Dies ist das erste Gemälde, das dem Künstler großen Erfolg bescherte. Die Idee fiel ihm noch während der Studentenjahre an der Kunstakademie in Sankt Petersburg ein. Als er die Newa-Uferstraße entlang schlenderte, wurde er vom Anblick völlig erschöpfter Treidler, die eine schwere Last schleppten, getroffen, während die Bürger an ihm sorgenfrei vorbeigingen.
Als Sohn eines Militärs, stammte der Künstler selbst nicht aus einer wohlhabenden Familie und hatte daher Verständnis für die Not der Armen.
Das Thema des Werkes hebte sich stark von den Traditionen der akademischen Malerei ab, wo man gehobene Motive aus der Mythologie und der Geschichte bevorzugte. Im Gegensatz zum Akademismus wählte Repin die “Wahrheit des Lebens” mit Anspruch auf die soziale Thematik und die Gesellschaftskritik. Seine Wolgatreidler verkörperten eine Metapher des schweren Loses eines ganzen Volkes.
Mithilfe dieses Werkes wurde die soziale Ungleichheit erneut zum Ziel seiner Kritik. Das Gemälde verblüfft die Zuschauer mit der Vielfalt der dargestellten Menschentypen - aus mehr als 70 Charakteren der religiösen Prozession entsteht ein “Gesamtbild des Volkslebens”.
Es wird angenommen, dass der Künstler sich von zwei tragischen Ereignissen inspirieren ließ: dem kaltblütigen Attentat auf Zar Alexander II. im Jahr 1881 und der darauffolgenden Hinrichtung von Mitgliedern der revolutionären Organisation “Narodnaja Wolja” (zu Deutsch “Volkswille”). Da die realen Ereignisse nicht abgebildet werden konnten, fand Repin eine historische Parallele für den zeitgenössischen Vorfall.
Zar Alexander III. lehnte das Werk kategorisch ab und verkündete am 1. April 1885 das Verbot, dieses Gemälde öffentlich zu zeigen. Pawel Tretjakow, Gründer der berühmten Gemälde-Galerie, ließ sogar einen Anbau errichten, um das Kunstwerk zumindest auserwählten Besuchern zugänglich zu machen. Nur drei Monate später wurde das Verbot wieder aufgehoben.
Im Januar 1913 griff der geisteskranke Ikonenmaler Abram Balaschow Repins Werk mit einem Messer dreimal ans Gesicht des Iwan der Schreckliche an.
2018 beschädigte ein Vandal mit einer Metallstange die Leinwand an drei Stellen. Das Bild wird gerade restauriert.
Das ist eines von zwei noch zu Lebzeiten entstandenen Porträts des berühmten Sammlers und Gründers der Tretjakow-Galerie. Als Tretjakow die Galerie der Stadt Moskau schenkte, umfasste seine Privatsammlung 1276 Gemälde, 471 Zeichnungen und zehn Skulpturen sowie 84 Werke ausländischer Künstler. Tretjakow posierte nicht gern und stimmte nur aus Respekt vor Repin zu. Im Hintergrund sind die Gemälde aus seiner Galerie “Über dem Ewigen Frieden” von Isaak Lewitan und „Die Drei Recken“ von Wiktor Wasnezow zu erkennen.
Tretjakow war einer der Hauptsammler von Repins Werken und anderen Vertretern der russischen Wanderkünstler-Bewegung „Peredwischniki“, die sich für soziale Kritik aussprachen.
Repin malte an diesem Gemälde zehn Jahre seines Lebens. Es wurde zum Ausdruck des freien Geistes des Menschen. So schrieb Repin selbst über die Protagonisten: “Ein Teufelsvolk! Niemand auf der ganzen Welt hat so tief die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gefühlt.“
Das Gemälde ist inspiriert von der Geschichte, wie Sultan Mehmed IV. im Jahr 1675 von den Saporoger Kosaken verlangte, sich seiner Herrschaft zu unterwerfen. Daraufhin sandten die Kosaken dem osmanischen Herrscher einen beißenden Brief und lehnten seine Forderungen ab: “Du türkischer Teufel, Bruder und Genosse des verfluchten Teufels und des leibhaftigen Luzifers Sekretär!”.
Das Werk ist ein Teil des Zyklus, das das Schicksal der Angehörigen der frühsozialrevolutionären Untergrundorganisation Narodnaja Wolja (Deutsch „Volkswille“) thematisierte. Da die revolutionäre Bewegung in den 1870er und 1880er Jahren auf dem Vormarsch war, wurde sie von den Behörden brutal unterdrückt. Wie auch viele andere idealisierte Repin die jungen Oppositionsmitglieder und zog Parallelen zwischen dem Schicksal der “Narodnaja Wolja” und dem Opfer Christi.
Die überraschende Rückkehr des verurteilten Revolutionärs zu seiner Familie - wahrscheinlich aus harter Arbeit in einer Strafkolonie - entsprach einer Rückkehr von den Toten.
Das riesige Werk (400 x 877 cm ) im Genre „Gruppenbild“ wurde von Zar Nikolaus dem Zweiten persönlich in Auftrag gegeben.
Repin nahm an der feierlichen Sitzung des Rates teil und machte ein Gruppenfoto, das ihm bei seiner Arbeit half. Repin sollte den Zaren darstellen, der seine formale Ansprache hielt. Aber der Künstler entschied sich, Emotionen und Bewegung hinzuzufügen, und stellte dar, wie Medaillen verteilt wurden. Repin ließ alle Skizzen vom Zaren persönlich genehmigen.
Das Bild wurde zunächst im Mariinski-Palast in Sankt Petersburg, dem ursprünglichen Veranstaltungsort der Ratssitzung, ausgestellt. Nach der Revolution 1917 wurde es in das Russische Museum verlegt, wo es zusammen mit den Skizzen einen riesigen Raum einnimmt.
* Das 175-jährige Jubiläum des russischen Künstlers wird mit einer Retrospektive auf drei Etagen der Neuen Tretjakow-Galerie an der Straße Krymski Wal begangen. Die Ausstellung wird am 16. März eröffnet und läuft bis zum 18. August 2019.
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