Graffiti in Moskau durch die Augen des Starfotografen Wassili Kudrjawzew betrachtet (FOTOS)

Wassili Kudryawzew / vasiliykudryavtsev.com
Wassili Kudrjawzew wirft mit seiner Kamera einen ganz besonderen Blick auf Streetart in Moskau. Einige der Werke kennt nur er und der jeweilige Künstler.

Seit 30 Jahren fotografiert Wassili Kudrjawzew Superstars, von Daniel Craig, der im Moskauer Kreml mit Eva Green kuschelt, bis zu Roberto Cavalli, der sein Model buchstäblich schweben lässt. Lady Gaga, Marilyn Manson, Jared Leto, Frédéric Beigbeder und Hunderte von anderen haben für den Fotografen in allen möglichen Situationen posiert. Seit den 1990er Jahren sind seine Bilder regelmäßig auf den Titelseiten aller russischen Modemagazine zu sehen.

Darüber hinaus ist der Fotograf aber auch in aller Welt unterwegs und fotografiert das alltägliche Straßenleben, in dem Graffiti einen besonderen Platz einnehmen. Sie sind seine Leidenschaft. Die ungewöhnlichsten Wandmalereien von New York bis Seoul werden von der Linse des Fotografen eingefangen. Jeder Graffitikünstler in Moskau kennt ihn. Und es erfüllt sie mit Stolz, in seinem Fokus zu landen. 

„Die Graffitikultur ist wegen ihrer Vielseitigkeit attraktiv", erklärt Wassili „Russia Beyond“.  Russische Künstler mögen alle möglichen Stile haben und alle möglichen Themen malen, aber das Niveau der Ausführung ist immer sehr, sehr hoch, so der Fotograf.

Wassili ist überzeugt, dass die russische Streetart ihrem westlichen Pendant in nichts nachsteht und dass es viele herausragende Künstler im Land gibt. 

„Wir haben sogar mehr echte Streetart und Graffiti - also Werke, die illegal ausgeführt werden", sagt der Fotograf. Er erklärt dies damit, dass im Westen zu viele Orte kontrolliert werden, während es in Russland noch viel Raum für wilde Straßenkreativität gibt.

Seiner Meinung nach ist diese echte Straßenkultur wertvoll, weil sie vor allem sehr vergänglich ist. „Manche Wandmalereien sind nur eine halbe Stunde lang zu sehen. Ein Künstler malt sie, und die Stadtverwaltung übermalt sie sofort", erklärt er. 

Wassili entdeckt die Graffiti manchmal zufällig überall in der Stadt. 

Er weiß aber auch, wo es besonders wahrscheinlich ist, auf neue Kunstwerke zu stoßen. Sobald er in der Stadt unterwegs ist, ob privat oder geschäftlich, macht er einen Abstecher an diese Orte, um zu schauen, ob es etwas Neues gibt. 

In der Nähe der Metrostation Mendelejewskaja gibt es zum Beispiel eine Wand, an der ständig neue Graffiti auftauchen. Hier wird niemand verjagt, und man kann jeden, den man will, übermalen. Später sprüht dann wiederum irgendjemand über ein Werk. „Da gibt es oft etwas Interessantes zu entdecken“, weiß der Fotograf. Die Wand ist der Beweis dafür, dass es da draußen phänomenale Künstler gibt. „Nehmen Sie zum Beispiel diese grüne Kreatur [siehe Foto unten]. Das ist ein fantastisches Stück Zeichnung!"

„Wir haben keinen lokalen Banksy“, meint Wassili. „Aber bei Banksy geht es mehr um ein Statement als um Handwerkskunst, obwohl er natürlich weiß, wie man ein Bild macht. In Russland haben wir diese mehr als zwanzig Jahre andauernde subversive Phase übersprungen – es gab sie nie. Stattdessen wurde eine Menge unterschiedlichster Streetart gemalt, darunter auch großformatige und interessante Arbeiten.“ 

Letztes Jahr, mitten in der Pandemie, untersuchte Wassili Moskaus verlassene Gebäude, Vorortbahngleise und andere geheime Orte: „Sie sind alle bewacht und es ist schwierig, hineinzukommen, und fast niemand hat gesehen, was dort gemalt wurde." Wassili gefällt die Vorstellung, dass die Kunstwerke unentdeckt bleiben. Er glaubt, dass dies Absicht von den Künstlern ist oder dass sie üben. 

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