Weihnachten ist in Russland, anders als in Deutschland, nicht vom 24. bis 26. Dezember, sondern erst am 7. Januar. Und für die meisten Russen ist der wichtigste Feiertag zudem das Neujahrsfest. Am Vorabend, zu Silvester, trifft sich die Familie zum Festmahl, es gibt Geschenke und, ja tatsächlich, eine Kiefer wird geschmückt.
Weihnachten ist für die meisten Russen vor allem ein hoher religiöser Feiertag und erst danach ein Familienfest. Wie verbringen moderne Russen diesen Tag?
Für gläubige orthodoxe Christen ist Weihnachten am 7. Januar nach dem Osterfest der zweithöchste Feiertag. Er beendet die Fastenzeit, die vom 28. November bis zum 6. Januar geht. Am Vorabend des Weihnachtstages sollten die Gläubigen zur Nachtwache (Vigil) gehen und beten. Die Vigil aus der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale wird sogar im Staatsfernsehen übertragen.
Am Weihnachtabend sollte der Tradition nach, die jedoch nicht mehr von vielen Russen befolgt wird, ein festliches Abendmahl zubereitet werden mit Kutja (süßer Brei), gebackenem Fleisch und Fisch, Kulebjaka (eine Pastete mit Kohl oder Pilzen) und Früchtedesserts (Pastila).
Nur noch wenige Russen feiern auf diese Art Weihnachten. Von zwei Dritteln der Russen, die überhaupt noch feiern, gehen einer Umfrage zufolge nur 19 Prozent in die Kirche.
Eine der beliebtesten russischen Weihnachtsbräuche ist der Blick in die Zukunft am Tag vor Weihnachten. Die Zeit vom 6. bis 19. Januar (Dreikönigstag) heißt „Swjatki“ (von „heilig“) und geht auf heidnische Ursprünge zurück, gegen die auch die Kirche sich nicht durchsetzen konnte.
Die alten Slawen glaubten, dass zu dieser Zeit die Geister erwachten, und wollten von diesen etwas über die Zukunft erfahren. Die Bauern wollen wissen, wie das Wetter und die Ernte werden würde, junge Mädchen fragten nach ihrem Zukünftigen. Einige junge Frauen verfolgen diese Tradition auch heute noch.
Walentina aus St. Petersburg erzählt, dass sie Kerzenwachs schmilzt und auf einen Untergrund gießt. Die entstehende Form verrät ihr dann ihr Schicksal. Angeblich kann die Zukunft auch in der Asche von Papier gelesen werden oder aus den Karten. Julia und ihre Mutter aus Nischni Nowgorod setzen für die Vorhersage auf die Schatten, die das Licht einer Kerze an die Wand wirft.
Einige Russen nehmen ihr zukünftiges Schicksal selbst in die Hand und verfassen Listen, auf denen sie ihre Vorsätze fürs kommende Jahr notieren. Sie vergleichen sie dann mit ihren früheren Plänen.
Der Besuch der Verwandtschaft an Weihnachten ist eine wichtige Tradition. Während der Ferien, die vom 1. bis 8. Januar gehen, trifft man all die, die einem am Herzen liegen. Es gibt kein aufwendiges Mahl, die Eingeladenen bringen etwas mit. Man trinkt gemeinsam Tee. Es werden gegenseitig kleine Geschenke überreicht, gerne etwas praktisches wie Haushaltswaren, Tee oder ein Fotoalbum. Erwartet wird dies aber nicht. Kuchen oder Gebäck als Mitbringsel reichen völlig aus.
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