1. Michail Glinka — Patriotisches Lied (1833)
Glinka gilt als Vater der russischen Schule der klassischen Musik, er wird der musikalische Puschkin genannt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Opern Ruslan und Ljudmila und Leben für den Zaren (Iwan Susanin). Das Patriotische Lied ist die Quintessenz von Glinkas schöpferischer Suche nach der Offenlegung des russischen Charakters. Die Komposition war als erste Nationalhymne Russlands gedacht, wurde aber während des Zarenreichs nicht angenommen. Stattdessen war diese Musik mit neuem Text die Hymne Russlands von 1990 bis 2000.
2. Peter Tschaikowski – Tanz der kleinen Schwäne aus dem Ballett Schwanensee (1876)
Es ist schwierig, nur ein einziges Werk von Tschaikowski auszuwählen – seine Musik ist so bekannt und wiedererkennbar, dass sie keiner Vorstellung bedarf. Und sein Ballett Schwanensee ist ein Teil der Weltkultur geworden – man kann es überall auf der Welt sehen. Aber eine Melodie aus der Sage von Odette und ihrem heimtückischen Alter Ego Odile wird selbst jedes russische Kind zweifellos wiedererkennen: den Der Tanz der kleinen Schwäne.
3. Peter Tschaikowski – Russischer Tanz aus dem Ballett Der Nussknacker (1892)
Der Nussknacker, ein weiteres der weltberühmten Ballette von Tschaikowski, ist zu einem wahren Symbol für das neue Jahr und die Weihnachtsfeiertage geworden. Viele der Melodien aus dem Ballett sind wahre Ohrwürmer. Besonders der heitere Russische Tanz aus dem Divertimento, wo spanische, arabische, chinesische und russische Puppen vor Marie und dem Nussknackerprinzen tanzen, um sich für die Rettung vor dem Mäusekönig zu bedanken.
4. Peter Tschaikowski – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 (1875)
Tschaikowski wollte, dass sein Werk von dem virtuosen Pianisten Nikolai Rubinstein aufgeführt wird, doch dieser lehnte plötzlich ab. Bei der Uraufführung des Konzerts wurde der Hauptteil von Hans von Bülow mit dem Boston Symphony Orchestra gespielt. Nach dem großen Erfolg änderte Rubinstein selbst seine Meinung und spielte das Konzert mehrere Male. Sie ist eine der bekanntesten symphonischen Melodien. Außerdem wurde sie anstelle der Nationalhymne gespielt, als die russischen Sportler bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio und 2022 in Peking auf das Siegertreppchen traten. Lesen Sie hier mehr darüber, warum.
5. Alexander Borodin – Fliege fort auf den Flügeln des Windes aus der Oper Fürst Igor (1890)
Die Oper Fürst Igor basiert auf dem alten russischen Epos Igorlied. Von den symphonischen Werken ist dies eines der russischsten in Geist und Atmosphäre. Hier gibt es einen kraftvollen Klang des Volkschors und der Volksinstrumente sowie ergreifende Arien und Klagelieder auf russische Art und Weise.
In dieser Geschichte macht sich Fürst Igor auf einen Feldzug gegen die Polowezer. Ein großes Fragment des Balletts sind die Polowezer Tänze im Lager des Khans, der die russischen Lande erobert hat. Der Chor der Mädchen singt das mitreißende Lied Flieg fort auf den Flügeln des Windes, eine der einprägsamsten russischen Melodien.
6. Nikolai Rimski-Korsakow – Der Hummelflug aus der Oper Das Märchen vom Zaren Saltan (1899)
Rimski-Korsakow komponierte 15 Opern, von denen er in vielen die Folklore und die russische Kultur interpretierte. Eines davon, Das Märchen vom Zaren Saltan, basiert auf dem gleichnamigen Werk von Alexander Puschkin, in dem viel Magie vorkommt, unter anderem die Begegnung von Prinz Gwidon mit der schönen Schwanenprinzessin. Eine der berühmtesten Melodien der Oper ist das virtuose Orchesterzwischenspiel Der Hummelflug. Dies ist die musikalische Begleitung zu der Szene, in der Gwidon sich in eine Hummel verwandelt, um heimlich zu seinem Vater zu fliegen.
7. Sergej Prokofjew – Tanz der Ritter aus dem Ballett Romeo und Julia (1935)
Dieses Ballett war nicht nur Prokofjews populärstes Werk, sondern eines der beliebtesten Ballette des 20. Jahrhunderts überhaupt. Es wurde 1940 am Mariinski-Theater in Leningrad uraufgeführt. Die bekannteste Melodie des Balletts ist der Tanz der Ritter. Sie haben sie bestimmt schon einmal gehört (zum Beispiel in Robbie Williams' Song Party Like a Russian).
8. Dmitri Schostakowitsch – Siebte (Leningrader) Symphonie (1941)
Dmitri Schostakowitsch ist einer der talentiertesten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts. Für seine Bearbeitung der Musik von Modest Mussorgski für die Verfilmung der Oper Chowanschtschina wurde er für einen Oscar nominiert. In der UdSSR selbst war seine Musik jedoch oft verpönt, da sie als zu „chaotisch“ und kompliziert galt. Schostakowitsch lebte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Leningrad – er unterrichtete am Konservatorium und wollte sich freiwillig an die Front melden, wurde jedoch nicht eingezogen und unterrichtete seine Schüler weiter in Musik. Mit der Arbeit an der Sinfonie begann er während der Blockade, als die Stadt von deutschen Flugzeugen bombardiert wurde, und vollendete sie, nachdem er bereits evakuiert worden war. Die Sinfonie besteht aus vier Sätzen und ist Lenin, der Oktoberrevolution und Leningrad gewidmet. Sie wurde 1942 in Leningrad uraufgeführt.
9. Aram Chatschaturjan – Säbeltanzaus dem Ballett Gajane (1942)
Der sowjetische Komponist Chatschaturjan erhielt den Stalinpreis für sein Ballett Gajane, in dem er seine Heimat Armenien und das dortige Kolorit sowie das sowjetische Regime und die Kolchosen darstellte. Der Säbeltanz, der während der Hochzeitsszene der Hauptfiguren am Ende des Balletts aufgeführt wird, wurde zu einem echten Welterfolg. Es wurde buchstäblich von jeder Jukebox in den USA gespielt, von amerikanischen Orchestern aufgeführt und erreichte die Spitze der Musikcharts. Es gibt eine amüsante Legende zu diesem Werk: Es heißt, Salvador Dalí habe Chatschaturjan, der in Spanien auf Tournee war, zu sich eingeladen. Der Komponist wartete mehrere Stunden lang auf den exzentrischen Künstler in der Lobby dessen Hauses, woraufhin Dalí zu den lauten Klängen des Säbeltanzes völlig nackt herauskam, vor dem Autor tanzte und wieder ging.
10. Georgi Swiridow – Suite Zeit, vorwärts! (1965)
Diese Komposition war dem Bau der ersten Etappe des Magnitogorsker Eisen- und Stahlwerks in der UdSSR gewidmet, wurde aber zu einem echten Soundtrack der Sowjetzeit – eine fröhliche Melodie mit hallendem Schlagzeug spiegelt perfekt den Fortschritt, die Industrialisierung und die Energie des neuen Landes wider. Die Suite wurde allen Russen bekannt, als sie zur musikalischen Untermalung von Wremja, der wichtigsten TV-Nachrichtensendung des Landes, verwendet wurde.