Porträt von I. I. Dmitrijew. W.A. Tropinin, 1835.
Public domainEines Tages besuchte der Schriftsteller und Beamte Iwan Dmitrijew das Haus von Puschkins Eltern. Als Dmitrijew das lockige Haar des zehnjährigen Puschkin bemerkte, scherzte er: „Was für ein Mohr!“
„Aber kein Moorhuhn!“, scherzte der kleine Puschkin sofort zurück, denn Dmitrijews Gesicht war in der Tat durch Pockennarben gezeichnet und erinnerte an das geleckte Gefieder eines Moorschneehuhns.
Anton Delwig.
Public domainAnton Delwig, der zusammen mit Puschkin das Lyzeum besuchte, begann kurz vor seinem Tod ein sehr ausschweifendes Leben zu führen (er war an Typhus erkrankt, an dem er 1831 im Alter von 32 Jahren starb). Eines Tages kam er schwer betrunken zu Puschkin. Der Dichter begann, seinen Kameraden zu überreden, mit dem Trinken aufzuhören, aber trotz aller Argumente erwiderte Delwig verzweifelt, dass das irdische Leben nichts für ihn sei, „aber im Himmel werden wir alles wiedergutmachen.“
„Ich bitte Sie!“, erwiderte Puschkin, „Aber schauen Sie sich im Spiegel an – wird man Sie dort mit einem solchen Gesicht hineinlassen?“
Jemand, der Puschkin in Verlegenheit bringen wollte, fragte ihn in Gesellschaft: „Welche Ähnlichkeit besteht zwischen mir und der Sonne?“. „Weder Sie noch die Sonne kann man ansehen, ohne Falten zu bekommen“, antwortete der Dichter ohne zu zögern.
Byrons letztes Porträt. Thomas Phillips.
Newstead AbbeyDer 19. April 1825 war der Todestag von George Byron. An diesem Tag schrieb Puschkin an seinen Freund Pjotr Wjasemskij: „Ich bestellte für den Abend eine Messe für seine Seelenruhe. Mein Priester war überrascht über meine Frömmigkeit und reichte mir eine Oblate, die für die Seelenruhe des Dieners Gottes, Bojar George, bestimmt war“ – denn Byron klang für den Dorfpfarrer wie Bojar.
Wie die Philologin Alina Bodrowa feststellt, wurden solche Abendmessen für den Seelenfrieden von Bojar George tatsächlich durchgeführt, und sogar zweimal: Puschkins Nachbarin Anna Wulf aus Trigorskoje beteiligte sich an Puschkins Streich, so dass „in beiden Kirchen, in Trigorskoje und Woronitsch, Gottesdienste stattfanden.“
Puschkin bei der Arbeit, Papier, Bleistift, Kohle des Künstlers Nikolai Uljanow, 1936.
Allrussisches Puschkin-MuseumPuschkin war mit jungen Militärs der kaiserlichen Garde bekannt – Sprösslingen der reichsten Familien, Lebemännern und Zechbrüdern. Eines Tages lud er mehrere Gardisten in das beliebte Restaurant Dominique ein und ludt sie auf seine Kosten zum Essen. Graf Sawadowskij trat ein und bemerkt zu Puschkin:
„Es scheint indes, Alexander Sergejewitsch, dass Sie eine prall gefüllte Brieftasche haben!“
„Nun, ich bin schließlich reicher als Sie“ erwiderte Puschkin. „Sie müssen mitunter sehen, wie Sie über die Runden kommen und auf Geld aus den Dörfern warten. Ich dagegen habe ein konstantes Einkommen – aus den sechsunddreißig Buchstaben des russischen Alphabets [so viele gab es im vorrevolutionären Alphabet].“
Es ist bekannt, dass Puschkin manchmal, nachdem er beim Kartenspiel sehr viel Geld verloren hatte, seine Schulden schnell begleichen konnte, indem er buchstäblich in einer Nacht ein großartiges Werk schrieb und es am nächsten Morgen an seinen Verleger verkaufte. Nahezu auf diese Weise (nicht in einer Nacht, sondern an zwei Vormittagen) entstand das Gedicht Graf Nulin.
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