Die erste Nacktszene im sowjetischen Kino wurde erst 1972 gedreht. Die Episode mit Flakhelferinnen in einer Banja in Stanislaw Rostozkijs berühmtem Kriegsdrama Im Morgengrauen ist es noch still war ein Verstoß gegen alle Tabus. Fast wie durch ein Wunder wurde sie nicht aus der Endfassung herausgeschnitten.
Für die Schauspielerinnen war der Dreh der Nacktszene ein Schock. „Nun gut, der Regisseur und der gleichaltrige Kameramann erschienen uns damals als ziemlich erwachsener Leute. Aber es waren so viele junge Männer auf dem Filmset! Sich vor ihnen auszuziehen, war jenseits unserer Kräfte“, erinnerten sich die Schauspielerinnen.
Um die sie zu überreden, musste der Regisseur einen Trick anwenden. Rostozkij versprach „hoch und heilig“, dass am Set nur er und der Kameramann sein würden. Aber sobald die 25-jährige Schauspielerin Olga Ostroumowa sich ausgezogen hatte, um in die Banja zu rennen, erblickte sie sofort einen jungen Mann aus dem Drehstab.
Mit dieser Nackt-Szene im Badehaus gab es dann viele Probleme. Nach der Voraufführung des Films forderten die Filmverantwortlichen, die Szene herauszuschneiden. Aber der Regisseur verteidigte seine Entscheidung. Schließlich sind in einem Badehaus alle nackt – anders kann es gar nicht sein.
Dem „unverdorbenen“ sowjetischen Zuschauer erschien eine solche Kühnheit allerdings zu provokant. Im Studio gingen Briefe ein: „Der Film ist natürlich schön, aber wie kann ich neben meinem Mann sitzen, wenn auf der Leinwand nackte Frauen gezeigt werden!“
Übrigens gab es im Film ursprünglich eine weitere Nacktszene mit den unbekleideten Heldinnen, die ein Sonnenbad nehmen. Sie wurde nicht in den Film aufgenommen.