Was ist die Sretenije?

Diözese Sotschi
Wir erläutern Punkt für Punkt die Bedeutung dieses Feiertags im russisch-orthodoxen Glauben und in der slawischen Volkstradition.

Sretenije ist ein Feiertag, der im Altertum der Jungfrau Maria gewidmet war und in der modernen Orthodoxie zu den Festen des Herrn gehört, d.h. Christus gewidmet ist. In Deutschland ist dieser Feiertag als Mariä Lichtmess bekannt. Welcher Ereignisse gedenken die orthodoxen Christen an diesem Tag?

Sretenije in der Orthodoxie

Sretenije. Ikone. Nowgorod, Ende 15. Jahrhundert.

Das Wort Sretenije wird mit Begegnung übersetzt. Um welche Begegnung handelt es sich?

Am vierzigsten Tag nach der Geburt Jesu brachten seine Eltern, Josef und Maria, den Säugling zum Tempel in Jerusalem. Nach den jüdischem Gesetz musste eine Säugling vierzig Tage nach der Geburt geweiht und ein Opfer gebracht werden, also nahm Josef zwei Taubenküken mit.

Im Tempel kam es zu einer Begegnung zwischen dem Jesuskind und Simeon, einem Priester, der in dem Kind Christus erkannte. Der Legende nach war Simeon sehr alt (er soll mehr als 300 Jahre alt geworden sein) und hatte schon lange auf das Erscheinen Jesu gewartet. Er erkannte in dem Säugling den kommenden Messias und nahm ihn in seine Arme: „Heute lässt du, Herr, deinen Diener nach deinem Wort in Frieden frei, denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du vor dem Angesicht aller Völker bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und die Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ Erschüttert , Simeon erklärte Maria, der Mutter Jesu, die von diesen Worten erschüttert war, dass ihr Kind die Ursache für „den Fall und die Rebellion vieler in Israel“ sein würde und sein Erscheinen „ein Gegenstand des Streits“ sein werde.

Sretenije. Girolamo Romanino. 1529.

Sretenije ist jedoch vor allem ein freudiges Ereignis: Nach orthodoxer Tradition ist die Menschheit (in der Person des älteren Simeon) an diesem Tag Gott begegnet. Der Überlieferung zufolge befand sich zu diesem Zeitpunkt auch eine 84-jährige Witwe, die Prophetin Anna, im Tempel – auch sie erkannte Christus und begann, allen in Jerusalem voller Freude von seiner Ankunft zu erzählen.

Nach den Regeln des orthodoxen Gottesdienstes werden an Sretenijewährend des Gottesdienstes unbedingt spezielle Sretenije-Kerzen geweiht – das Hauptsymbol des Feiertags, ein Symbol des göttlichen Lichts, das Jesus durch sein Erscheinen in die Welt bringt. Kerzen hatten auch eine besondere Bedeutung für die volkstümliche Variante von Sretenije.

Metropolit Platon von Feodosia und Kertsch leitete einen Festgottesdienst in der Kathedrale St. Johannes der Täufer zum Fest der Sretenije.

Sretenije in der volkstümlichen Tradition

Wie viele andere orthodoxe Feiertage wurde hatte Sretenijebei den russischen Bauern auch eine eigene, traditionelle Bedeutung, die auf dem Namen des Feiertags – Begegnung – beruht (eine solche Umdeutung wird in der Wissenschaft Volksetymologie genannt). Im volkstümlichen Verständnis ist dieser Tag das Zusammentreffen von Winter und Sommer.

Dies spiegelte sich im „Arbeitsablauf“ des Tages wider – an dem Feiertag selbst durfte man das Haus nicht verlassen und keine Arbeit verrichten. Aber der nächste Tag, der 16. Februar, war Potschínki (vom Wort Potschin, dt.: Auftakt, Anfang). An Potschinki standen die Bauern frühmorgens auf und begannen, sich auf das neue landwirtschaftliche Jahr vorzubereiten, indem sie zunächst die Arbeitsgeräte überprüften und das Pferdegeschirr in Ordnung brachten, daher das Sprichwort: Zu Potschinki steht Großvater im Morgengrauen auf – repariert das Sommergeschirr und den hundertjährigen Pflug.

Der Volksglaube besagt: So wie Sretenije ist, wird das kommende Jahr sein, und je wärmer das Wetter, desto milder würde es den ganzen Frühling über sein. Um das Wetter vorauszusagen, versammelten sich die Dorfkinder am Vorabend von Sretenijeauf einem Hügel und „baten“ die Sonne, hinter den Wolken des Sonnenuntergangs zu erscheinen. Wenn sich die Wolken tatsächlich auflösten, galt dies als gutes Omen und versprach ein warmes Jahr.

„Simeon der Theotokos“, Rembrandt, 1627-1628.

Im Volksglauben wurde dem Sretenije-Wasser, das in der Nacht von Sretenijeaus einem Eisloch geschöpft wurde, besondere Kraft zugesprochen – es galt als fast so heilend wie das Taufwasser. Das Wasser wurde auf kranke Verwandte und krankes Vieh gesprenkelt, Kinder wurden darin gebadet und tranken es.

In der Kirche geweihte Sretenije-Kerzen galten ebenfalls als mächtiges Amulett. Im westslawischen Glauben wurden diese Kerzen Gromniza genannt – man glaubte, dass sie die bösen Mächte verjagten und das Haus vor Gewitter und Blitzeinschlägen schützten. Russische Bauern bewahrten die Sretenije-Kerzen im Krasnyj ugol (dt.: rote Ecke), auf dem Regal mit den Ikonen, und zündeten sie während besonders wichtiger Hausgebete an.

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