Ende des 19. Jahrhunderts stand dieser religiöse Komplex aus mehreren Gebäuden und Kirchen einsam inmitten eines Feldes am westlichen Stadtrand von Moskau.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts sind um den Platz herum dichtbebaute Stadtviertel entstanden; Straßen und Überführungen wurden gebaut. Heute gilt dieser Ort unweit vom Stadtzentrum als Nobel-Viertel.
Der vollständige Name des Klosters lautet Moskauer Bogorodize-Smolenskij Nowodewitschi Stawropegial-Kloster. Es wurde im Mai 1524 von Großfürst Wassili III. (dem Vater von Iwan dem Schrecklichen) gegründet. Anlass war die Rückeroberung der Stadt Smolensk durch Russland im Zuge des Litauisch-Moskowitischen Krieges von 1512-1522. Smolensk war mehr als ein Jahrhundert lang im Besitz des Großfürstentums Litauen. So wurde die religiöse Einrichtung zu Ehren der wichtigsten Reliquie von Smolensk geweiht – der Smolensker Ikone der Gottesmutter Hodigitria.
Das neue Kloster wurde an einer Biegung des Flusses Moskwa erbaut; historisch gesehen wurde dieses Gebiet Jungfrauenfeld genannt (der Legende nach wurden hier junge Frauen versammelt, die dann zusammen mit Tribut an die Mongolen-Tataren geschickt wurden).
Nowodewitschi bedeutet das neue Frauenkloster, denn in der Gegend des Jungfrauenfeldes gab es bereits ein anderes Kloster, das Kloster der unbefleckten Empfängnis.
Die bedeutendste und älteste Kathedrale des Klosters ist der Smolensker Ikone der Gottesmutter gewidmet.
Der Architekt der Kathedrale ist nicht bekannt, aber da das Gotteshaus an die Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Moskauer Kremls erinnert, wird sie oft italienischen Architekten zugeschrieben, die am Kreml-Ensemble gearbeitet haben (insbesondere Alewis Nowyj Frjasin).
Im Kloster sind Fresken aus dem 16. Jahrhundert erhalten geblieben, an denen heute Restauratoren arbeiten.
Bei einem Überfall des Krim-Khans im 15. Jahrhundert wurde das Kloster von einem Großbrand beschädigt. Daraufhin beschloss man, das an der Westgrenze Moskaus gelegene Kloster zu verstärken, und umgab es mit einer starken Mauer mit Zinnen und Schießscharten, was für ein Nonnenkloster ungewöhnlich war.
Die Festungsmauer des Klosters hat die Form eines unregelmäßigen Dreiecks. Es gibt zwölf Festungstürme entlang der Mauer.
Unter Iwan dem Schrecklichen trug das Kloster inoffiziell den Namen Hofkloster – die Witwen der Großfürstenfamilie wurden dorthin „verbannt“. Zum Beispiel die Witwe seines Sohnes Iwan, den Iwan der Schreckliche, zumindest laut dem berühmten Künstler Ilja Repin, getötet haben soll.
Später lebte dort sogar die Zarin Irina Godunowa, die Witwe von Fjodor Iwanowitsch. Ihre Gemächer gelten als eines der ältesten Gebäude des Klosters.
Sie grenzen an die Sankt-Ambrosius-Kirche, die an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert erbaut wurde.
In diesem Kloster nahm Irinas Bruder, Boris Godunow, seine Ernennung zum Zaren an. Er förderte das Kloster, in dem seine Schwester als Nonne lebte, und stellte dafür viele Mittel aus der Staatskasse zur Verfügung.
Später lebten auch viele hochrangige Nonnen aus adligen Bojaren- und Fürstenfamilien im Kloster, das mit Geldern aus der Staatskasse finanziell unterstützt wurde.
Im 17. Jahrhundert lebte Tatjana, die Schwester Peters des Großen, als Nonne im Kloster, ebenso wie seine erste Ehefrau, Jewdokija Lopuchina.
Während der Zeit der Wirren und der polnischen Intervention geriet das Kloster in die Hitze der Kämpfe und wurde praktisch verwüstet und geplündert.
Viele andere Kirchen und Gemächer wurden erst Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, schon unter den Romanows, z.B. die barocke Kirche der Verklärung des Herrn über dem Nordtor.
Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Mariä-Entschlafens-Kirche und das dazugehörige Refektorium gebaut.
Im Jahr 1690 wurde ein Glockenturm im Barockstil errichtet. Später erhielt das Kloster mehrere weitere Verwaltungsgebäude und Kammern.
Zarewna Sophia, die ältere Schwester Peters des Großen und seine Regentin, verbrachte ihre letzten Tage im Kloster. Sie wurde, wie viele andere hochrangige Nonnen, in der Smolenskij-Kathedrale beigesetzt. Insgesamt sind mehr als 50 Nonnen aus Zaren-, Fürsten- und Bojarenfamilien im Podklet (Nichtwohn-Sockelgeschoss) der Kathedrale begraben.
Nach und nach wurden nicht nur Nonnen, sondern auch einfache Moskauer Adlige innerhalb der Klostermauern beigesetzt; auf dem Gelände des Klosters entstand eine ganze Nekropole (zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte sie fast 3.000 Gräber).
Die Grabkapelle im neugotischen Stil für die Fabrikanten Prochorow wurde in den 1910er Jahren erbaut und ist eines der letzten neuen Gebäude des Klosters.
So wurde 1898 außerhalb der Klostermauern ein Nowodewitschi-Friedhof eingerichtet, auf dem später viele Mitglieder der sowjetischen Elite begraben wurden (bis heute ist er einer der „prestigeträchtigsten“ Friedhöfe, auf dem nur sehr berühmte und wichtige Personen bestattet werden).
Heute sind das Nowodewitschi-Kloster und der Park in der Nähe des Nowodewitschi-Teichs einer der beliebtesten Orte für Spaziergänge der Moskauer.