Ein Flugzeug des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation vom Typ Tu-154 zerschellte am Morgen des 25. Dezembers 1,5 Kilometer vor der Schwarzmeerküste auf seinem Flug nach Syrien.
Nina Zotina/RIA NovostiAm gestrigen Dienstag haben Taucher vor der Küste Sotschis in 30 Metern Tiefe das größte Bruchstück der abgestürzten Militärmaschine bergen können. In dem vier Meter langen Heckteil der Tu-154B2, die am Sonntag im Schwarzen Meer abgestürzt war, befand sich die Blackbox, die sämtliche Flugparameter und Daten der Systeme an Bord aufzeichnet. Sie wurde an das Zentrale Forschungsinstitut der Luftwaffe in der Oblast Moskau geschickt.
Zwar hat das russische Verteidigungsministerium bislang keine Ergebnisse der Auswertung veröffentlicht. So ist die Absturzursache auch weiterhin noch nicht abschließend geklärt. Doch es gibt Hinweise darauf, dass ein technischer Defekt sowie ein folgenschwerer Pilotenfehler für den Absturz verantwortlich sein könnten.
Wie aus Ermittlerkreisen zu vernehmen ist, habe der Flugschreiber einen Systemausfall der Klappen registriert. Diese sorgen für zusätzliche Auftriebskraft der Tragflächen des Flugzeugs.
Dieser Defekt sei zwar störend, aber nicht fatal, sagen Experten. Das Kopflastmoment, das durch die nicht eingefahrenen Klappen beim Abheben entsteht, könne von den Piloten mithilfe des Steuerrads und einer Stabilisierungsfunktion ausgeglichen werden. In einem solchen Fall informieren die Piloten umgehend die Fluglotsen und können die Maschine auf dem Startflughafen notlanden.Doch die Besatzung der Tu-154 konnte das Problem der nicht eingefahrenen Klappen offenbar nicht lösen. Die Lage, die eigentlich noch nicht kritisch war, wurde im Gegenteil verschlimmert.
Die Experten vermuten, dass die Piloten bei dem Versuch, einen Sturzflug zu verhindern, das Steuerrad überzogen und gleichzeitig die Leistung der Triebwerke erhöht haben. Das Flugzeug habe deshalb den sogenannten überkritischen Winkel erreicht und an Geschwindigkeit verloren. Es habe nicht an Höhe gewonnen, sondern stürzte stattdessen im Meer ab.
Die Annahme eines Defekts der Klappen ist nicht neu – bereits vor der Auswertung der Flugschreiber hielten die Ermittler diese These für möglich. Ein unmittelbarer Augenzeuge – ein Mitarbeiter der FSB-Küstenwache – hatte die Ermittler auf diese Spur gebracht: Er verglich die Position des Flugzeugs beim Kontakt mit der Wasseroberfläche mit einem Motorrad, das auf Hinterräder fährt.
Swetlana Petrenko, Sprecherin des russischen Untersuchungskomitees, teilte am Dienstag mit, dass es neben den Zeugenaussagen auch Aufnahmen des kurzen Flugs der Tu-154 gebe. Das Untersuchungskomitee kommentierte jedoch weder den Inhalt des Videos noch Aussagen von Experten bezüglich der Flugschreiber.Das Komitee sowie Experten schließen andere Ursachen der Katastrophe auch weiterhin nicht aus. Die Fachleuchte halten einen Terroranschlag oder einen Defekt der Lastigkeitsregelung beim Abheben für möglich. Piloten beklagen, dass für Letzteres die Tu-154 besonders anfällig sei.
Zudem wird die Möglichkeit einer Kollision mit einem Möwenschwarm überprüft. Es ist bekannt, dass zu Beginn der Untersuchung am Absturzort mehrere Vogelfedern auf der Wasseroberfläche gefunden wurden. Die Piloten der Rettungshubschrauber sprachen ebenfalls von ungewöhnlich vielen Vögeln in der Luft. Ob sich diese Version bestätigt, wird eine Untersuchung der Triebwerke zeigen. Doch diese müssen erst noch gefunden werden.
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