Angespannt: Sieben Fakten über die russische Troika

Kultur
ANNA SOROKINA
Die Troika gehört zu Russland wie Matrjoschkas und eiskalte Winter. Warum haben die Russen drei Pferde nebeneinander vor ihre Kutschen gespannt? Und warum schauen die Tiere nicht in dieselbe Richtung?
  1. Die Pferde blicken in unterschiedliche Richtungen 

Eine russische Troika ist eine Form der Anspannung vor Kutschen, bei der sich drei Pferde in unterschiedlichen Gangarten fortbewegen. Das Pferd in der Mitte (der „Korennik“ auf Russisch) bewegt sich im Trab fort und ist das größte und stärkste. Die beiden Außenpferde („pristjaschnyje“) galoppieren und nehmen dabei das Mittelpferd mit. Zugleich ermüden sie weniger schnell. Ein solches Gespann kann große Entfernungen mit einer Geschwindigkeit von 45 bis 50 Stundenkilometern zurücklegen.

Wenn Sie sich eine russische Troika in Bewegung ansehen, werden Sie ein merkwürdiges Detail bemerken: Die Außenpferde halten ihren Kopf zur Seite gedreht und bewegen sich gleichzeitig geradeaus. Was steckt dahinter? Der Grund ist, dass das Pferd auf der rechten Seite galoppiert, indem es mit seinem linken Bein führt, während das auf der linken Seite mit seinem rechten Bein führt. Und so drehen sie ihre Köpfe in die entgegengesetzte Richtung, um das Gleichgewicht zu halten. Sie tun dies instinktiv.

  1. Für eine schnelle Troika werden Pferde der gleichen Rasse angespannt 

Die schnellsten Troikas werden von Trabern der gleichen Rasse gezogen. Diese Pferde werden in der Zucht auf Schnelligkeit getrimmt. Das Mittelpferd muss größer sein als die beiden anderen. Wjatpferde, die für ihre Ausdauer bekannt sind, gelten als die zuverlässigsten Zugpferde. Die sehr großen Orlow-Traber gelten als besonders prestigeträchtig. 

  1. In einer Troika haben drei Personen Platz 

Das Wort „Troika“ (russisch Trio) zur Beschreibung dieses Gespanns mit drei Pferden wurde zuerst im 18. Jahrhundert, nach einigen Quellen auch bereits Ende des 17. Jahrhunderts, verwendet. Damals wurde die Zahl der Pferde nach der Zahl der Passagiere oder der Transportlast bemessen. Ein Pferd konnte einen Passagier ziehen. Wenn mehr „Pferdestärken“ benötigt wurden, wurden mehr Pferde nacheinander angespannt. Diese Anspannung hat sich in Russland jedoch aufgrund der schlechten Straßenqualität, sofern überhaupt Straßen vorhanden waren, nicht durchgesetzt. Mit der Anspannung nebeneinander verbesserten sich die Dinge. 

  1. Wir müssen uns bei der Post für die Troika bedanken (vielleicht) 

Es ist nicht sicher, wer die Troika erfunden hat oder wann. Höchstwahrscheinlich hat die Entwicklung des Postdienstes dazu beigetragen. In Russland waren die Entfernungen zwischen den Siedlungen schon immer sehr groß. Post- und Frachtzustellungen dauerten bereits zwischen Moskau und St. Petersburg mehrere Tage und teilweise Wochen bis in andere Großstädte, besonders wenn die Wege im Frühling und Herbst schlammig waren. Die Postpferde mussten ausdauernd und schnell sein. Wir wissen, dass in Russland bereits im frühen 19. Jahrhundert Postkutschen von Troikas gezogen wurden.

Später wurden Troikas für den Transport von Kurieren und Passagieren sowie als kostspieliges Vergnügen in den Dörfern und Städten eingesetzt. Ein wohlhabender Bauer hätte es sich zu seiner Hochzeit nicht nehmen lassen, mindestens eine Troika, besser noch mehrere, für die Braut und die Hochzeitsgäste zu mieten. 

  1. Glocken statt Hupe 

Eine herannahende Troika war schon einen Kilometer entfernt zu hören! Kutscher nutzten Glocken, um sicherzustellen, dass die Straße rechtzeitig geräumt wurde, damit die Troika vorbeifliegen konnte und alle wussten, dass bald die Post kommen würde. 

Doch auch Privatleute mit Troikas entdeckten die Glocke für sich. So läuteten nicht mehr nur die Postkutschen, sondern jeder, der unterwegs war. Diese Spaßfahrten störten den Postdienst. Daher wurde die private Nutzung der Postkutschenglocken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verboten. Die privaten Kutschenbesitzer brachten daraufhin kleine und leisere Bronzeglocken an den Lederriemen und -geschirren an. Die Glöckchen hatten einen unterschiedlichen Klang und sorgten während der Reise mit der privaten Troika für individuelle musikalische Begleitung.

  1. Die schnellsten Troikas 

Das erste Mal, dass eine russische Troika ins Ausland gebracht wurde, war 1911. Sie wurde auf der Weltausstellung in London präsentiert. Das Gespann bestand aus einem Orlow-Traber und Streletzkern als Außenpferde. Danach wurden russische Troikas zu einem festen Bestandteil internationaler Ausstellungen. Die Tradition setzte sich bis in die Sowjetzeit fort. Bis dahin bestand das Troika-Gespann vor allem aus stattlichen Orlow-Trabern.  

  1. Troikas gibt es auch heute noch  

Mit dem Aufkommen von Eisenbahnen und später Autos ging die Nachfrage nach Troikas (und nach Pferdetransporten im Allgemeinen) zurück. Aber sie sind noch heute bei Sportwettkämpfen und Veranstaltungen in russischen Touristenstädten wie Susdal und Wladimir zu sehen. Bereits in den 1840er Jahren nahmen Troikas im Moskauer Hippodrom nicht nur an Rennen, sondern auch an Dressurprüfungen teil. Seit Mitte der neunziger Jahre wird in mehreren russischen Städten ein jährlicher Pokal-Wettbewerb für russische Troikas ausgerichtet. Das Finale findet in Moskau statt.

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