Adresse: Sadowaja-Spasskaja-Straße 21
Baujahre: 1947-1953
Was befindet sich dort?: Wohnkomplex, Verwaltungsgebäude, Eingang zur U-Bahn-Station Krasnyje Worota
Wie wurde es errichtet?
Wie die anderen berühmten Hochhäuser Stalins wurde mit dem Bau des Gebäudes 1947 begonnen, rechtzeitig zur 800-Jahr-Feier Moskaus.
Die Wahl des Ortes war kein Zufall. Im 19. Jahrhundert wohnte hier der Dichter Michail Lermontow, und in der Kirche der Drei Heiligen in Ogorodniki wurde er getauft. Später, bis 1927, befand sich hier das Rote Tor (russ.: Krasnyje Worota) – ein großer Bogen, der dem russischen Sieg in der Schlacht von Poltawa am 8. Juli 1709 gewidmet war. Der Bogen wurde zugunsten der Errichtung des Lermontow-Platzes abgerissen.

Carl Fischer
Der Metro-Station und Stalins Hochbau wurden in Erinnerung an den Bogen Krasnyje Worota genannt.
Der südliche Eingang zur Metro-Station und ihr erstes Vestibül wurden am 15. Mai 1935 eröffnet. Laut des Projekts des stalinsches Hochhauses an diesem Ort sollte sich im Erdgeschoss des Gebäudes die nördliche Eingangshalle der Metro-Station befinden.
V. Pavlov/Sputnik
Die Architekten Alexej Duschkin und Boris Mesenzew waren sich darüber im Klaren, dass ein Hochhaus mit einem Metro-Eingang eine große Herausforderung sein würde, u.a. wegen des instabilen Untergrunds und der Vibrationen durch den Fahrbetrieb. Außerdem mussten der nördliche Eingang und das Gebäude selbst gleichzeitig gebaut werden (normalerweise wird der unterirdische Teil eines Projekts zuerst fertiggestellt). Die Behörden waren mit der Bauzeit von 18 Monaten nicht zufrieden und beschlossen, ein Bau-Experiment durchzuführen.
Gefrorener „Turm von Pisa“
Die Bauarbeiter stellten schnell fest, dass sich die Baugrube sofort mit Grundwasser füllte. Und das Fundament des Hochhauses sollte direkt neben der zukünftigen Vorhalle der Metro gebaut werden. Die Ingenieure von Metrostroj – der staatlichen Organisation, die die Moskauer U-Bahn baute– fanden daher eine ungewöhnliche Lösung: Sie ließen das gesamte Grundwasser einfrieren, bis die Bauarbeiten abgeschlossen waren.
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Diese Methode des Bodengefrierens bestand damals aus folgenden Schritten:
- Die Bauarbeiter gruben 230 Grundwasserbrunnen in einer Tiefe von 27 Metern aus, wo Rohre verlegt wurden.
- Durch die Rohre ließen sie gekühlte Lake fließen. Es war eine Kalziumchlorid-Sole und kein Wasser, denn Wasser gefriert bereits bei null Grad Celsius.
- Die Calciumchlorid-Lösung konnte auf eine Temperatur von -25 Grad Celsius abgekühlt werden.
- Die auf diese Temperatur abgekühlte Sole kühlte die Rohrwände, die wiederum den Boden gefroren hatten.
Um eine Verlagerung des Gebäude-Schwerpunkts nach dem Schmelzen des Grundwasser-Eises zu verhindern, errichteten die Architekten das Hochhaus mit einer Neigung. Im Jahr 1950, als das Grundwasser zu tauen begann, richtete sich das bereits fertiggestellte Gebäude unter seinem eigenen Gewicht allmählich auf.
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Der nördliche Eingang und das Vestibül der Metro-Station, die sich im Hochhaus befanden, wurden am 31. Juli 1954 eröffnet.
Wohnungen und ein eigener U-Bahn-Eingang
Das Gebäude ist zusammen mit dem Turm 138 Meter hoch und hat 24 Stockwerke. Für die Fassade wurden, wie auch für die anderen Sieben Schwestern, die teuersten Materialien verwendet, darunter Kalkstein und roter Granit. Die Innenausstattung ist jedoch bescheiden, zumindest im Vergleich zu den anderen Stalin-Hochhäusern.
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Das zentrale Vestibül ist nicht wie üblich mit Granit und Marmor, sondern mit rostfreiem Stahl aus praktischen Zwecken bedeckt. Die verschiedenen Verzierungen, z. B. die Täfelung, die die Innenräume der anderen Gebäude schmücke, fehlen.
Die Wohnungen waren mit modernster Technik für die damalige Zeit ausgestattet – Kühlschränke, Einbaumöbel, Geschirrspüler usw. Es gab auch ein fortschrittliches Luftreinigungssystem, um den Staub zu beseitigen, und die Temperatur im Inneren wurde der jeweiligen Jahreszeit angepasst.
Wladimir Trefilow/Sputnik
Zurzeit befindet sich in den meisten Räumen die Büros des Bauunternehmens Transstroj. In einem der Stockwerke wurde ein Restaurant namens Lermontow in Erinnerung an den Geburtsort des Dichters eröffnet. Die U-Bahn-Station Krasnyje Worota, deren nördliches Vestibül sich im ersten Stock des Hochhauses immer noch befindet, ist auch heutzutage in Betrieb.