Lesetipps: Neun Bücher über die Perestroika

Michail Gorbatschow traf sich mit Hans Modrow im januar 1990 in Moskau.

Michail Gorbatschow traf sich mit Hans Modrow im januar 1990 in Moskau.

Yuri Lizunov, Valentin Sobolev/TASS
Was dachten deutsche Politiker über Glasnost? Und wie schätzt Michail Gorbatschow seine eigene Rolle in der Weltgeschichte ein? Antworten sind in den Biografien, Romanen und Reiseberichten jener Zeit zu finden. Ausgewählte Bücher über die Neunzigerjahre bilden den Auftakt einer neuen Reihe von Leseempfehlungen aus der RBTH-Redaktion.

Persönliche Erinnerungen von Politikern:

 

1. Hans Modrow: Die Perestroika. Wie ich sie sehe

Edition Ost, Berlin 1998, ISBN 9783932180613, Gebunden, 237 Seiten, 20,35 EUR

Hans Modrow war in den neunziger Jahren Vorsitzender des Ministerrates der DDR und ist bekannt für seine schwierige Haltung zum Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow. In seinem Buch untersucht er die poststalinistische Gesellschaft und die Folgen der Glasnost-Politik, die die UdSSR schließlich zu ihrer Auflösung führte. Mit persönlichen Geschichten angereichert, gewährt Modrow einen Blick in bisher nicht veröffentliche Dokumente und versucht eine Antwort auf die ewige Frage zu finden: Was wäre, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre?

 

 

2. Nikolai Ryschkow: Mein Chef Gorbatschow. Die wahre Geschichte eines Untergangs.

Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2014, ISBN 9783360021687, Gebunden, 288 Seiten, 16,99 EUR

Klappentext:

Nikolai Ryschkow, sowjetischer Ministerpräsident unter Gorbatschow, hat den Untergang der UdSSR aus nächster Nähe miterlebt. Aus dieser Perspektive berichtet er mit Insiderwissen über die Intrigen und Entscheidungen, die eine Weltmacht zu Fall brachten, Gorbatschows Schwächen und Jelzins Umtriebe noch vor dessen Präsidentschaft, die 1998 Richtung Staatsbankrott führte. In scharfen Analysen untersucht er Strukturen und Ziele im inneren Zirkel der Macht, die unverzichtbare Einblicke in die politischen Linien geben, die Russland bis heute prägen.

 


Belletristik:

1. Oleg Jurjew: Halbinsel Judatin

Jung und Jung Verlag, Salzburg 2014, ISBN 9783990270530, Gebunden, 320 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext:

Während im fernen Moskau Gorbatschow das Ruder übernimmt und die UdSSR langsam und sicher auf ihr Ende zusteuert, liegen im noch ferneren Judatin, einem öden Winkel nahe der sowjetisch-finnischen Ostseegrenze, zwei Bengel krank im Bett. Der eine verbringt hier seine Ferien und träumt von Marilyn Monroes Titten; der andere, Abkömmling von Kryptojuden, die sich vor Jahrhunderten in dieser Einöde vor dem Zaren versteckt haben, fiebert nach seiner Beschneidung der Ankunft des Propheten Elias entgegen. Als sie hören, ein russischer Junge sei entführt worden, um für das jüdische Osterfest geopfert zu werden, sorgen sie sich: um sich und den anderen, weil sie glauben, nur sie selbst seien Juden.

 

2. John le Carré: Das Russlandhaus

List Verlag, München 2001, ISBN 9783471780824, 431 Seiten, 20,00 EUR

Der Roman spielt in den Anfangszeiten der Perestroika. Ein sowjetischer Physiker übergibt seiner Ex-Geliebten Katja ein Dokument, das Angaben zu Militäraufrüstung und geheime Lagepläne der Sowjets enthält. Sie soll es an ihren Bekannten aus England, der als Verleger zu Buchmessen in die Sowjetunion fährt, weiterreichen, wird aber durch britische Geheimdienste abgefangen. Am Ende wird ein Verleger zum unfreiwilligen Agenten. Der Roman wurde 1990 mit Sean Connery und Michelle Pfeiffer in den Hauptrollen verfilmt.

 

 

 

Biografien:

1. György Dalos: Gorbatschow. Mensch und Macht

C. H. Beck Verlag, München 2010, ISBN 9783406613401, Gebunden, 271 Seiten, 12,95 EUR

Klappentext:

Der Bauernsohn Michail Gorbatschow war der Staatsmann, dessen Politik zur Entspannung zwischen den Supermächten ebenso wie zum Zerfall der Sowjetunion führte. In diesem Buch wird das Drama eines Mannes erzählt, der mit den Konsequenzen seines Tuns in Kollision gerät, und – während er im Ausland fast zur Ikone wird – in seinem Land immer mehr an Prestige und Macht verliert, was letzten Endes zu seinem Scheitern im Dezember 1991 führt.

 

 

2. Michail Gorbatschow: Alles zu seiner Zeit. Mein Leben.

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2013, ISBN 9783455502763, Gebunden, 546 Seiten, 24,99 EUR

Aus dem Klappentext:

Michail Gorbatschow lässt sein Leben Revue passieren, erzählt von Politik, Macht und Zeitgeschichte, aber auch von seiner Frau Raissa, mit der er fast fünfzig Jahre seines Lebens zusammen war. Der Krebstod seiner Frau 1999 in Deutschland traf den einst mächtigsten Mann der Sowjetunion tief. In diesem Buch geht er unter anderem der Frage nach, ob er ihn hätte verhindern können. Flankiert werden seine Erinnerungen von Tagebuchaufzeichnungen, die kurz nach dem Tod seiner Frau entstanden.


 

Reiseberichte:

1. Thomas Kunze, Thomas Vogel: Von der Sowjetunion in die Unabhängigkeit. Eine Reise durch die 15 früheren Sowjetrepubliken

Ch. Links Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3861536444, Broschiert, 288 Seiten, 18 EUR

Aus dem Klappentext:

Nach dem Putsch gegen Michail Gorbatschow 1991 konstituierten sich die 15 Teilrepubliken der Sowjetunion zu eigenständigen Staaten. Die baltischen Länder wurden Mitglied der Europäischen Union. Im Kaukasus und in Mittelasien erstarkte der Islamismus, mancherorts etablierten sich autoritäre Herrscher und übernahmen dubiose Oligarchen die Macht. Aber der „Sowjetmensch“ überlebte den Zerfall des Sowjetreiches. Der ostdeutsche Historiker Thomas Kunze und der Schweizer Journalist Thomas Vogel zeichnen die dramatischen Veränderungen der ersten 20 Jahre nach dem Zerfall der UdSSR nach. Sie beschreiben erhalten gebliebene Gemeinsamkeiten und markante Unterschiede. Ihr Buch ist eine Verbindung aus zeitgeschichtlicher Analyse und lebendigem Reisebericht durch alle 15 früheren Sowjetrepubliken, ergänzt mit zahlreichen Fotos.

 

2. Hjalte Tin, Nina Rasmussen: Perestroika mit dem Motorrad. Vom Roten Platz zum Baikalsee

Verlag Sierra bei Frederking & Thaler, München 2000, ISBN 978-3894050542, Gebraucht, 365 Seiten, Ab 1,73 EUR

Klappentext:

Die Dänen Hjalte Tin und Nina Rasmussen mit ihren beiden Kindern waren die ersten westlichen Besucher, die auf eigene Faust die Sowjetunion bereisten – mit dem Motorrad. Der Bericht dieser abenteuerlichen, sechs Monate dauernden Reise führt vom ehemaligen Leningrad über das wilde Gebirge des Kaukasus, durch die Wüsten Zentralasiens bis nach Sibirien. Stundenlanges Anstehen nach Lebensmitteln und die ständige Befragung durch die Polizei gehörten ebenso zu den Erfahrungen dieser Reise wie die spontane Hilfsbereitschaft und Offenheit der vielen Menschen, denen die Autoren auf der langen Reise begegnet sind.

 

Fotoband:

Daniel Biskup: Wege der Freiheit. Die DDR, die Sowjetunion und Jugoslawien im Umbruch

Collection Rolf Heyne Verlag, ISBN 978-3899104783, Gebunden, 256 Seiten, 49 EUR

Klappentext:

Als 1989 in Berlin die Mauer fiel, saß Daniel Biskup im Audimax und hörte eine Geschichtsvorlesung. Er war in Gedanken nicht ganz beim Professor, denn er verstand, dass sich einem angehenden Historiker außerhalb des Uni-Geländes die seltene Chance bot, mitzuerleben, wie sich Geschichte ereignet. Und so packte Daniel Biskup seine Fotokamera und hielt in seinen Bildern die untergehende DDR fest. Daniel Biskup ist mit seiner Kamera den Wegen der Freiheit in der ehemaligen Sowjetunion und im ehemaligen Jugoslawien gefolgt. Er war in Moskau vor dem brennenden Weißen Haus, in Mostar, Sarajewo und vielen anderen Orten, an denen Menschen zwischen 1989 und 1999 Geschichte gemacht und die Welt verändert haben.

 

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