Flugabwehrkanoniere der nordvietnamesischen Armee
Sawwitschew/SputnikAm 5. August 1964 führten US-amerikanische Flugzeuge erstmals auf dem Gebiet der Demokratischen Republik Vietnam (DRV oder Nordvietnam) Bombeneinsätze durch. Sechs Monate später starteten die USA die Operation Thunderclap, mit der sie einen umfassenden Luftkrieg gegen das Land auslösten.
Der Grund für die regelmäßigen Bombardierungen waren die subversiven Aktivitäten, die die kommunistische DRV im pro-amerikanischen Südvietnam durchführte. Hanoi überwachte und unterstützte aktiv die lokalen Guerillas (Viet Cong), die das dortige Regime erfolgreich unterwanderten.
US-Flugzeuge zerstören vietnamesische Gebäude,1965
GemeinfreiWashington wollte nicht zulassen, dass ein Verbündeter gestürzt und der Einfluss des Kommunismus in Indochina ausgeweitet wurde. Gleichzeitig befürchteten die USA, in den Konflikt zwischen der UdSSR und China hineingezogen zu werden und gaben die Idee einer Bodeninvasion in Nordvietnam auf.
Dennoch wollte die UdSSR nicht untätig bleiben. Sie begann mit der Lieferung von militärischer Ausrüstung an die DRV und schickte Militärspezialisten zur Unterstützung der vietnamesischen Volksarmee.
Die sowjetische Ausrüstung kam in zerlegter Form an Bord von Transportflugzeugen, auf Schiffen oder mit der chinesischen Eisenbahn in Nordvietnam an. Insgesamt erhielt Hanoi 95 Boden-Luft-Raketensysteme, mehr als fünftausend Flugabwehrkanonen, über 500 Kampf- und Transportflugzeuge, 120 Hubschrauber und 2.000 Panzer.
Ein sowjetisscher T-54-Panzer ist in Hue, Vietnam
APWährend des gesamten Konflikts besuchten etwa zehntausend sowjetische Militärspezialisten Nordvietnam: Panzerfahrer, Piloten, Luftfahrttechniker, Flugabwehr-Spezialisten, Sanitäter, Kommunikationsspezialisten, Matrosen und Mitarbeiter der Rüstungsindustrie. Sie dienten den militärischen Befehlshabern der vietnamesischen Volksarmee als Berater, waren an der Ausbildung des Personals der Streitkräfte der DRV beteiligt, reparierten die Ausrüstung usw.
Moskau gab seine Teilnahme seiner Militärs am Vietnamkonflikt nicht preis. Das Personal der UdSSR ließen seine Dokumente in der sowjetischen Botschaft in Hanoi und tauschte seine Militäruniformen gegen Zivilkleidung. Dennoch wussten die USA sehr wohl von ihrer Anwesenheit.
Sowjetischer Funkaufklärungsschiff Hydrophon und US-Amerikanischer Flugzeugträger USS Coral Sea (im Hintergrund)
GemeinfreiWährend des gesamten Vietnamkonflikts operierte eine spezielle Abteilung der sowjetischen Pazifikflotte im Südchinesischen Meer. Aufklärungsschiffe überwachten die U-Boot- und Flugzeugträger-Angriffsgruppen der USA, verfolgten die Einsätze von Deckflugzeugen und hörten die Gespräche der Piloten ab.
Um den Aktivitäten der sowjetischen Schiffe entgegenzuwirken, schickten die USA ihre Schiffe mit Geräten zur elektronischen Kriegsführung zu ihnen.
Sowjetischer Funkaufklärungsschiff Hydrophon und Aufklärungsschiff der US-Marine USS Abnaki im Südchinesischen Meer
GemeinfreiMoskau war aktiv an der Entwicklung der nordvietnamesischen Luftwaffe beteiligt, noch bevor der Konflikt mit den Vereinigten Staaten in vollem Umfang begann. In den 1950er Jahren wurden Dutzende von Piloten in der UdSSR ausgebildet, und im Februar 1964 trafen 36 MiG-17-Kampfflugzeuge in dem Land ein.
Obwohl die Sowjetunion später begann, Hanoi mit fortschrittlicheren, mit Luft-Luft-Raketen ausgestatteten Überschallflugzeugen vom Typ MiG-21 zu beliefern, bevorzugten die Vietnamesen die alten MiG-17. Sie waren leichter zu beherrschen, und aufgrund der geringeren Geschwindigkeit war der Pilot weniger belastet.
MiG-17-Piloten der nordvietnamesischen Luftwaffe
GemeinfreiAnders als im Koreakrieg waren die sowjetischen Fluginstruktoren in Vietnam nicht an Luftkämpfen beteiligt. Zusätzlich zu den Jagdflugzeugen lieferte die UdSSR Ende der 1960er Jahre Il-28-Bomber an die DRV. Sie führten jedoch praktisch keine Kampfeinsätze durch.
Im März 1965 erhielten die Luftabwehrkräfte der vietnamesischen Volksarmee sowjetische 37- und 57-mm-Flugabwehrkanonen und einige Zeit später Flugabwehrraketen-Systeme S-75M Dwina. Mit der Ausrüstung kamen auch Spezialisten, die mit dem Aufbau und der Ausbildung von Flugabwehrraketen-Regimentern beschäftigt waren.
Vietnamesische Pilotenkadetten bei der Ausbildung in der UdSSR
Valery Shustov/SputnikDie Ausbildung erfolgte über Dolmetscher, 14 Stunden am Tag. „Einen Monat lang saßen wir selbst an den Konsolen, und die Vietnamesen, die daneben saßen und unsere Aktionen studierten, sammelten Erfahrungen im Gefechtsschießen. Dann wechselten sie hinter die Konsolen, und wir standen hinter ihnen und kontrollierten ihre Aktionen“, erinnert sich Major Gennadij Schelomytow.
Die Bedingungen für Europäer, die an das dortige Klima nicht gewöhnt waren, waren sehr schwer. In den Kabinen der Raketenleitstationen trugen sie oft nur kurze Hosen und Helme, denn es gab keine Klimaanlage – lediglich Ventilatoren verschafften etwas Erleichterung bei Temperaturen von plus 60 Grad Celsius.
Ausbildungszentrum für Luftverteidigung in Vietnam, Frühjahr 1965
Interregionale öffentliche Organisation der Vietnamkriegsveteranen (CC BY-SA 3.0)Dennoch war der Einsatz erfolgreich. Bald schon befanden sich die Hauptstadt Hanoi, der wichtigste Hafen von Hai Phong und das Grenzgebiet zu Südvietnam entlang des 17. Breitengrades unter dem Schutz von Flugabwehrraketen-Regimentern.
Am 24. Juli 1965 wurden mit Flugabwehrraketen über Hanoi das erste Phantom-Flugzeug abgeschossen (anderen Quellen zufolge wurden sogar zwei oder drei Flugzeuge abgeschossen). Zum Gedenken an dieses Ereignis erklärte der Präsident der DRV Ho Chi Minh den 24. Juli zum Tag der Flugabwehrraketentruppen.
US-amerikanischer F-4-Kampfflugzeug von einer S-75 SAM-Rakete über Vietnam getroffen
GemeinfreiSpäter halfen die sowjetischen Flugabwehrraketen den Vietnamesen oft nicht nur dabei, wichtige militärische und infrastrukturelle Objekte zu schützen, sondern auch, Hinterhalte auf wahrscheinlichen Flugrouten ihrer Flugzeuge zu arrangieren. Die Divisionen bewegten sich nachts heimlich in den Dschungel, schossen mehrere Flugzeuge ab und zogen sich sofort von ihren Positionen zurück.
So erinnerte sich Schtscherbakow an seine Erfahrungen im Kampf in Vietnam: „Ich kämpfte nicht mit dem Flugzeug, sondern mit demjenigen, der es steuerte ... Wenn ich auf meine Anzeigen schaute, war es, als ob ich in sein Gesicht blickte, ihm in den Nacken atmete, alle seine Bewegungen spürte, in meinem Bauch fühlte, was er jetzt in seinem hermetischen Cockpit tut, während er über den grünen Teppich des Dschungels flog, und ich wartete. Ich wartete darauf, dass seine Nerven nachgaben oder sein arrogantes Selbstvertrauen die Oberhand gewann. Wenn dies geschah, war es soweit! Junge, du gehörst mir! Feuer!
Eine Flugabwehreinheit verteidigt die Ham Rong-Eisenbahnbrücke gegen die Bombardierung durch US-Kampfflugzeuge, Demokratische Republik Vietnam
SputnikInsgesamt verloren die Amerikaner während des gesamten Krieges bis zu zweitausend Flugzeuge und unbemannte Luftfahrzeuge im Himmel über Nordvietnam. Und die sowjetischen Militärspezialisten spielten dabei eine nicht geringe Rolle.
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