Die Ironie des Schicksals oder viel Spaß beim Schwitzen!
„Jedes Jahr am 31. Dezember gehen meine Freunde und ich in die Banja“, so beginnt der russische kultige Silvesterfilm aus dem Jahr 1975. Natürlich geht nicht jeder Russe vor dem Jahreswechsel in die Sauna oder verwechselt gar seine Wohnung in Moskau mit einer identischen Wohnung in St. Petersburg – aber genau das tut die Hauptfigur. Dennoch wird die Feiertags-Entourage mit einer Schar von Gästen, manchmal seltsamen intimen Gesprächen und Liedern, Salat Olivier und Fischsülze im Film recht authentisch dargestellt. Einschließlich des Silvesterglaubens an Wunder und die Liebe.
Iwan Wassiljewitsch wechselt seinen Beruf
Die Sehnsucht nach der alten Zeit ist allen Völkern eigen, besonders aber den Russen. Lange vor Zurück in die Zukunft wurde in diesem Film von einem scheinbar gescheiterten sowjetischen Wissenschaftler eine Zeitmaschine erfunden, mit der er ein Portal ins 16. Jahrhundert öffnet und in Folge Iwan der Schrecklich mit dem Nachbarn des Wissenschaftlers (der ebenfalls Iwan Wassiljewitsch heißt und dem Monarchen zum Verwechseln ähnlich sieht) aus Versehen die Plätze tauscht. Der monströse Zar im Film ist nicht so grausam, wie man es aus den Geschichtsbüchern kennt, ganz im Gegenteil – im Laufe der Zeit beginnt er, die Vorzüge der sowjetischen Zivilisation zu genießen. Dem Nachbarn hingegen gefällt die Rolle des Zaren, aber er wird sehr schnell enttarnt. So abenteuerlich die Reise in die Vergangenheit mit ihren anderen Moralvorstellungen auch sein mag, die eigene heimische Epoche erweist sich doch als angenehmer.
Gentlemen des Erfolgs
Eine weitere sowjetische Kultkomödie, diesmal über Gerechtigkeit. Der bescheidene Leiter eines Kindergartens, Troschkin, sieht einem gefährlichen Berufsverbrecher, der den Spitznamen Dozent trägt und sich mit einem wertvollen Artefakt – dem goldenen Helm von Alexander dem Großen – davongemacht hat, sehr ähnlich. Die Bandenmitglieder werden gefasst, aber um Dozent zu finden, muss die sowjetische Polizei dem Betrug auf den Grund gehen und Troschkin buchstäblich hinter Gitter bringen – glücklicherweise mit dessen Zustimmung. So entpuppt sich der bescheidene Kindergärtner als wichtige Figur bei der nicht ganz einfachen, aber sehr lustigen Jagd nach dem sehr gefährlichen Verbrecher. Beim Betrachten dieser abenteuerlichen Komödie muss man vor allem lernen, dass ein Rettich in Russland nicht nur ein Gemüse ist, sondern auch das Synonym für einen „bösen Mann“.
Moskau glaubt den Tränen nicht
Lange vor Sex and the City drehte der sowjetische Regisseur Wladimir Menschow den wichtigsten Film für viele Generationen von Russen – ein Drama über Einsamkeit und Arbeit in der Großstadt. Und er gewann dafür einen Oscar. Der Film erzählt die Geschichte von drei Freundinnen, die zwanzig Jahre ihres Lebens miteinander verbringen. Sie kamen aus der Prowinz, um die Hauptstadt zu erobern, und glaubten an Liebe, Familie und Karriereaussichten, aber das Leben jeder von ihnen ist weit von ihren Träumen entfernt. Das hat die Heldinnen jedoch nicht davon abgehalten, alles zu überwinden, denn russische Frauen verzweifeln nicht, egal was passiert.
Besonderheiten der russischen Jagd
Dies ist die „nationalste“ Komödie, die das von Ausländern geliebte Klischee über das wichtigste russische Getränk – den Wodka – illustriert. Ein Finne kommt in eine Waldsiedlung, um russische Traditionen und Bräuche zu studieren, und dort versuchen ein Armeegeneral, ein Jäger und viele andere Einheimische, eben diese Traditionen zu veranschaulichen. Es gibt den Toast Sa sdorowje! (dt.: Zum Wohl!) und viele andere lakonische Trinksprüche sowie endlose Erzählungen über die Lebensweise und die Bräuche im rauen Russland.
Der Bruder und Der Bruder 2
Die wichtigste Dilogie der zeitgenössischen russischen Kinomatografie unter der Regie von Alexej Balabanow. Er erfand Danila Bagrow, gespielt von Sergej Bodrow Jr. – eine Art russischer Robin Hood, der überzeugt ist, dass „die Macht in der Wahrheit liegt“. Und dieses Postulat beweist er in den beiden Filmen. Im ersten kämpft er nach dem Krieg in Tschetschenien mit einem posttraumatischen Syndrom, im zweiten findet er sich plötzlich in Amerika wieder, wo er versucht, die neuen Realitäten zu akzeptieren. Danila Bagrow wurde in Russland zu einer Art Held unserer Zeit, für den noch kein Ersatz gefunden wurde.
Boomer
Der Film von Pjotr Buslow beendet die russische Reflexion über die 1990er Jahre, das vielleicht umstrittenste Jahrzehnt in der modernen Geschichte des Landes. Der Film ist nach einem schwarzen BMW benannt, oder Boomer, wie diese Automarke in Russland umgangssprachlich genannt wird. In diesem Streifen entkommen vier charismatischen Banditen der Verfolgung.
Krieg und Frieden
Natürlich werden viele Russen sagen, dass sie Leo Tolstoi lieben, auch wenn nicht jeder die vier Bände von Krieg und Frieden bewältigt hat. Der gleichnamige Film von Sergej Bondartschuk hingegen wurde von vielen gesehen – er war 1966 nicht nur der erfolgreichste Film an den Kinokassen, sondern wurde auch mit einem Oscar ausgezeichnet. Es ist schwierig, die Vorführung als Urlaubsunterhaltung zu bezeichnen, aber sie bietet eine großartige Grundlage zum Nachdenken über die russische Geschichte und das Schicksal der Charaktere – nicht nur der feinen Gesellschaft, sondern auch des Volkes –, die auch heute noch relevant ist.
Stalker
Ein weiterer anspruchsvoller Film für Ästheten, die sich nicht nur für die Geschichte, sondern auch für die Science-Fiction interessieren, deren Visionäre die Brüder Strugatskij sind. Er basiert auf ihrem Roman Picknick am Wegesrand, bei dem der Kultregisseur Andrej Tarkowskij Regie führte. Es ist eines seiner berühmtesten und zugleich erschreckendsten Werke, denn seine philosophische Metaphysik und christlichen Anspielungen verdecken die brutalsten Seiten der sowjetischen Geschichte. Das visuelle Spektakel und der Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe machen Stalker zu einem für die breite Masse am leichtesten verständlichen Filme Tarkowskijs.
Die Zeit der Ersten
Der Film spiegelt sehr gut wider, warum die Russen ohne den Weltraum nicht leben können. Die Zeit der Ersten erzählt die Geschichte des ersten Weltraumspaziergangs in der Geschichte der Weltraumfahrt, den Alexej Leonow auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges unternahm. Der geopolitische Kontext ist hier jedoch nicht so wichtig. Viel interessanter ist die Geschichte eines Kindheitstraums, der unbedingt wahr werden muss.