1. Puschkins Vater versprach, ihn zu enterben
Es gab viele Legenden über Puschkins Spielsucht und die meisten von ihnen ...sind wahr.
Trotz der Tatsache, dass Puschkin für damalige Verhältnisse sehr reich war, hinterließ seine Liebe zum Glücksspiel deutliche Spuren im Budget des Dichters. Er spielte Bridge, Faro, Lomber und andere Kartenspiele und setzte dabei oft sein ganzes Vermögen aufs Spiel. Einmal hätte er beinahe einen noch unveröffentlichten Teil von Eugen Onegin verspielt, konnte ihn aber im letzten Moment zurückgewinnen. Eine seiner vielen Geliebten und Musen, Anna Kern, schrieb über diese Leidenschaft: „Puschkin war sehr vernarrt in Karten und sagte, dies sei sein einziges Laster.“
Diese teuflische Leidenschaft des Dichters gefiel seinem Vater nicht, und es gab Gerüchte, dass er deswegen enterbt werden sollte. Eine Enterbung wirft jedoch einen Schatten auf die ganze Familie; in der Tat waren nicht einmal hohe Schulden ein Grund für einen solch radikalen Schritt. Und es gibt dafür keine dokumentarischen Belege.
Es waren tatsächlich sehr große Schulden: Nach seinem Tod beim Duell stellte sich heraus, dass Puschkin Kartenschulden von fast 150.000 Rubel angehäuft hatte (das entspricht heutzutage 240 Millionen Rubel oder umgerechnet 2,4 Millionen Euro). Aber es war nicht sein Vater, der sie beglich. Die gesamten Schulden wurden von Kaiser Nikolaus I. höchstpersönlich beglichen, der auch Puschkins Familie auf Kosten der Staatskasse versorgte.
2. Puschkin hatte eine riesige „Don Juan“-Liste
Diese Liste ist keine Fiktion und wurde sogar 1887 in dem Album der Puschkin-Ausstellung von 1880 veröffentlicht. Ab 1829 hielt der Dichter die Frauen, die er mochte oder denen er nahe stand, in zwei parallelen Listen fest. Insgesamt waren es 37 Frauen. Einigen Historikern zufolge notierte der Dichter in der ersten Liste die Namen derjenigen, die er am meisten liebte, und in der zweiten die derjenigen, in die er einfach nur vernarrt war.
Den Historikern ist es, wenn auch nicht ganz korrekt, gelungen, die Identität einiger der Frauen zu enthüllen, mit denen Puschkin eine Beziehung hatte. Darunter sollen gewesen sein: Jekaterina, die Frau des berühmten Historikers und Schriftstellers Nikolai Karamsin; Anna Kern, über die Puschkin später eines seiner berühmtesten Gedichte Ein Augenblick, ein wunderschöner schrieb; eine Schauspielerin des Theaters von Zarskoje Selo, eine Hofdame des Zarenhofs; die Tochter eines französischen Herzogs; die Tochter eines österreichischen Bankiers; die Frau des Gouverneurs von Odessa und andere prominente „freie“ und verheiratete Damen.
3. Puschkin und Dumas sind ein und dieselbe Person
Befürworter dieser Theorie behaupten, Puschkin habe seinen Tod vorgetäuscht und sei nach Frankreich gezogen, wo er unter dem Namen Alexander Dumas begann, Romane zu schreiben. Sie sagen, dass ihn zwei Dinge dazu veranlasst haben könnten: die Kartenschulden, die er bis zu seinem Lebensende nicht abbezahlen hätte können, oder der Befehl von Zar Nikolaus I., der Puschkin heimlich als „Spion“ nach Frankreich schickte und dafür die Schulden des Dichters übernahm und für dessen Familie sorgte.
Ja, einiges spricht dafür! Puschkin hätte seine „Rolle“ sehr gut spielen können – er sprach fließend Französisch, kannte die Umgangsformen der feinen Gesellschaft, die es zu durchdringen galt. Alles, was er tun musste, war eine überzeugende Rolle zu schaffen. So erschien angeblich Alexander Dumas.
Doch trotz der Argumente der Befürworter dieser Legende (ähnliches Aussehen, Anspielungen auf das Leben von Puschkin in den Werken von Dumas und vieles mehr), gibt es ebenso viele Gegenargumente. Zum Beispiel war Alexander Dumas in den 1830er Jahren als Schriftsteller bereits ziemlich berühmt und viele seiner Stücke waren zu dieser Zeit bereits in den russischen Theatern zu sehen. Außerdem nahm der Schriftsteller an der Julirevolution von 1830 teil, und Puschkin selbst bereitete zu dieser Zeit seine Heirat mit Natalia Gontscharowa vor.
Nach dem tödlichen Duell besuchten viele seiner Freunde und Verwandten Puschkin zu Hause und pflegten den Dichter. In seinen letzten Tagen wurde er von nicht weniger als acht Ärzten behandelt, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass alle, die den Dichter zu dieser Zeit sahen, davon überzeugt werden konnten, dieses Geheimnis zu verbergen, äußerst gering ist.
4. Puschkin war ein Afrikaner
Das stimmt zum Teil, denn Puschkins Urgroßvater namens Abram Petrowitsch Hannibal wurde irgendwo in der Gegend des heutigen Kamerun (oder Äthiopien – die Angaben variieren) geboren. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde er gefangen genommen, und der Kaufmann Sawwa Ragusinskij brachte Hannibal nach Moskau. Ein Jahr später wurde er getauft – sein Taufpate war Zar Peter der Große selbst. In Russland wurde er zum obersten Militäringenieur der russischen Armee und in seiner zweiten Ehe wurde Osip Hannibal, der Großvater des Dichters geboren.
Obwohl Puschkin in seinen Werken häufig seine historischen Wurzeln erwähnte, war er in Wirklichkeit nur zu einem Achtel Afrikaner. Zu einem weiteren Achtel war er Deutscher und zu den restlichen 75 % Russe. Viele Menschen sind sich immer noch nicht sicher, ob diese Geschichte wahr ist, aber die Existenz von Abram Hannibal ist belegt, so dass es keinen Grund gibt, die teilweise afrikanische Herkunft Puschkins anzuzweifeln.
5. Ein Hase rettete Puschkin vor Verhaftung oder Tod
Es existiert die Legende, dass Puschkin ohne einen Hasen, der der Kutsche des Poeten auf dem Weg von Michailowskij (wo er sich in der Verbannung befand) nach St. Petersburg über den Weg lief, höchstwahrscheinlich nach Sibirien geschickt oder wegen seiner Teilnahme am Dekabristen-Aufstand hingerichtet worden wäre. Obwohl er nicht als Dekabrist galt und sich nicht an politischen Aktionen beteiligte, hätten Puschkins freiheitsliebende Gedichte ihm einen grausamen Streich spielen können, so dass es gefährlich war, nach St. Petersburg zu gehen (besonders während seiner Verbannung). Ein Hase, der den Weg kreuzt, ist ein sehr schlechtes Omen, und der abergläubische Dichter kehrte mit seiner Kutsche um.
Doch in Wirklichkeit war alles viel komplizierter. Sergej Sobolewskij, ein Freund des Dichters, schrieb, dass der Hase Puschkin nicht auf dem Weg in die Hauptstadt über den Weg lief, sondern als er sich von seinen Nachbarn verabschieden wollte. Und es war nicht der Hase, der den Dichter aufhielt, sondern ein anderes Omen des 18. Jahrhunderts – ein Priester an den Toren des Anwesens. Erst darauf hin beschloss der Dichter zu bleiben.
Aber der Hase wurde trotzdem in der Geschichte verewigt. Im Jahr 2000 wurde ihm unweit von Michailowskij ein Denkmal als „Retter“ des Dichters vor dem vorzeitigen Tod errichtet. Aber das half ihm nur kurz – Puschkin starb sehr früh, in seinem 37. Lebensjahr.