Wie das Russische Museum in St. Petersburg entstand und warum es so genannt wird

Peter Kovalev/TASS
Alexander III. begann mit der Zusammenstellung der Sammlung für das zukünftige Museum. Heute beherbergt es die größte Sammlung russischer bildender Kunst in der Welt.

Walentin Serow. Porträt von Alexander III., 1900

Zar Alexander III. (Regierungsjahre 1881-1894) war ein begeisterter Sammler von Werken russischer Künstler: 1894 umfasste seine Sammlung fast 600 Gemälde. In gewisser Weise war er neidisch auf den Ruhm der Tretjakow-Galerie, einer Privatsammlung des Moskauer Geschäftsmanns und Philanthropen Pawel Tretjakow.

Ilja Repin. Porträt von Pawel Tretjakow, 1901

„Die Tretjakow-Galerie befand sich in Moskau. Moskau galt damals als die alte Hauptstadt, das Zentrum des slawischen Geistes. Für Alexander III. war es wichtig, ein Museum in St. Petersburg zu eröffnen – und so eine europäische Hauptstadt zur Hauptstadt der russischen Kunst zu schaffen“, erklärt die Dozentin und Historikerin Olga Kruglikowa von der Staatlichen Universität St. Petersburg.

Ein Trend für alles Russische

Ernst Friedrich von Liphart. Weißer Saal des Michailowski-Palastes.

Wie viele der Romanows kannte sich auch Alexander Alexandrowitsch in der Kunst aus. Als Zarewitsch spielte er Blasinstrumente in seinem eigenen Musikkollektiv; als er Monarch wurde, förderte er die Entwicklung der russischen Oper. In seiner Jugend studierte er Malerei und nahm später zusammen mit seiner Frau Maria Fjodorowna Unterricht. Er war mit vielen russischen Malern persönlich bekannt; er besuchte ihre Vernissagen und Ateliers, gab Gemälde in Auftrag und kaufte sie. Gemälde aus seiner Sammlung wurden auf den größten russischen Ausstellungen gezeigt.

Karl Brjullow. Der letzte Tag von Pompeji, 1833

„Während die russischen Monarchen vor Alexander III. – insbesondere Katharina die Große – ihre Kollektionen vor allem mit europäischer Kunst bereicherten, war er der erste, der systematisch russische Kunst sammelte und sich bemühte, die Aufmerksamkeit des europäischen Publikums auf sie zu lenken. Das gemeinsame Merkmal der Alexander-Ära war die kulturelle Synthese, bei der in allen Kunstgattungen die russische Antike im europäischen Stil dargestellt wurde oder umgekehrt nationale Motive in klassische europäische Formen eingewoben wurden“, stellt Kruglikowa fest.

Ilja Repin. Wolgatreidler, 1870er Jahre

Das russische Kaiserhaus förderte die Künstlergruppe der sogenannten Peredwischniki (dt.: Wanderer). Diese Künstler schufen ihre Werke nach Erzählungen aus der russischen Geschichte oder über das Leben des russischen Volkes in realistischer Manier. Außerdem organisierten sie Ausstellungen, um die Bewohner der Provinzen mit der modernen einheimischen Kunst vertraut zu machen. Alexander III., dem der ideologische Kampf zwischen den Vertretern der akademischen Kunst (insbesondere der Leitung der Kaiserlichen Kunstakademie) und den Peredwischniki nicht gefiel, initiierte eine Reform dieser Bildungseinrichtung. Schließlich entstand innerhalb der Akademie die Höhere Kunstschule, und viele Peredwischniki-Künslter wurden eingeladen, dort zu unterrichten. All dies förderte in vielerlei Hinsicht die Entwicklung der nationalen Kunst.

Das Erbe des Zaren

Der Michailowski-Palast, 1820er Jahre

Alexander III. schaffte es nicht, das Museum zu eröffnen; er starb 1894 plötzlich an einer Krankheit, und seine umfangreiche Sammlung wurde über viele Residenzen verstreut. Das Dekret zur Gründung dieser Einrichtung wurde 1895 von seinem Sohn Nikolaus II. unterzeichnet.

„Als Antwort auf das geistige Bedürfnis, den Willen des verstorbenen Herrschers sofort zu erfüllen, halten Wir es für richtig, eine besondere Einrichtung mit dem Namen ‚Russisches Museum Seiner Kaiserlichen Majestät Alexander III.‘ zu gründen“, heißt es in dem Dokument.

Griliches. Medaille zur Eröffnung des „Russischen Museums Seiner Kaiserlichen Majestät Alexander III.“

Dieser Name wies auf den Monarchen als größten Sammler und Mäzen der nationalen Kunst hin und spiegelte auch das ideologische Konzept Alexanders III. wider. Nach den revolutionären Ereignissen von 1917 wurde die Erwähnung des Zaren aus dem Namen des Museums entfernt. Der Name der Einrichtung widerspiegelt jedoch nach wie vor das Konzept Alexanders.

Für das Museum ließ Nikolaus II. den Michailowski-Palast von den Nachkommen seines Ururgroßvaters, Paul I., aufkaufen. Das 1825 vom italienischen Architekten Carlo Rossi errichtete Gebäude wurde rekonstruiert und am 7. März 1898 in Anwesenheit des neuen Monarchen, der Zarenwitwe Maria Fjodorowna und anderer Familienmitglieder offiziell eröffnet.

Bei der Eröffnung des Russischen Museums am 19. März 1898: Der Leiter des Museums, Großfürst Georgij Michailowitsch, in der Mitte zusammen mit Malern und Bildhauern.

Damals umfasste das Museum die 37 Säle des Michailowski-Palastes, die in zehn Abteilungen unterteilt waren. Heute besteht der Museumskomplex aus dem Benois-Gebäude, dem St.-Michael-Schloss (der ehemaligen Residenz von Paul I., auch bekannt als Ingenieur-Schloss), den Marmorpalast, der den Nachkommen von Nikolaus I. gehörte, sowie den Stroganow-Palast und den Sommerpalast von Peter dem Großen.

Das Russische Museum (Michailowski-Palast).

Weitere Informationen über das Museum finden Sie auf dessen Website en.rusmuseum.ru.

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