L-R: Pushkin, Goncharov, Dostoevsky, Tolstoy
open sourcesSatte 12 000 Rubel erhielt Alexander Puschkin für die vollständige Ausgabe von „Eugen Onegin“ im Jahre 1833. Das wären heute 10,5 Millionen Rubel, umgerechnet etwa 150 000 Euro. Dafür hätte sich der Dichter, der ein Freund modischer Kleidung war, 100 schicke Hemden, 200 Paar Handschuhe und 200 Pfund Blütentee kaufen können. Dazu hätte er für ein Jahr im Zentrum Moskaus ein Holzhäuschen mieten und die Ausbildung zweier Kinder in einem Pensionat bezahlen können.
Da Puschkin allerdings vier Kinder hatte, hätte sein Honorar nicht für alle gereicht. Überhaupt war der Dichter sein Leben lang verschuldet. Die Schulden hinterließ er seiner Frau, nach dem Tod bei einem Duell wegen ihr. An Stelle der Frau beglich Zar Nikolai I. die Schulden.
Iwan Gontscharow. / Open sources
Für seinen Roman „Oblomow“ erhielt Iwan Gontscharow im Jahre 1859 etwa 10 000 Rubel, umgerechnet 140 000 Euro nach heutigem Kurs. Dafür hätte der russische Schriftsteller zehn Sofas aus Rotholz, zehn Pferdeschlitten für die Stadt, zwei gefederte Britschkas, 19 Schreibtische mit schwarzem Leder, ein Waschbärenfell, 1 200 Porzellantassen, fünf Pfund Kümmelseife, 17 kleine Dosen Mandelpulver zur Handhygiene, 100 große Wassermelonen und zehn ausgewachsene Störe kaufen können. Außerdem hätte es noch für eine Jahresmitte für ein Appartement mit zwölf Zimmern in Petersburg gereicht.
Doch Geld hatte Gontscharow eigentlich nicht nötig. Denn im Unterschied zu seiner Romanfigur lag er nur ungern herum und war ein tatkräftiger Mensch – ein Regierungsbeamter und Abenteurer. Er reiste sogar einmal um die Welt, als Mitglied einer diplomatischen Mission. Sein Honorar hätte er deshalb wahrscheinlich anders ausgegeben, für eine weitere Expedition mit der Fregatte „Pallada“ zum Beispiel.
Fjodor Dostojewski / State Tretyakov Gallery
Das Honorar Fjodor Dostojewskis fiel hingegen bescheiden aus: 7 000 Rubel erhielt er für seinen Roman „Idiot“. Das entspräche nach heutigen Verhältnissen etwa 100 000 Euro. Seine Romanfigur Nastasia Filipowna wirft mit Geld übrigens nur so um sich: 100 000 Rubel schmeißt sie in den Kamin. Dostojewski hingegen verspielt sein ganzes Vermögen im Kasino.
Hätte er sein Salär sinnvoll angelegt, hätte er sich einen Eichenhain in der Oblast Rjasan kaufen können dazu ein viersitziges Fuhrwerk, zehn Kommoden, zehn Spiegel mit Rotholzrahmen, zehn Pfund Kümmelseife, zwei Eichenfässer, 30 Flaschen amerikanischen Rum, zehn Pfund englischen Käse, eine Aktentasche aus Saffianleder und eine Flasche Schwarztinte.
Leo Tolstoi / TASS
Der reichste aller russischen Schriftsteller, allerdings auch der fleißigste, war Leo Tolstoi. 20 000 Rubel erhielt er für seine „Anna Karenina“ im Jahre 1877 – also nach heutigen Maßstäben 285 000 Euro. Was hat er sich davon nicht alles kaufen können! Von einem Haus in Moskau über schicke Stiefel bis hin zu edlen Salonsesseln.
Tolstoi jedoch war ein Asket. Ein Leben auf großem Fuß lag ihm nicht. Seine Stiefel machte er selber, sein Anwesen Jasnaja Poljana in der Oblast Tula hätte gar nicht so viele Salonsessel fassen können und ein Haus in Moskau besaß er ohnehin schon.
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