Insbesondere Ziele in Russland sind in diesem Jahr gefragt.
Artur Lebedev / TASSTrotz der Krise haben viele Russen vor, ins Ausland zu reisen. Zu den Favoriten bei den „warmen Urlaubszielen“ gehören Südostasien und die Türkei, die das aus Sicherheitsgründen kaum mehr gefragte Ägypten ersetzen. Die überwiegende Mehrheit der Russen verreist jedoch im eigenen Land, vor allem in Skiressorts. Der aktuelle Trend in beiden Fällen sind Reisen der sogenannten „Krisenklasse“, das heißt Low-Budget-Angebote bei Tickets und Unterkunft.
2016 hat der Binnentourismus in Russland einen noch nie dagewesenen Aufschwung erlebt. „Dieses Jahr war außergewöhnlich erfolgreich, man kann es ein Rekordjahr für den russischen Binnentourismus nennen“, erzählt der Generaldirektor des Reiseveranstalters Delfin, Sergej Romaschkin. Der Umsatz der auf den Binnentourismus spezialisierten Unternehmen sei um 20 bis 30 Prozent angestiegen. „Eine solche Entwicklung erwarten wir auch für die Neujahrsfeiertage“, sagt Romaschkin. Aber welche Ziele haben sich die Russen ausgesucht?
Laut Angaben des Unternehmens Tez Tour ist in diesem Jahr auch die Nachfrage nach Reisen ins Ausland gestiegen. „Das größte Ziel ist Österreich. Großer Beliebtheit erfreuen sich traditionell auch Bulgarien, Andorra, Italien und Frankreich“, heißt es bei dem Reiseveranstalter.
Die überwiegende Mehrheit der Touristen versucht, zu sparen wo es nur geht. „80 Prozent der Klicks sind Suchanfragen für ultrabillige Flugtickets: Die Leute sind sogar bereit, mit drei Zwischenstopps nach Thailand zu fliegen“, bemerkt Janis Dzenis, PR-Direktor des Unternehmens Aviasales.
In diesem Jahr verzeichnen die Reiseveranstalter auch noch einen weiteren Trend: Russische Touristen, die früher ihre Reisen langfristig planten, vor allem für den Neujahrsurlaub, zögerten ihre Entscheidung nun bis zum letzten Moment hinaus. Im Ergebnis hätten die Russen, wie man beim Vergleichsportal für Flug- und Hotelbuchung Skyscanner berechnete, alleine für den Kauf von Lastminute-Flugtickets 6,4 Milliarden Rubel, rund 95 Millionen Euro, zu viel bezahlt. Nach der Einschätzung des Unternehmens ist Russland inzwischen der „spontanste“ aller europäischen Märkte: Nahezu 40 Prozent der hiesigen Reisenden planten ihre Flüge nicht mehr im Voraus, auch wenn sie dies teurer zu stehen komme.Für Liebhaber des Strandurlaubs war das beliebteste Ziel bis vor Kurzem noch Ägypten. Inzwischen wurde der Flugverkehr zwischen Russland und dem Land am Mittelmeer eingestellt. Da es in Russland im Winter jedoch keine Angebote für Badetourismus gibt, sind auf dem Markt neue Reiseziele aufgetaucht, die diese Lücke schließen. „Eine riesige Nachfrage existiert zurzeit für Südostasien, da sich ein Teil des Ägypten-Reiseaufkommens dorthin verlagert hat. Das betrifft sowohl das Premiumsegment, als auch die Billigreisen“, erzählt Maja Kotljar, Generaldirektorin bei Mayel Travel. „Die Nachfrage nach Neujahrsreisen in solche Länder wie Thailand, Vietnam, Indien, dort vor allem Goa, und Sri Lanka ist sehr groß. Neben den innerrussischen Reisen liegen diese Ziele in der laufenden Saison im Spitzenfeld, vor allem beim Pauschaltourismus.“
Großer Überraschungshit könnte in dieser Neujahrssaison bei einigen Reiseveranstaltern die Türkei werden, die nach der Aufhebung der Sanktionen gegen die türkische Urlaubsbranche für russische Touristen wieder zur Verfügung steht. Nach Angaben der Analyseabteilung des Verbandes russischer Reiseveranstalter (ATOR) habe das Land in der Herbstsaison bereits wieder zu den Marktführern beim grenzüberschreitenden Tourismus gehört. So sei seit Wiederaufnahme der Charterflüge der Verkauf von Tickets in die Türkei gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 113 Prozent gestiegen.Ungeachtet dessen, dass die Mehrheit der Russen in den Krisenzeiten auf einen Urlaub im Ausland verzichtet, reist ein Teil von ihnen nach Europa, aber gibt dafür weniger Geld aus, in dem sie mit Zügen oder Bussen anstelle des Flugzeuges anreisen. Laut dem Mitbegründer der Busticketsuchmaschine Busfor, Ilja Jekuschewskij, kostet die Reise Moskau – Tallinn mit einem Aufenthalt zum Bummeln in Sankt Petersburg am 31. Dezember und der Möglichkeit, das Neue Jahr in Tallinn zu begrüßen, gerade einmal 3 350 Rubel, also weniger als 50 Euro.
Die eingefleischten Schnäppchenjäger werden wohl bis zum 31. Dezember warten: Am letzten Tag des Jahres können die Rabatte für alle Fortbewegungsmittel auf bis zu 50 Prozent steigen. Bei der Föderalen Passagiergesellschaft, einer Tochterfirma der Russischen Eisenbahnen, teilte man mit, dass die Preise für Liege- und Großraumwagen zu Neujahr 15 Prozent unter den Preisen für die vorhergehenden Tage liegen würden und auch mit einem Preisnachlass für Schlafwagen zu rechnen sei.
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