Die Tradition der Koljadki gab es bereits vor der Entstehung des Christentums. Woher genau das Wort stammt, ist nicht bekannt. Nach einer Version stammt es vom lateinischen calendae, dem ersten Tag des Monats. Nach einer anderen stammt es von Koljada, dem Gott der jungen Sonne, der Awsenja, die Gottheit der alten Sonne, ablöste. Sein Fest wurde nach der Wintersonnenwende gefeiert.
Man glaubte, dass zu dieser Zeit die Grenze zwischen jawj und nawj (d.h. zwischen unserer Welt und dem Jenseits) besonders dünn wurde und alle Arten des Bösen hier eindringen konnten. Deshalb versuchten die Teilnehmer der Koljadki an diesen Tagen viel Lärm zu veranstalten und verkleideten sich in gruselig-ungewöhnliche Kostüme — umgekrempelte Pelzmäntel, Lumpen, aufgesetzte Hörner. Dazu trugen sie Masken aus Birkenrinde oder Grassoden. Auf diese Weise verscheuchten sie ungebetene Gäste. Oder sie riefen im Gegenteil die verstorbenen Ahnen an, für eine gute Ernte zu sorgen.
Die fröhliche Prozession aus Bären, Stieren, Ziegen, Meerjungfrauen und anderen Gestalten zog durch die Straßen. Unter den Fenstern der Häuser sangen sie Koljady — spezielle Lieder, in denen sie zu einer guten Ernte aufriefen und den Besitzern Wohlstand wünschten. Im Gegenzug verwöhnten diese sie mit verschiedenen Gerichten. Es kam sogar vor, dass die Texte der Koljady eine Aufzählung dessen enthielten, was man gerne erhalten wollte: Schweinefüße, Brot, Brei.
Mit dem Aufkommen des Christentums wollte man die heidnische Tradition verdrängen, aber sie verschwand nicht völlig, sondern wandelte sich nur. Die Swjatki, die Zwölften, wurden nun zwölf Tage lang abgehalten, die als festlich galten, und in dieser Zeit konnten keine Ehen geschlossen werden. Im Russischen Reich war es verboten, Koljadki in der alten Weise zu veranstalten, denn sie galten als Götzenanbetung und verführerische Lieder.
Die heidnische Tradition wurde durch die christliche ersetzt. Die Feste blieben bestehen, aber jetzt sangen ihre Teilnehmer christoslawy — Dreikönigslieder. Die Teilnehmer trugen immer noch ausgefallene Kleidung im Karnevalsstil und wurden vom Swesdarj, dem Sternsinger, angeführt — er ging mit einem Stab, der mit einem Stern geschmückt war, der an den Stern von Bethlehem erinnern sollte.
In den Häusern wurden sie mit verschiedenen Leckereien verwöhnt: zum Beispiel mit Kuchen und Kutja, einem Brei aus Vollkorngetreide mit Honig und Nüssen. Und die Leckereien, die sie für ihre Lieder erhielten, wurden nicht aufgeteilt — sie wurden alle gemeinsam gegessen.
Koljada, Koljada,
Ein weiterer Tag der Weihnacht!
Wer einen Kuchen schenkt,
der wird einen reichen Hof haben.
Wer keinen Kuchen gibt,
wird Unglück widerfahren
Und das Grab auf ihn warten!
Die Sternsinger waren in verschiedenen Gruppen unterwegs, die Erwachsenen getrennt von den Kindern. Je mehr Sternsinger zum Haus kamen, desto besser versprach das kommende Jahr für die Besitzer zu werden. Die Lieder konnten sowohl Weihnachten verherrlichen als auch eine reiche Ernte wünschen.
Diejenigen, die eine litschina, d.h. ein Kostüm eines Tieres oder des Teufels, trugen, mussten an Epiphanias ein Bad in einem geweihten Eisloch nehmen, das symbolisch für den Jordan stand. Man glaubte, dass man sich auf diese Weise von der Sünde des Götzendienstes reinwaschen konnte.
Wie früh in Jerusalem die Glocke läutete
Freue dich! Freue dich, Erde!
Der Sohn Gottes ist geboren!
Wir kommen zu dir, Herr, mit einer frohen Botschaft.
Freue dich! Freue dich, Erde!
Der Sohn Gottes ist geboren!
Die Heilige Jungfrau hat einen Sohn zur Welt gebracht.
Freue dich! Freue dich, Erde!
Der Sohn Gottes ist geboren!
Koljadki gab es auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Polen, Tschechien, Bulgarien und Rumänien. Allerdings wurden die Lieder nur am Heiligen Abend vorgetragen.
In Westeuropa wurden diese Lieder am Dreikönigsabend gesungen. Die üblichen Koljadki, sowohl in der orthodoxen als auch in der katholischen Tradition, gelten als christologisch, das heißt, sie verherrlichen die Geburt des Jesuskindes.
Diese Nacht ist heilig,
Diese Nacht der Erlösung
Verkündet der ganzen Welt
Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes.
Heute existiert die Tradition der Koljadki eher als folkloristischer Ritus.
Nur wenigen Menschen kommt es in den Sinn, in einem Wohnblock Koljadki zu singen. Aber auch in den Dörfern erinnert man sich nicht oft an den alten Ritus. Koljadki werden jedoch immer noch gesungen, unter anderem von zeitgenössischen Musikern.
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