Balalaika: Das russischste aller volkstümlichen Musikinstrumente

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Die Balalaika ist das bekannteste russische Musikinstrument. Woher kommt sie? Wird sie heute noch gespielt?

Wann gab es die erste Balalaika in Russland?  

Historiker sind uneins. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über eine Balalaika stammen aus den Jahren 1688-1700 während der Regierungszeit von Peter dem Großen.

In seinem Buch „Anekdoten aus dem Leben von Peter dem Großen“ schrieb der Historiker Jacob von Staehlin, dass Peter „nichts lieber hörte als den rauen Klang von Trommeln, einer Feldflöte, einer Balalaika, einem Hirtenhorn und einer ukrainischen Bandura“.

Der Zar entdeckte seine Begeisterung für Volksmusik während seiner Europareisen. Da er die leichte Muse liebte, lud er oft Balalaika-Spieler und andere Volksmusiker ein, bei verschiedenen Festen aufzutreten.

Es gibt jedoch auch eine andere Theorie. In seinem etymologischen Wörterbuch von 1865 mit 25.000 Fremdwörtern, „die in der russischen Sprache verwendet wurden, kam Alexei Michelson zu dem Schluss, dass Balalaika ein tatarisches Wort sei. Seine Definition lautet: „Ein dreisaitiges Musikinstrument in Form einer Gitarre, gespielt durch Klimpern der Saiten mit den Fingern.“

Es gibt die Vermutung, dass die Balalaika während des tatarisch-mongolischen Jochs (13.-15. Jahrhundert) in Russland eingeführt wurde.

Wie die Balalaika zu einem Volksinstrument wurde

Zu Zeiten Peter des Großen war die Balalaika das Instrument von Bauern und Skomorochen (umherziehenden Schauspielern). Es galt als müßiger Zeitvertreib. Der Klang des Wortes „balalaika“ wurde mit den russischen Verben „balakat“ und „balabolit in Verbindung gebracht, was in etwa „oberflächliches Geplauder“ bedeutet. 

Nach Peter dem Großen blieb die Balalaika ein Instrument, das weiter nur von Bauern gespielt wurde und beim Adel keine Rolle spielte. Das Interesse daran wuchs erst wieder im 19. Jahrhundert, als alles traditionell Russische wieder in Mode war. Zu dieser Zeit wurden Gebäude und Kirchen im pseudorussischen Stil gebaut und von Volkstrachten beeinflusste Kleidung entworfen.

Zu dieser Zeit gründete ein St. Petersburger Musiker, Wassili Andrejew, ein Orchester namens „Der Klub von Balalaika-Liebhabern“. Neben Balalaikas gab es Domras (eine Art Laute), Blasinstrumente (Flöten, Hörner) und Schlaginstrumente. Die Konzerte waren ein großer Erfolg, und der russische Adel begann, sich für Volksmusik zu interessieren.

Wassili Andrejew

Zu diesem Zeitpunkt wurde die Balalaika auch weltweit bekannt – Andrejews Orchester gab 1889 auf der Weltausstellung in Paris Konzerte im russischen Pavillon. Es war ein großer Erfolg.

Zusammen mit anderen Enthusiasten modifizierte Andrejew das alte Instrument. Er hat das Aussehen der modernen Balalaika maßgeblich beeinflusst. Seine Instrumentenbauer schufen eine ganze Balalaika-Familie: Prima, Bratsche, Piccolo, Bass und Kontrabass.

Wer spielt heutzutage noch Balalaika?

Heute ist die Balalaika neben Ballett- und Avantgarde-Kunst einer der beliebtesten Kulturexporte Russlands. Einen großen Beitrag zur Popularisierung der Balalaika im Westen leistete der britische Musiker Bibs Ekkel. Er ist nicht nur ein wahrer Balalaika-Virtuose, sondern lehrte auch russische Volksmusik an der Universität und nahm eine Reihe von Balalaika-Konzerten für die BBC auf.

Ein anderer moderner Virtuose - der Russe Alexei Archipowski wird auch als Paganini der Balalaika bezeichnet. Nachdem er viele Jahre in einem Volkmusik-Orchester gespielt hatte, begann er eine Solokarriere. Er holte alles aus dem Instrument heraus und spielte eigens für die Balalaika komponierte Werke. 

Balalaika-Konzerte finden auf der ganzen Welt statt. Die meisten Künstler kleiden sich nicht mehr wie russische Bauern, im Gegenteil, sie tragen oft Smoking, was beweist, dass die Balalaika, obwohl ein einfaches Instrument, sich nicht vor den klassischen Orchesterinstrumenten verstecken muss. 

Eine der bekanntesten zeitgenössischen russischen Gruppen - das Balalaika Trio - hat die Balalaika salonfähig gemacht. Das Trio spielt sowohl klassische Stücke, begleitet von einem Orchester, als auch Coverversionen ausländischer Hits.

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