ein 1944 Fußballturnier zu Ehren von Schah Mohammad Reza Pahlavi statt. Die Sowjetunion war durch das Team des 131. Schützenregiments der Grenztruppen vertreten. Im Finale trafen sie auf Profis des britischen Arsenal FC und konnten mit 1: 0 den Pokal in die Sowjetunion holen.

Die Grenztruppen haben ihre eigenen Helden, der Bekannteste ist Nikita Karatsupa. In über 20 Dienstjahren konnte er fremde 338 Grenzsoldaten fassen und 129 Spione und Saboteure stellen. Als er 1957 bis 1961 als Mitglied der sowjetischen Militärmission in Nordvietnam arbeitete, engagierte er sich maßgeblich für die Ausbildung der dortigen Grenztruppen.

Bis in die 1960er Jahre haben die sowjetischen Grenzwächter aktiv Brieftauben eingesetzt. Jede Einheit, die eine Patrouillenmission absolvierte, nahm immer zwei Tauben zur Notfallkommunikation mit.

Der erste ernsthafte Test für die sowjetischen Grenzwächter nach dem Zweiten Weltkrieg war der Zusammenstoß mit chinesischen Truppen über der Damanskis-Insel (Zhenbao) im Jahr 1969. Als Ergebnis der harten Kämpfe mit den überlegenen feindlichen Kräften verlor die sowjetische Seite 58 Männer. Die chinesischen Verluste werden bis heute geheimgehalten, aber auf mehrere hundert geschätzt.

Nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee in Afghanistan 1979 sah sich der Kreml gezwungen, die 1500 km lange sowjetisch-afghanische Grenze zu stärken. Dazu wurden nicht nur die Grenzwachen auf der sowjetischen Seite aufgestockt, sondern auch mehrere Grenzschutztruppen nach Afghanistan geschickt, wo sie Konvois und Verkehr schützten und sogar Militäreinsätze gegen die Mujaheddin mit regulären Truppen unterstützten.

Die russischen Grenztruppen schützen nicht nur die Grenzen Russlands, sondern dienen auf Anfrage anderer Regierungen auch an den Grenzen fremder Länder. In den Jahren 1992 bis 2005 diente der russische Grenzschutz beispielsweise in Tadschikistan. Heute schützen mehrere russische Patrouillenboote die abchasischen Grenzen und über 4500 Grenzschutzbeamte wachen über Armeniens Grenzen zur Türkei und zum Iran.

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