Silvester: Feiertage fordern Russlands Rettungskräfte heraus

Viele Unglücksfälle sind auf leichtsinniges Verhalten zurückzuführen.

Viele Unglücksfälle sind auf leichtsinniges Verhalten zurückzuführen.

PhotoXPress
Silvester ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung für die russischen Rettungskräfte. Übermut und Leichtsinn fordern zahlreiche Opfer. Die Einsatzkräfte sind gut vorbereitet und haben die Zahl der Helfer im Bereitschaftsdienst aufgestockt.

Im Vorfeld der Feiertage zum Jahreswechsel fordert das russische Ministerium für Katastrophenschutz die Bürger abermals dazu auf, besser für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Dennoch leisten die russischen Rettungshelfer sowohl in der Silvesternacht als auch während der Neujahrsferien verstärkt Bereitschaftsdienst.

Wladimir Putschkow, der russische Minister für Katastrophenschutz, hätte allen Grund, den ersten Tag im Januar zu feiern – nicht nur wegen des Neujahrsfestes, sondern auch weil er Geburtstag feiert. Doch meist verbringt er den Tag im Dienst. „Die Silvesternacht verbringe ich im Nationalen Zentrum für Krisensteuerung, in dem ich die Bereitschaft der einzelnen Dienste in den ersten Stunden des neuen Jahres überprüfe“, erzählt der Minister. In der Neujahrsnacht werden die Mitarbeiter des russischen Ministeriums für Katastrophenschutz verstärkt einsatzbereit sein, um im Notfall jedem Bürger in Russland zur Seite stehen zu können.

Die russische Feuerwehr rechnet während der Feiertage mit deutlich mehr Bränden. Russen lieben Feuerwerk, doch die Brandschutzvorschriften werden von einigen ignoriert. Beim Kauf von Feuerwerkskörpern achtet nicht jedermann auf das Haltbarkeitsdatum oder kauft Feuerwerkskörper zweifelhafter Herkunft. Abgefeuert werden die Raketen und Böller dann meist schon unter deutlichem Alkoholeinfluss. Einige finden es besonders mutig, die brennenden Feuerwerkskörper noch möglichst lange in der Hand zu behalten. Das kann auch danebengehen und der Rettungsdienst muss viele gescheiterte Feuerwerkskünstler ins Krankenhaus bringen. Die Silvestergeschosse können durch geöffnete Fenster Feuer in Wohnungen entfachen oder parkende Fahrzeuge in Brand setzen. Dann ist die Feuerwehr gefragt.

Ein Phänomen der Silvesternacht sind Menschen, die sich aus ihren Wohnungen und Häusern ausgesperrt haben. Oft trifft es alleinstehende ältere Menschen, die kurz vor Mitternacht noch schnell den Müll hinausbringen oder etwas vom Balkon holen wollen. So mussten Rettungskräfte in Sankt Petersburg am Silvesterabend einmal einer Zweiundachtzigjährigen am Newski Prospekt zur Hilfe kommen. Sie wollte eingelegtes Gemüse vom Balkon holen, die Tür fiel ins Schloss und war von außen nicht mehr zu öffnen. Passanten hörten die Hilferufe der nur mit einem Bademantel bekleideten Seniorin und alarmierten die Rettungsdienste.

Mehr Einsätze in diesem Jahr?

Dieses Jahr werden die Neujahrsferien bei den Mitarbeitern des Ministeriums für Katastrophenschutz wohl besonders arbeitsintensiv. Wegen des schwachen Rubels würden viele Russen in diesem Jahr darauf verzichten, an Silvester ins Ausland zu verreisen, sagt Wladimir Putschkow. „Wir haben bereits  alle besonders beliebten inländischen Reiserouten zusätzlich abgesichert“, erklärt er. Die für die Autobahnen zuständigen Rettungseinheiten und Kontrollkräfte seien verstärkt worden. Doch im Gegensatz zu früher müssten liegengebliebene Autoreisende nicht mehr zwangsläufig im kalten Auto oder an der Raststätte frieren: „Während beheizte Autobahnraststätten noch vor fünf Jahren die Ausnahme waren, sind sie heute eher Standard“, so der Minister.

Die Gefahr, die Silvesternacht auf der Autobahn verbringen zu müssen, ist durchaus real, vor allem wenn jemand in einer weit von Moskau entfernten Region unterwegs ist. Vor vier Jahren mussten mehrere Reisende auf dem Weg nach Sachalin den Jahreswechsel auf der Autobahn feiern. Wegen eines Unwetter und Schneegestöbers konnten drei Linienbusse und rund fünfzig PKWs ihre Fahrt nicht fortsetzen. Die Insassen wurden schließlich zunächst in den nächstgelegenen Ortschaften untergebracht.

Probleme bereiten den russischen Rettungskräften zur Winterzeit häufig leichtsinnige Angler. Ab November, im russischen Norden sogar noch früher, wagen diese sich hinaus auf meist noch zu dünnes Eis. Wenn ein Angler einbricht, ist Eile geboten: „Die unterkühlten Menschen müssen vorsichtig wieder aufgewärmt werden“, berichtet der Rettungshelfer Wadim Alexandrow aus Sankt Petersburg. Dabei ist manchmal voller Körpereinsatz gefragt: „Der menschliche Körper ist eine gute Wärmequelle. Daher habe ich mich einmal einfach ausgezogen und 20 Minuten neben eine gerettet Person gelegt, um sie wieder zu erwärmen.“ Manchmal werden Eisschollen mit Anglern zudem vom Festland ins offene Meer getrieben, sodass die Rettungskräfte mit Booten und Helikoptern zur Hilfe eilen müssen.

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