Fünf Geheimnisse der berühmten Turmuhr des Moskauer Kremls

Legion Media
Jeder Russe hat sie schon einmal gehört: Die Glocke des Spasski-Turms im Moskauer Kreml. Sie läutet das neue Jahr ein. Wir verraten Ihnen die Geheimnisse der bekanntesten russischen Uhr.
  1. Alle drei Stunden klassische Musik 

Die Uhr am Spasski-Turm spielt die russische Nationalhymne um sechs Uhr morgens, mittags, sechs Uhr abends und um Mitternacht. Glinkas „Patriotisches Lied“ ertönt um drei und neun Uhr morgens und dann wieder um drei Uhr nachmittags und neun Uhr am Abend. Alle drei Stunden klingen die Glocken des Spasski-Turms. Die Hauptglocke schlägt zudem zu jeder vollen Stunde. Zu Silvester wartet man im ganzen Land auf den Glockenton, der das neue Jahr einläutet. Dies wird im TV und Radio übertragen. 

  1. Die heutige Glocke ist bereits die fünfte 

Spasski-Turm in den 1890er Jahren

Die erste Uhr am Spasski-Turm (damals noch Frol-Turm genannt) zierte den Bau 1491. Es ist nicht bekannt, wie sie ausgesehen hat.  

Eine zweite Uhr wurde während der Regierungszeit von Michail Fjodorowitsch, dem ersten Zaren der Romanow-Dynastie (1596-1645), installiert. Mit der Konstruktion wurde der schottische Uhrmacher Christopher Galloway beauftragt. Er schuf ein absolut erstaunliches Gerät, bei dem sich nicht die Zeiger, sondern das Zifferblatt bewegten. Das Zifferblatt war in der Farbe des Himmels bemalt, mit Zinnsternen und einem Bild der Sonne. Ein Sonnenstrahl diente als Uhrzeiger, und die Glocken läuteten jede Stunde. Die Zeit wurde in Nacht- und Tagesstunden unterteilt. Die Uhrzeit wurde zwischen Morgengrauen und Sonnenuntergang angezeigt. Sie wurde 1701 bei einem Brand zerstört. 

Die dritte Uhr wurde 1709 durch ein Dekret von Peter dem Großen installiert. Es war eine moderne Uhr aus Holland. Der Zar hatte zwischenzeitlich das Land auf den in Europa verwendeten 24-Stunden-Standard umgestellt. Diese Uhr hatte 33 Glocken, die Melodien spielten und jede Stunde läuteten. Sie fiel 1737 einem Brand zum Opfer. 

Die vierte Uhr wurde 1770 unter Katharina der Großen eingebaut. Es war eine englische Uhr, die von einem deutschen Uhrmacher namens Fatz konstruiert wurde. Die Uhr überdauerte mehrere Jahrzehnte und überlebte sogar Napoleons Invasion in Moskau.

Schließlich wurde die heutige Uhr 1852 am Turm angebracht. Sie ist das Werk zweier Uhrmacher dänischer Herkunft, Iwan und Nikolai Butenop. Sie installierten neue schwarze Zifferblätter an allen vier Seiten des Turms, ersetzten die alten Mechanismen und wählten 35 neue Glocken aus den Kreml-Türmen aus. 

Die Uhr wurde während der Revolution von 1917 von einer Granate getroffen. Sie wurde ein Jahr später im Auftrag von Wladimir Lenin restauriert und funktioniert noch immer.

  1. Das Uhrwerk wiegt mehr als 25 Tonnen 

Ohne die Glocken wiegt das Uhrwerk 25 Tonnen und besteht aus mehreren tausend Teilen. Es ist ungefähr drei Meter hoch. Die Zahnräder messen eineinhalb Meter im Durchmesser. Die Uhr ist mit einem 32-Kilogramm-Pendel und drei Gewichten von jeweils 160 bis 224 Kilogramm ausgestattet. Der musikalische Mechanismus sieht aus wie ein Kupferzylinder, der um ein Gewicht gedreht wird. Die Trommel lässt die Stifte auf die Tasten drücken, die wiederum durch Kabel mit den Glocken am Glockenturm verbunden sind.

Die Hauptglocke, die die vollen Stunden schlägt, wiegt über zwei Tonnen. Die größte der Musik-Glocken bringt über eine Tonne auf die Waage. 

  1. Russische und niederländische Glocken wurden aufeinander abgestimmt 

Jetzt hat die Uhr 23 Glocken, von denen nur noch eine von den ursprünglichen Glocken übriggeblieben ist. Es gibt auch neun kleine Glocken, die die Viertelstunden schlagen, sowie eine große niederländische Glocke, die in den 1990er Jahren bestellt wurde. Diese ist die Glocke, die mehr als eine Tonne wiegt.  

Im November 2020 wurden am Spasski-Turm zwölf neue Glocken installiert. Diese wurden in der südrussischen Stadt Woronesch speziell für die Uhr im Kreml gegossen. Spezialisten verbrachten mehr als ein Jahr damit, die neuen Glocken auf die niederländische abzustimmen.

  1. Die Kreml-Glocke läutet das neue Jahr ein 

Eine der Traditionen, die Russen zu Silvester pflegen, ist es, ihren größten Wunsch auf ein Stück Papier zu schreiben, es zu verbrennen und dann die Asche in ein Glas Champagner zu geben. Der Champagner muss getrunken werden, bevor die Kremlglocke um Mitternacht den ersten Schlag macht, um das neue Jahr einzuläuten. Diese Tradition besteht bereits seit Sowjetzeiten. Seit 1970 wird der Glockenschlag im TV übertragen. Dies war eine Idee des damaligen sowjetischen Führers Leonid Breschnew, der im Anschluss seine Neujahrsansprache hielt, die im ganzen Land ausgestrahlt wurde.  

Das neue Jahr beginnt nicht mit dem letzten Schlag, sondern zwanzig Sekunden vor dem ersten. Das Glockenspiel und die zwölf Schläge zu Mitternacht gehören bereits zum neuen Jahr.  

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