Die schönen und schrecklichen Fantasietiere der slawischen Mythologie

Wiktor Wasnezow/Georg Schlicht
Feuerspeiende Drachen, menschenfressende Katzen und strahlende Vögel... Die Welt der Ostslawen war voll von gefährlichen Kreaturen.

1. Der Drache Gorynytsch

Dies ist eine der unbarmherzigsten und bösartigsten Kreaturen der slawischen Sagen. Der sprechende Feuer-Drache Gorynytsch brennt Dörfer und Ernten nieder, entführt und verschlingt die Unglücklichen, die seinen Weg kreuzen. Daneben bewacht er auch noch Kalins Brücke, die die Welt der Lebenden mit der Welt der Toten verbindet.

Von Zeit zu Zeit entführt das dreiköpfige (oder vielleicht auch zwölfköpfige) Ungeheuer ganz gezielt eine Fürstentochter, um sie in das verlassene Land zu verschleppen, „wo das Gras wächst und die Vögel singen“. Hier befindet sich sein Zufluchtsort, eine Berghöhle, deren Eingang mit den Gebeinen mutiger Männer übersät ist, die es gewagt haben, ihn herauszufordern.

Um den Drachen zu besiegen und die unglückliche Frau zu retten, muss der Recke ihn erschlagen oder alle seine Köpfe abschlagen. Die alten Slawen hielten Gorynytsch für die Verkörperung des Bösen: Selbst die Erde wollte das schwarze Blut, das aus den Wunden des besiegten Ungeheuers sickerte, nicht aufsaugen.

2. Der Feuervogel

Der Feuervogel.

Wie der Drache Gorynytsch wird auch der mythische Feuervogel mit Flammen in Verbindung gebracht. Doch anders als das Höhlenmonster bringt das slawische Gegenstück des Phönix den Menschen Glück und Reichtum, nicht Schmerz und Tod.
Den Feuervogel anzuschauen ist wie in die Sonne zu blicken. In der Nacht fliegend, erhellt er alles um sich herum und blendet die Augen wie ein Blitz. Ihn zu berühren ist, als würde man die Hände ins Feuer halten.

Wenn der Feuervogel singt, fallen Perlen aus seinem Schnabel. Aber wenn man den Vogel mit magischen goldenen Äpfeln in einen goldenen Käfig locken kann, gelangt man in Besitz seiner Feder. Und die schenkt seinem Besitzer lebenslanges Glück.

3. Der Kater Bajun

Der Kater Bajun.

Auf den ersten Blick ist es ein ganz normales süßes Kätzchen, nur größer. Der Kater Bajun ist in der Tat ein gefährlicher Unhold. Er sitzt auf einem hohen Pfahl am Straßenrand und versetzt die vorbeifahrenden Reisenden mit seiner magischen Stimme (Bajun bedeutet im Altslawischen Geschichtenerzähler) in einen tiefen Schlaf, um sie anschließend mit seinen Eisenklauen zu töten und sie zu verschlingen.

Aber auch ein solches Monster kann nützlich sein. Man muss den Kater fangen und ihn dazu bringen, seine einlullenden Erzählungen an sich selbst zu richten – dann nämlich haben sie eine heilsame Wirkung.

4. Indrik

Der mythische Indrik ist der Vater aller Tiere, der Herr der Unterwelt, wo er „wie die Sonne am Himmel“ wandelt. Dieses fantastische Tier, das an ein Einhorn erinnert, verabscheut Drachen und ist für sie ein furchtbarer Gegner.

Im Altertum wurden dem Indrik medizinische Eigenschaften zugeschrieben. Aufzeichnungen zufolge erklärte sich Zar Alexej Michailowitsch im 17. Jahrhundert bereit, viele Zobel und Pelze für drei Hörner zu geben, die angeblich von diesen Tieren stammten.

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