Der Staatliche Kremlpalast: Ambitioniertes Projekt im Herzen Russlands

Kultur
JULIA AFANASSENKO
Das jüngste Bauwerk des Kremlkomplexes in Russlands Hauptstadt ist ein Veranstaltungsgebäude aus dem Jahr 1961. Dort fanden Parteikongresse, Kinderfeiern zu Neujahr und Konzerte statt.

Die Kommunistische Partei der Sowjetunion hat ihre Kongresse an verschiedenen Orten abgehalten. In zaristischen Zeiten fanden die Versammlungen im Ausland statt. Nach der Gründung der UdSSR wurden die Zusammenkünfte zum Beispiel im Bolschoi-Theater oder im Großen Kremlpalast abgehalten.

Später entschied Nikita Chruschtschow, dass die Partei einen besonderen Ort für Kongresse im Kreml brauchte. Er hatte zu Beginn keine großen Ansprüche. Doch 1959 besuchte der sowjetische Generalsekretär China. Wahrscheinlich war er dort von der riesigen Großen Halle des Volkes in Peking beeindruckt, in der 10.000 Menschen Platz fanden.

Mindestens sieben Standorte waren zu Beginn der Planungen in der Diskussion. Schließlich erließ der Ministerrat 1959 ein Dekret zum Bau eines Parteitagsgebäudes im Kreml, das von Chruschtschow selbst unterzeichnet wurde.

Das endgültig genehmigte Projekt wurde von einer großen Gruppe von Architekten und Ingenieuren unter der Leitung von Michail Posochin realisiert. Sie entwarfen ein riesiges Gebäude, das viel Fläche benötigte. Chruschtschow hatte beschlossen, dass es ein Palast werden solle.

Einen geeigneten Platz fand man im westlichen Teil des Kremlgeländes. Den Ort hatte in den 1810er Jahren während des Wiederaufbaus des Kremls der Architekt Matwei Kasakow gestaltet. Dort befand sich zum Beispiel die im 19. Jahrhundert in eine Kaserne der Kreml-Garnison umgebaute ehemalige Waffenkammer im neoklassizistischen Stil. Es war ein bedeutendes historisches Gebäude, aber es musste ebenso wie fünf weitere Gebäude dem Neubau weichen und wurde abgerissen.

Archäologen entdeckten drei unterirdische Übergänge zwischen alten Palästen an der Stelle. Diese geheimen Wege wurden ebenfalls zerstört und mit Erde aufgefüllt. Es gab Gerüchte über einen alten Friedhof, der jedoch nie entdeckt wurde.

Und so hatte der Kongresspalast das Erscheinungsbild des Kremls schon vor seiner Fertigstellung stark verändert. Die Veränderungen im Panorama waren bedeutend. Das Gebäude würde sehr hoch sein, sogar höher als der Troizkaja-Turm, der am nächsten stand. Die Architekten beschlossen, das Gebäude 15 Meter in die Tiefe zu bauen.  Nachdem der Bau bereits begonnen hatte, kam Chruschtschow auf die Idee, oben im Gebäude einen Speisesaal einzurichten. Nach der Vollendung des Baus wurde die Mariä-Entschlafens-Kathedrale vom Palast gewissermaßen eingekreist und war von der Maneschnaja-Straße aus nicht mehr sichtbar.

Die Bauarbeiten dauerten 16 Monate. Die Arbeiter kamen aus der gesamten UdSSR. Die Bevölkerung wurde regelmäßig über die Fortschritte des Staatlichen Kremlpalastes informiert. Dazu gab es eigens eine Zeitung namens „Udarnaja Stroika". Im Sommer 1961 war das neue Veranstaltungsgebäude fertig.

Der Kongresspalast besteht aus Beton, Glas und Marmor. Es gibt einen rhythmischen Wechsel von mit Marmor bedeckten Pylonen und Glastrennwänden. Das Glas spiegelt die umliegenden Baudenkmäler wider, aber der Palast fügt sich nicht harmonisch in das Ensemble der historischen Kremlbauten ein.

Der Hauptteil des Palastes im Inneren ist wie geplant die Haupthalle, die 6.000 Personen Platz bietet. Viel Aufwand wurde in eine gute Akustik investiert. Die Wände sind mit speziellem Holz verkleidet, was den Klang verbessern soll. Das Parkett, das Amphitheater und der obere Rang bilden einen integrierten Raum. Die Bühne ist groß genug, dass dort bis zu 1.000 Menschen gleichzeitig auftreten können. Es gibt viele technische Raffinessen für jeden Bühnenbedarf. Der zweitgrößte Raum ist der von Chruschtschow in Auftrag gegebene Speisesaal direkt darüber. Es gab auch einmal einen Weg vom Speisesaal zu einer Aussichtsplattform, aber dieser wurde aus Sicherheitsgründengeschlossen.

Von innen ist der Palast mit Granit, Marmor, Ader-Tuffstein in verschiedenen Farben und einer Reihe von Hölzern wie Eiche, Hainbuche und Nuss ausgestattet - Materialien aus den verschiedenen Teilen der Sowjetunion. Die große Lobby ist mit einem Mosaik verziert, das 15 Wappen der Sowjetrepubliken zeigt, gestaltet vom berühmten russischen Maler und Bildhauer Alexander Deineka.

Das erste Konzert im Palast fand am 8. Oktober 1961 statt. Das Publikum bestand aus den Erbauern. Sie sahen eine Aufführung der Künstler des Bolschoi-Theaters und des Pijatnitzki Chors, der russische Volksmusik darbot.

Die offizielle Eröffnung war am 17. Oktober 1961, als der XXII. Kongress der Kommunistischen Partei begann. Von da an wurden dort alle großen Versammlungen der KPdSU abgehalten.

Der Kongresspalast wurde von Anfang an auch für Konzerte und Aufführungen genutzt. Dort tanzten Ballettstars wie Maja Plissezkaja und Māris Liepa. Weltberühmte Opernsänger wie Galina Wischnewskaja und Jelena Obraszowa standen auf der Bühne. Im Staatlichen Kremlpalast wurden die Neujahrsfeiern für Kinder ausgerichtet.

Boris Jelzin wurde dort als erster Präsident Russlands ins Amt eingeführt. Im folgenden Jahr unterzeichnete er ein Dekret zur Umbenennung des Kongresspalastes in Staatlicher Kremlpalast.

Im Jahr 2001 wurde mit einer vollständigen Rekonstruktion des Gebäudes nach 40 Nutzungsjahren begonnen. Der Palast wurde renoviert. Alle Dekorationen wurden dabei erhalten.

Der Palast zieht immer wieder ausländische Weltstars an: Luciano Pavarotti, Eric Clapton, Chuck Berry, Elton John und Whitney Houston waren bereits zu Gast im Staatlichen Kremlpalast, um nur einige zu nennen.  

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