Sowjetische Filme, die moderne Feministinnen lieben oder hassen würden

Aus dem Film „Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf“

Aus dem Film „Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf“

Leonid Gaidai/Mosfilm, 1973
Gleichberechtigung war ein großes Thema in der Sowjetunion. Doch zu Hause sah es oft ganz anders aus als auf der Arbeit. Viele Kinofilme haben sich des Themas angenommen und waren bemüht, beide Seiten zu sehen. Doch gut gemeint heißt nicht immer gut gemacht.

Durchgefallen: Moskau glaubt den Tränen nicht, 1979 

Dieser mit einem Oscar prämierte Filmklassiker würde 2020 für hochgezogene Augenbrauen sorgen. 

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei Freundinnen, die Moskau erobern, Träume leben und Glück finden wollen. Die Hauptfigur, Katja, ist eine starke und unabhängige Frau. Sie verwirklicht ihren Traum und wird Fabrikdirektorin. Ihr Kind zieht sie alleine groß. 

Jedoch ist sie unglücklich, weil sie keinen Mann hat. Als sie schließlich Goscha kennenlernt und sich in ihn verliebt, verlässt dieser sie, weil sie beruflich erfolgreicher ist als er.  

Doch statt darüber wütend und enttäuscht zu sein, macht sich Katja in der ganzen Stadt auf die Suche nach ihm. Schließlich findet sie ihn und schaut ihm von da an gerne dabei zu, wie er seinen Borschtsch isst. 

Bestanden: Die Allerschönste, 1985

Im Mittelpunkt dieses Films steht Nadia Kljujewa, eine 30-jährige Ingenieurin. Sie unternimmt viel und macht Karriere. Doch in ihrem Privatleben fehlt ihr etwas.

Ihre Freundin schlägt ihr daher vor, sich äußerlich zu verändern und mit Männern zu flirten. Die Perfektionistin Nadia probiert es und ist schnell erfolgreich. Sie bekommt viel männliche Aufmerksamkeit, doch es macht sie nicht glücklich, denn meist gefallen ihr die Männer gar nicht. Der Mann ihrer Träume geht mit einer anderen Frau aus. 

Am Ende weiß Nadja, dass Äußerlichkeiten nicht glücklich machen. Sie erkennt, dass sie nicht zur Puppe werden will, um Anerkennung zu bekommen. 

Durchgefallen: So ein Mädel, 1961 

„So ein Mädel“ scheint auf den ersten Blick eine fröhliche und harmlose Komödie mit Happy-End zu sein. 

Tatsächlich zeigt der Film eine Doppelmoral. Da ist Tosja, eine sowjetische Frau, die alleine nach Sibirien zieht, um im Zuge der dort stattfindenden umfangreichen Baumaßnahmen eine erfolgreiche Köchin zu werden. Sie arbeitet sehr hart. Doch dann wird es romantisch und zugleich patriarchalisch. 

Das Mädchen Nadja heiratet San Sanytsch, einen äußerst unattraktiven und viel älteren Mann. Die Erklärung dazu lautet: „Nadja ist fast 28. In diesem Alter heiratest Du sogar eine Ziege.“ 

Ilja ist dagegen der schönste Mann im Dorf. Er ist in Tosja verliebt. Aber das funktioniert nur, wenn sie so tut, als wäre sie beleidigt und würde ihn zurückweisen, so dass er immer wieder zu ihr ankommen und sie um Entschuldigung bitten muss. 

Obwohl einige der Handlungen der Charaktere das Bild vermitteln, als seien sie frei unabhängig, sind sie es in Wirklichkeit nicht.  

Durchgefallen: Liebe im Büro, 1977

Eldar Rjasanow/Mosfilm, 1977

Diese Komödie erzählt vom mittleren Angestellten Anatoli Nowosselzew, der auf den Rat eines Freundes hört und sich, um seine Karriere voranzutreiben, an die „böse, unattraktive Chefin“ heranmacht, die noch unverheiratet ist. 

Wenn eine moderne Frau die Verwandlung der Heldin Ljudmila Prokofjewna beobachtet, wird sie sich schnell fragen, wie dieser Film zum Feminismus der damaligen Zeit passt. Zu Beginn des Films ist sie eine unattraktive, aber erfolgreiche Frau, die in einem großen Büro die Regie führt. Alle haben Angst vor ihr und verspotten ihr Äußeres. 

Dann lässt sie sich von ihrer Sekretärin beraten, kauft hübsche Kleider, schminkt sich, frisiert sich das Haar. Und erst ab da wird sie ein fröhlicher Mensch, der freundlich mit anderen umgeht. 

Der Film vermittelt, dass es völlig wertlos sei, wenn eine Mittdreißigerin eine Leitungsfunktion begleitet, aber dafür keinen Mann hat, kein Makeup trägt und Trends nicht mitmacht. 

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