Soja Kosmodemjanskaja: Wie ein 18-jähriges Mädchen zur größten Heldin der UdSSR wurde

Kira Lisitskaya (Photo: ТАСС; Public domain)
Soja Kosmodemjánskaja war die erste Frau, die mit dem „Goldenen Stern des Helden der Sowjetunion“ während des Krieges gegen Nazi-Deutschland ausgezeichnet wurde. Berge und Sterne wurden ihr zu Ehren benannt, Gedichte und Opern wurden ihr gewidmet. Und warum?

Im Juni 1941, als Soja Kosmodemjánskaja die 9. Klasse beendete, griff Nazi-Deutschland die UdSSR an. Im Herbst desselben Jahres näherten sich die deutschen Truppen Moskau und Ende Oktober meldete sich Kosmodemjánskaja in der Freiwilligeneinheit des Komsomol. Gleichzeitig wurden die Behörden und Industrieunternehmen aus der Stadt evakuiert.

Vorkriegsfoto von Soja Kosmodemjanskaja

„Zerstören und niederbrennen“

Am 17. November 1941 erließ das Oberkommando der Roten Armee einen Befehl zur Zerstörung von Siedlungen in den von den Deutschen besetzten Gebieten.

Für die Durchführung dieser Maßnahmen wurde neues Personal benötigt. Es wurde im Voraus, noch vor Stalins Befehl, aus jungen Freiwilligen rekrutiert. Die jungen Leute wurden in die militärische Einheit Nr. 9903 aufgenommen, eine der geheimsten in der Roten Armee. Es war die Zentrale Nachrichtendienst- und Sabotageschule, die dem Zentralkomitee des Komsomol unterstellt war.

Komsomol-Ausweis von Soja Kosmodemjanskaja

Soja Kosmodemjánskaja fand sich dort wieder. Zusammen mit anderen Freiwilligen wurde sie darin geschult, aktive Aufklärung über feindliche Truppen zu betreiben, Straßen zu verminen, Brücken zu zerstören, Hinterhalte auf Straßen anzulegen, Lagerhäuser und Kommunikationsinfrastruktur zu zerstören, Guerillaeinheiten zu bilden und vieles mehr.

Schlacht um Moskau (Oktober 1941- Januar 42). Deutsche Panzer und Infanterie rücken auf ein Dorf im Bezirk Wolokolamsk / Klin vor.

Die Aufklärungs- und Sabotagegruppe, der Soja beitrat, wurde nach Wolokolamsk (100 Kilometer westlich von Moskau) verlegt. Ihr erster und erfolgreicher Kampfeinsatz bestand darin, Straßen hinter den feindlichen Linien zu verminen. Später nahm sie an der Liquidierung eines deutschen Motorradfahrers teil, in dessen Besitz sich Dokumentes des Wehrmachtstabs und topographische Karten befanden.

Tödlicher Einsatz in Petrischtschewo

Schon bald wurde Kosmodemjánskaja zu Sabotageakten in zehn Siedlungen in der Nähe von Moskau abkommandiert. In der Nacht vom 27. auf den 28. November sollte ihre Gruppe im Dorf Petrischtschewo eine deutsche Feldstation der funktechnischen Aufklärung zerstören, die sich in einem Stall befand, sowie Häuser, in denen deutsche Soldaten untergebracht waren. Nur drei Männer erreichten das Dorf – der Kommandeur der Gruppe Boris Krajnow, Soja Kosmodemjánskaja und Wassilij Klubkow, der Politoffizier der Aufklärungsschule.

Soja Kosmodemjanskaja vor ihrer Hinrichtung im Dorf Petrischtschewo

Während der Sabotageaktion wurden Kosmodemjánskaja, der es gelang, zwei Häuser und ein feindliches Auto mit Molotowcocktails zu zerstören, und Klubkow von den Deutschen gefangen genommen. Das Mädchen wurde von den Bewohnern des okkupierten Dorfes, die mit den Besatzern kollaborierten, ausgeliefert. Trotz grausamer Folter verriet sie während des Verhörs nicht ihren richtigen Namen – sie nannte sich Tanja – und gab keine Informationen über andere Saboteure preis.

Soja Kosmodemjanskaja wurde am Morgen des 29. November 1941 auf dem Dorfplatz von Petrischtschewo gehängt.

Am 29. November 1941 wurde sie durch Erhängen hingerichtet. Ihr Leichnam mit der Aufschrift Partisan blieb mehr als einen Monat lang am Galgen hängen und wurde erst am 1. Januar 1942 begraben. Ende Januar wurde Petrischtschewo von den sowjetischen Truppen befreit.

Soja Kosmodemjanskaja nach ihrer Hinrichtung

Glorifizierung der Heldentat

Über die Heldentat von Kosmodemjánskaja erfuhren die sowjetischen Bürger durch den Kriegsberichterstatter Pjotr Lidow. Er schrieb über die Befreiung der Moskauer Region von den Deutschen und hörte in einem der Dörfer die Geschichte über das Mädchen, das vor der Hinrichtung eine mutige Rede hielt.

Kriegsberichterstatter Pjotr Lidow

Lidow besuchte Petrischtschewo mehrmals, interviewte die Einwohner, erhielt Zugang zu geheimen Dokumenten über die Sabotagegruppen, konnte aber „Tanja“ nicht finden. Die Identität des Mädchens wurde erst festgestellt, nachdem das Grab geöffnet, die Leiche fotografiert und die Bilder am 27. Januar 1942 veröffentlicht worden waren. An diesem Tag veröffentlichten die wichtigsten Zeitungen der damaligen Zeit, die Prawda und die Komsomolskaja Prawda, den Essay Wir werden dich nicht vergessen, Tanja von Sergej Ljubimow und den Essay Tanja von Pjotr Lidow.

Der Essay „Wir werden dich nicht vergessen, Tanja“, der am 27. Januar 1942 in der Zeitung „Prawda“ veröffentlicht wurde.

In dem Material zitierte Lidow die letzten Worte des Mädchens: „Ihr werdet mich jetzt hängen, aber ich bin nicht allein. Wir sind zweihundert Millionen, alle könnt ihr nicht hängen. Sie werden mich an Euch rächten. Soldaten! Ergebt euch, bevor es zu spät ist – wir werden sowieso gewinnen!“

Am 16. Februar 1942 verlieh das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR Kosmodemjánskaja posthum den Titel eines Helden der Sowjetunion. Und am 18. Februar 1942 veröffentlichte Lidow einen neuen Essay mit dem Titel Wer war Tanja, in dem er die Persönlichkeit von „Tanja-Soja“, ihren Mut und ihre Tapferkeit öffentlich darlegte.

Der Kriegsberichterstatter der Zeitung „Prawda“, Pjotr Lidow (rechts), zeigt Marschall Georgij Schukow und Nikolaij Bulganin, Mitglied des Militärrats der Westfront, Exemplare der soeben erschienenen Broschüre „Tanja“, 1942.

„In unsere Hände geriet der Unteroffizier Karl Beierlein, der bei der Folterung anwesend war, der Soja Kosmodemjánskaja durch den Kommandeur des 332. Infanterieregiments der 197. deutschen Division, Oberstleutnant Rüderer, unterzogen wurde. In seiner Zeugenaussage schrieb Hitlers Unteroffizier zähneknirschend: „Die kleine Heldin Ihres Volkes blieb standhaft. Sie wusste nicht, was Verrat ist... Sie wurde blau vom Frost, ihre Wunden bluteten, aber sie sagte nichts“, schrieb Lidow.

Denkmal für Soja Kosmodemjanskaja an der U-Bahn-Station „Partizanskaja“

Zum Gedenken an Kosmodemjánskaja und ihre Heldentat wurden überall in der Sowjetunion Denkmäler und Gedenktafeln eingeweiht, Schulen, Bibliotheken und Kinderlager, Straßen und Siedlungen erhielten ihren Namen. Berggipfel, Asteroiden und Schiffe wurden ihr zu Ehren benannt. Filme und Gedichte, Opern und Lieder wurden Soja gewidmet.

Ehrenwache am Denkmal für die Heldin der Sowjetunion Soja Kosmodemjanskaja am 86. Kilometer der Minsker Autobahn während der Feierlichkeiten zum Tag des Sieges.

Soja Kosmodemjánskaja wurde zum Symbol des Heldentums aller Sowjetmenschen. Vor allem aber für die Partisanen und Saboteure, die in den Tod gingen, um die Hauptstadt des Landes zu retten. Nach Angaben von Klawdija Sukatschowa, einer Veteranin der Militäreinheit Nr. 9903, starben 951 der zweitausend Angehörigen der Einheit, also fast jedes zweite Mitglied. Wenn sie auf eine Mission gingen, hatten sie keine Dokumente dabei und blieben deshalb unerkannt, wenn sie starben.

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