Stalins „Sieben Schwestern“: Das Wohnhaus am Kudrinskaja-Platz mit eigenem Bunker

Kultur
JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
Eine Zeit lang war es das luxuriöseste Gebäude in Moskau, das sogar über einen eigenen Bunker verfügte.

Adresse: Kudrinskaja-Platz 1

Baujahre: 1948-1954

Was befindet sich dort? EinWohnkomplex

Wie andere stalinistische Hochhäuser wurde auch mit dem Bau des Gebäudes am Kudrinskaja-Platz im Jahr 1947 begonnen, pünktlich zur 800-Jahr-Feier Moskaus. Josef Stalin war persönlich an diesem Projekt interessiert und wollte mit einem solchen Großbau die Macht der Sowjetunion demonstrieren.

Wie wurde es errichtet?

Bis in die 1950er Jahre galt der Kudrinskaja-Platz noch als Teil der Außenbezirke Moskaus. Aber Stalin wollte das Land nach dem Zweiten Weltkrieg so schnell wie möglich wiederherstellen. Der Standort des künftigen Hochhauses wurde im Zusammenhang mit dem ehrgeizigsten (und letztlich nicht realisierten) Architekturprojekt der UdSSR, dem Palast der Sowjets, erwogen.

Dieses gigantische Gebäude sollte fast 500 Meter hoch werden Ursprünglich planten die Architekten Michail Posochin und Aschot Mndojanz die Umgebung rund um das Hochhaus zu verändern. Deshalb wurden auf dem Gelände zunächst die benachbarten Wohnhäusern des „alten“ Moskaus abgerissen. An der Stelle dieser abgerissenen Häuser wollten sie einen neuen architektonischen Komplex errichten. Anschließend entstand ein großer Park an der Seite der Hauptfassade.

Nachdem Nikita Chruschtschow an die Macht gekommen war, unterstützte die Regierung keine weiteren kolossalen Bauausgaben und prangerte übermäßige Schmuckelemente an, die Stalin so sehr liebte. So wurde rund um das Hochhaus der Wohnkomplex, der ursprünglich geplant gewesen war, errichtet. Das 156 Meter hohe Gebäude (inklusive Turmspitze) ist etwas niedriger als die anderen „Schwestern“.

Das luxuriöseste Wohngebäude in Moskau

Im Jahr 1954 wurde das Gebäude in Betrieb genommen. Die Innenausstattung der Räume war wesentlich luxuriöser als bei den anderen „Schwestern“: Marmorsäulen im Vestibül, Buntglasfenster; in den Wohnungen waren die Böden sogar mit Eichenparkett ausgekleidet.

Das Hochhaus hatte insgesamt 452 Wohnungen und es war nicht nur prächtig eingerichtet, sondern auch technisch sehr modern für die damalige Zeit (1950er Jahre) ausgestattet.

Es verfügte über 14 Aufzüge, eine zweistöckige Tiefgarage und den größten Lebensmittelladen des Landes, den Gastronom №15. Es war auch eines der wenigen, in dem ständig Defizitwaren verkauft wurden. Das Lebensmittelgeschäft war, wie die Haupträume des Gebäudes, mit Säulen, Buntglasfenstern und schweren, vielschichtigen Kronleuchtern geschmückt.

Das Gebäude am Kudrinskaja-Platz hat übrigens noch einen anderen umgangssprachlichen Namen – Haus der Flieger. Nach der Eröffnung ließen sich dort Flugzeugkonstrukteure, Piloten und hochrangige Mitarbeiter von Luftfahrt-Konstruktionsbüros nieder.

Ein Bunker, der nie benutzt wurde

In den 1950er Jahren bereitete sich Stalin auf einen weiteren großen Krieg vor. Das Hochhaus am Kudrinskaja-Platz war das einzige der „Schwestern“, das über einen eigenen Bunker verfügte. Übrigens war es nicht sehr tief.

Der Bunker hätte die Bewohner des Gebäudes nicht vor einem Atomschlag geschützt, aber er hätte ihnen im Falle einer Naturkatastrophe drei Monate mehr Lebenszeit verschafft. Normalerweise sind Bunker riesige Betonhallen, in denen die Menschen sich zusammenkauern und versuchen zu überleben. Dieser Bunker unterschied sich jedoch drastisch: Fast jeder Bewohner hatte sein eigenes Zimmer, dessen Einrichtung nicht weniger teuer war als die Ausstattung des Gebäudes selbst.

Er wurde nie für den vorgesehenen Zweck genutzt. Allmählich geriet der Bunker in Vergessenheit, und gegen Ende der 1990er Jahre wurde er verschlossen. Aufgrund mangelnder technischer Wartung wurden die Räume nach und nach mit Grundwasser geflutet. Dieses Problem wurde bis heute nicht gelöst.

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