Lomonossow studierte in Europa wie sein Vater, liebte die Deutschen wie sein Vater... Und natürlich bekam er dank der Förderung seines Vaters eine Stelle an der Slawisch-Griechisch-Lateinischen Akademie in Moskau.
Der Autor des Mythos ist ein Matrose aus Archangelsk, Kapitän Wassilij Korelskij. In den 1950er Jahren veröffentlichte er in der Zeitung Sowjetischer Fischer seine Memoiren, in denen er behauptete, er habe ein Dokument gesehen, aus dem hervorging, dass Lomonossow der Sohn von Peter war.
Angeblich zeigte ihm sein älterer Bruder Korelskij im Jahr 1932 ein Dokument, eine Notiz, die er auf dem Dachboden gefunden hatte. Darin hieß es, dass der Zar im Januar/Februar 1711, als er sich in dem 35 Kilometer von St. Petersburg entfernten Dorf Ust-Tosno aufhielt, ein Waisenmädchen, Jelena Siwkowa, zu sinnlichen Vergnügungen mitbrachte. Als Vermittler fungierte der Vorsteher des Semstwo Dwina, Luka Lomonossow. Nachdem Zar Peter abgereist war, wurde Jelena schwanger, und Luka verheiratete sie mit seinem Verwandten Wassilij Lomonossow, in dessen Familie Michail geboren wurde. Wassilij Korelskij behauptete, dass Peter selbst befohlen habe, dass sein Sohn Michail heißen solle.
Wassilij Korelskij
ArchivbildAußer den Memoiren von Wassilij Korelskij, die 1996 in einem eigenen Buch in Archangelsk veröffentlicht wurden, gibt es keine Bestätigungen und Quellen für diese Legende. Korelskij behauptet, dass der Quellennachweis selbst vernichtet wurde. Aufgrund der Sensationslust wurde die Legende jedoch immer wieder aufgegriffen.
Es ist leicht, die Möglichkeit zu widerlegen, dass Peter den großen Wissenschaftler 1711 in Tosno gezeugt hat. Vielen überlieferten Dokumenten über die Reisen des Zaren Peter zufolge verbrachte dieser den gesamten Herbst 1710 und den Beginn des Jahres 1711 in St. Petersburg. Am 20. November 1710, während des Nordischen Krieges mit Schweden, wurde Russland auch von der Türkei der Krieg erklärt. Im Februar-März 1711 reiste Peter zwischen Petersburg und Moskau, von wo aus er am 17. März zusammen mit Jekaterina Alexejewna zum Pruthfeldzug aufbrach. Nördlich von Petersburg hatte der Zar gar nicht die Zeit, nach Ust-Tosno zu reisen.
Und wenn Lomonossow tatsächlich ein heimlicher Spross des Zaren war, warum hat der Zar ihn dann nicht gefördert? Lomonossow musste auf eigene Faust in Russland und im Ausland studieren und sich dann im wissenschaftlichen Umfeld von St. Petersburg selbstständig einen „Platz an der Sonne“ erkämpfen. Sein Leben war keineswegs unbeschwert.
Andererseits hatte Lomonossow möglicherweise mächtige Gönner. Bereits 1728, drei Jahre vor seiner Abreise nach Moskau, traf der junge Lomonossow mit dem Archimandriten des Solowjezkij-Klosters Warsonofij zusammen – einem wichtigen Kirchenhierarchen. Und als Lomonossow in Moskau ankam, wurde ihm sofort eine Audienz beim Rektor der Slawisch-Griechisch-Lateinischen Akademie, Archimandrit German (Kopzjewitsch) vom Saikonospasskij-Kloster, gewährt. Er war es auch, der Lomonossow als einen der fähigsten Studenten für die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften auswählte.
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