5 Fakten, die Sie über das orthodoxe Weihnachtsfest wissen müssen

Patriarch Kirill von Moskau und ganz Russland während eines Festgottesdienstes anlässlich der Geburt Christi in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau.

Patriarch Kirill von Moskau und ganz Russland während eines Festgottesdienstes anlässlich der Geburt Christi in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau.

Sergey Bobylev/TASS
Im Laufe der jahrhundertelangen Geschichte der Kirchentrennung hat das östliche Christentum viele eigene Besonderheiten entwickelt, was sich auch darin widerspiegelt, wie und wann die Russisch-Orthodoxe Kirche die Geburt Christi feiert.

1. In Russland wird Weihnachten am 7. Januar gefeiert.

Vor der Revolution von 1917 feierte das Russische Reich Weihnachten am 25. Dezember, wie auch die Katholiken und andere Christen. Im Jahr 1918 stellte Sowjetrussland die Zeitrechnung jedoch auf den Gregorianischen Kalender um, und nach dem Neuen Stil verschoben sich alle Daten um 13 Tage. Die Kirche lebte weiterhin nach dem Julianischen Kalender, und es ergab sich, dass Weihnachten auf den 7. Januar fiel.

Schmücken eines Weihnachtsbaums im Haus des Kaufmanns Sworykin, 1910

Mit dieser Unannehmlichkeit hätte man sich arrangieren können, aber die sowjetischen Behörden hatten bereits begonnen, die Religion zu bekämpfen, und beschlossen, als ersten und wichtigsten Feiertag Neujahr zu etablieren. Und Weihnachten war danach nur noch ein nachgeordnetes Fest.

Übrigens wird Weihnachten am 7. Januar nicht nur in Russland gefeiert, sondern auch in einigen anderen orthodoxen Kirchen, z.B. in Jerusalem, Georgien und Serbien.

2. Zu Sowjetzeiten war Weihnachten verboten.

Die Tradition, Weihnachten zu feiern, war so tief im Bewusstsein der Menschen verankert, dass die sowjetischen Behörden sehr damit zu kämpfen hatten. Zunächst drückten die Bolschewiken ein Auge zu und viele Menschen organisierten weiterhin Weihnachtsbäume für Kinder und feierten im Untergrund.

Zeichnung „Weihnachtsbaum in Sokolniki“ (1952). Künstler Schukow. Reproduktion

Im Jahr 1929 beschloss Stalin, den antireligiösen Kampf zu verschärfen, verbot Weihnachtsfeiern und schaffte sogar den Feiertag ab, indem er den 7. Januar zu einem normalen Arbeitstag erklärte. Diejenigen, die weiterhin heimlich feierten, riskierten ihren Arbeitsplatz und sogar ihre Freiheit. Doch selbst im Gulag gelang es den Menschen, ruhige Weihnachtsabende zu verbringen und selbstgebastelte Geschenke und Glückwunschkarten vorzubereiten.

Um den Kindern eine Freude zu bereiten, wurde die Tradition des Weihnachtsbaums in die eines Neujahrsbaums mit üppigen Feiern und Geschenken verwandelt. Erst nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde Weihnachten offiziell wieder erlaubt, aber die Gottesdienste wurden auch während der Sowjetzeit heimlich in den erhalten gebliebenen Kirchen abgehalten.

3. Weihnachten ist ein beliebter, aber nicht der wichtigste Feiertag der russischen Kirche.

Wie auch in der katholischen und evangelischen Kirche wird in der Russisch-Orthodoxen Kirche Ostern, die Auferstehung Christi, als der wichtigste religiöse Feiertag begangen. Aber auf jeden Fall wird Weihnachten viel üppiger und von viel mehr Menschen gefeiert.

Paolo Pezzi, der Metropolitan-Erzbischof der Erzdiözese der Mutter Gottes in Moskau, nimmt an der Weihnachtsmesse in der römisch-katholischen Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria während der katholischen Weihnachtsfeierlichkeiten in Moskau 2018 teil.

Priester erklären den Vorrang von Ostern, indem sie den Apostel Paulus zitieren: „Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“ (1. Korinther 15:13-14).

4. Weihnachten ist ein ruhiges Familienfest.

Wie bei den Katholiken geht auch bei den Orthodoxen dem Fest das Weihnachtsfasten voraus. Es beginnt am 28. November und endet am 6. Januar. (Deshalb feiern kirchliche und fromme Menschen Silvester mit Fastenessen und Alkohol). Der Heilige Abend wird in Russland Sotschelnik genannt. Traditionell versammelt sich die ganze Familie nach dem Abendgottesdienst um den Tisch.

Es ist üblich, bis zum Erscheinen des ersten Sterns zu fasten. Danach beginnt das Abendessen: Der erste Gang besteht aus einem süßen Reis- (oder Hirse-) Brei namens Kutja, der mit Honig zubereitet wird. Dann geht es weiter zum Hauptgericht – Schweinebraten oder Gans.

Der Tradition nach sollten am Heiligabend zu Ehren der zwölf Apostel Jesu zwölf Gerichte auf den Tisch gestellt werden, also wurde früher viel zubereitet – Bliny, Kuchen, süße Leckereien. Aber heute halten sich nur noch wenige Menschen an die Zwölf-Gänge-Regel und beschränken sich oft auf einen Gänse- oder Entenbraten und ein paar Salate, Snacks und Beilagen.

5. Die Weihnachtsfeiern dauern zwölf Tage.

Die Zeit von Heiligabend (6. Januar) bis zum Vorabend des Dreikönigstages (18. Januar) wird in der russischen Tradition Swjatki genannt. Nach dem Weihnachtsfasten begannen die Menschen auszugehen und Spaß zu haben. Es wurde die – aus dem Heidentum stammende Tradition der Koljada gepflegt – wie die Sternsinger zog man durch die Nachbarschaft, sang Lieder und bekam dafür Leckereien.

Außerdem war der Heilige Abend eine Zeit des Wahrsagens. Vor allem junge Mädchen versammelten sich abends und versuchten, ihr Schicksal herauszufinden: Wer ihr Verlobter sein werde oder wie die Ernte in diesem Jahr ausfallen würde. Das Wahrsagen geschah bei Kerzenlicht, im Schatten, mit Spiegeln, mit Hähnen – es gab viele verschiedene Varianten. Die Kirche sah das höchst ungern, denn Wahrsagen gilt als eine Verbindung mit der bösen Macht. Man glaubte, dass diese zur Weihnachtszeit besonders aktiv war und man sich vor ihr hüten sollte.

>>> Andere Bräuche: Wie feiern die Russen Weihnachten?

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