Die 10 wichtigsten russischen Volkslieder

Kultur
ALEXANDRA GUSEWA
Die Texte und Melodien dieser Lieder sind in Russland fast jedem bekannt. Allerdings wird bei einigen von ihnen immer noch darüber gestritten, ob sie ursprüngliche Volkslieder sind oder von einem Autor stilisiert wurden.

  1. Walenki (Filzstiefel)

Dieses Lied tauchte Anfang des 20. Jahrhunderts auf und es wird angenommen, dass es ursprünglich ein Zigeunertanzlied war, das oft bei Festen gespielt wurde. Es gehörte zum Repertoire mehrerer berühmter Sängerinnen der ersten Hälfte des Jahrhunderts.

Die populärste Version stammt von Lidija Ruslanowa. Das Lied wurde während des Zweiten Weltkriegs bei Frontkonzerten sehr populär und die Sängerin sang es sogar auf den Stufen des Reichstags, nachdem die Rote Armee Berlin eingenommen hatte.

  1. Wdolj po Piterskoj (Entlang der Piterskaja)

Die ursprüngliche „volkstümliche“ Version dieses Liedes wurde von Moskauer Kutschern gesungen, die „mit einer Glocke“ und auf einer Troika entlang der Piterskaja (d.h. der Straße von St. Petersburg nach Moskau) und der Twerskaja-Jamskaja fuhren.

Das Lied verzeichnete seine größte Popularität, als es von Fjodor Schaljapin, einem berühmten Sänger des frühen 20. Jahrhunderts, gesungen wurde. Er kombinierte mehrere Kutscher-Lieder und -Tänze in seiner Version.

  1. W pólje berjósa stojála (Es stand eine Birke auf dem Feld)

Dieses Reigentanzlied ist eines der ältesten Lieder, die wir heute kennen. Seine Melodie wurde sowohl von Pjotr Tschaikowsky als auch von Nikolai Rimski-Korsakow aufgenommen und orchestriert. In der ursprünglichen Fassung in der ersten Person wurde es von einem Mädchen gesungen, das mit einem Mann zwangsverheiratet wurde, den sie nicht liebte, und loszog, um Birkenzweige zu brechen und eine Balalaika daraus zu fertigen.

Es wird angenommen, dass das Lied mit dem orthodoxen Pfingstfest und dem russischen Brauch aus heidnischer Zeit zusammenhängt, den Frühling zu begrüßen, Reigentänze zu veranstalten und Häuser mit Birkenzweigen zu schmücken. Es gibt auch einen beliebten volkstümlichen Reigentanz Berjóska zu dem Lied.

  1. Jabloko (Äpfelchen)

Dieses Liedchen wurde während des russischen Bürgerkriegs sehr populär. Eine seiner „revolutionären“ Versionen wurde zur inoffiziellen Hymne der Roten Matrosen.

Die ersten geschriebenen Noten des Liedes erschienen Anfang des 20. Jahrhunderts. Noch berühmter ist nicht das Lied selbst, sondern der schneidige Matrosentanz im Stile eines Kasatschoks.

  1. Dubínuschka (Lindenbäumchen)

Dieses Volkslied mit dem Ruf Ej úchnjem und seinen Variationen wurde von den Burlakí gesungen, den Treidlern, die Schiffe gegen den Strom zogen, und anderen Menschen, die schwere Arbeit verrichteten. Das Lied ist seit den 1860er Jahren bekannt, als es erstmals aufgezeichnet wurde. Später wurde es zum revolutionären Lied der Proletarier und zu einer der beliebtesten Melodien der Revolution von 1917. Die bekannteste Interpretation stammt von Fjodor Schaljapin.

  1. Soldátuschki, bráwy rebetúschki (Soldaten, die tapferen Jungs)

Es gab eine große Anzahl von Strophen in diesem Marschlied, die spontan erfunden wurden. Ein Soldat sang etwas vor und die anderen mussten darauf antworten. Der Refrain bestand darin, die Zeile Soldátuschki, bráwy rebetúschki zu wiederholen. Alle Strophen haben mit militärischer Tapferkeit zu tun.

  1. Oj, to nje wétscher (Oh, es ist noch nicht Abend)

Dieses Kosaken-Volkslied ist auch bekannt als Stenka Rasins Traum und gilt als Byliná, als Gleichnis. Es wird über einen Kosaken gesungen, der träumt, dass ihm der Untergang prophezeit wird. Das Lied wurde erstmals im späten 19. Jahrhundert aufgenommen und später, Mitte des 20. Jahrhunderts, wurde eine Orchestrierung dafür komponiert. Heute wird es oft von der Volkssängerin Pelageja gesungen.

  1. Tschórnyj wóron (Schwarzer Rabe)

Der Held dieser alten Kosaken-Romanze ist ein sterbender Kosak: Er bittet einen Raben, zum Don zu fliegen und alle über seinen Tod zu informieren. Es gibt mehrere Versionen des Liedes und man nimmt an, dass es sich um eine volkstümliche Bearbeitung eines Gedichts des russischen Offiziers Nikolaj Werjowkin handelt, das 1831 veröffentlicht wurde.

  1. Oj, morós, morós (Oh, Frost, Frost)

In vielen volkstümlichen Handlungen und Melodien werden solche Appelle an den Winter und den Frost mit der Bitte, eine Person zu retten, auf unterschiedliche Weise wiederholt. In der vom Ethnographen Pawel Schejn aufgezeichneten Sammlung gibt es ein Tula-Lied mit den Worten Símuschka Simá, mein grimmiger Winter! Ich flehe dich an: lass mich nicht erfrieren. Früher waren die Russen auf einer langen Reise im Winter nicht sicher, ob sie ihr Ziel erreichen würden oder ob die Elemente sie einholen und sie erfrieren würden (möglicherweise zu Tode) und es herrschte der Aberglaube, so dass solche Gesänge das Unglück abwenden.

Es wird angenommen, dass das berühmteste Lied Oj, morós, morós in der Form, in der wir es kennen, 1956 von Maria Uwarowa, einer Solistin des russischen Chors von Woronesch, zusammen mit ihrem Mann aufgenommen wurde. Später versuchte sie viele Jahre lang, ihre Urheberschaft zu beweisen, was ihr jedoch nicht gelang.

Das Lied wurde sehr populär, nachdem es von Walerij Solotuchin in dem Film Master tajgi (Der Herr der Taiga) aus dem Jahre 1968 aufgeführt wurde.

  1. Kalínuschka s malínuschkoj (Schneeball und Himbeere)

Sie sind wahrscheinlich überrascht, dass das berühmteste russische „Volkslied“ Kalinka-malinka nicht auf unserer Liste steht. Die meisten Forscher neigen zu der Annahme, dass es 1860 von dem Saratower Folkloristen Iwan Larionow geschrieben wurde. Und es erlangte weltweiten Ruhm, nachdem es von dem sowjetischen Komponisten Alexander Alexandrow arrangiert und von dem Akademischen Gesangs- und Tanzensemble der russischen Armee aufgeführt wurde.

Es gab jedoch ein ähnliches Lied, das Larionow inspiriert haben könnte – Kalínuschka s malínuschkoj, das vermutlich 1853 aufgenommen wurde. Es ist nicht so fröhlich und kokett, sondern eher wehmütig. Darin singt ein Mädchen darüber, dass ihr Mann nicht nach Hause kommt. Es wurde während der Sowjetära oft in der Oper aufgeführt.

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