Russische Politiker-Nachfahren heute: Wie weit fällt der Apfel vom Stamm?

Vyacheslav Prokofyev /TASS
Ein großer Name kann Last oder auch Türöffner sein. Die Kinder berühmter russischer Politiker beweisen das. Russia Beyond hat sich das Leben und Wirken von sieben dieser Nachfahren näher angeschaut.

1. Albert Tschernenko (1935-2009)

Albert Tschernenko ist ein sowjetischer Philosoph und Anwalt sowie der Sohn der sowjetischen Führungskraft Konstantin Tschernenko (Generalsekretär der KPdSU von 1984 bis 1985). Dennoch machte er nie vom Namen seines Vaters Gebrauch. Er verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Nowosibirsk und war in der Wissenschaft tätig.

Albert Tschernenko entwickelte die Theorie der „historischen Kausalität”, die behauptet, dass die Beschaffenheit der Ursache-und-Wirkung-Beziehung eine bedeutende Rolle in historischen Prozessen spielt. Diese Theorie half den sowjetischen Wissenschaftlern, geschichtliche Ereignisse zu verstehen.

In den 1990er-Jahren recherchierte er zum Thema der Entstehung des sozialen Rechtssystems.

2. Anatoli Gromyko (geb. 1932)

Anatoli Gromyko ist ein Diplomat und Wissenschaftler, ein Experte in Amerikanistik, Afrikanistik sowie internationalen Beziehungen und ist der Sohn des sowjetischen Außenministers Andrei Gromyko (im Amt von 1957 bis 1985).

In den westlichen Medien wurde Andrei Gromyko gerne “Herr Nein” genannt – er benutzte das “Veto” im UN-Sicherheitsrat mehr als 20 Mal. Gromyko nahm an den Verhandlungen des Atomwaffensperrvertrags (1968), des ABM-Vertrags (1972) und vielen anderen teil. Er verbrachte 28 Jahre als Chef der sowjetischen Diplomatie – ein Rekord für die UdSSR und Russland.

Seine Nachfahren wurden ebenso zu bekannten Diplomaten: Sein Sohn Anatoli arbeitete für die sowjetischen Botschaften in Großbritannien, den USA und der DDR. Sein Enkel Igor Gromyko (geboren 1954) wurde zum ständigen Vertreter Russlands bei der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten in Minsk. Sein anderer Enkelsohn Alexei Gromyko (geboren 1969) ist ein (auf Großbritannien spezialisierter) Politologe und der Leiter des Europäischen Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften.

3. Wjatscheslaw Nikonow (geb. 1956)

Wjatscheslaw Nikonow ist ein russischer Historiker, Politologe und Duma-Abgeordneter der Partei „Einiges Russland“ sowie der Vorsitzende des Komitees für Bildung und Wissenschaft. Er ist der Sohn von Swetlana Molotowa, der einzigen Tochter des sowjetischen Außenministers Wjatscheslaw Molotow (im Amt von 1939 bis 1949 und von 1953 bis 1956), der im Jahr 1939 den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt unterschrieb.

Nikonows Eltern promovierten beide, ebenso wie Wjatscheslaw Nikonow selbst, in Geschichte. In den späten 1980er-Jahren verteidigte er seine Doktorarbeit über die ideologische und politische Evolution der Republikanischen Partei der USA. Nikonow ist der Autor von mehr als 900 wissenschaftlichen Werken, darunter auch Monographien über die Geschichte der USA und Russlands.

Nikonow brachte ebenso eine Biographie seines Großvaters heraus.

4. Swetlana Allilujewa (1926-2011)

Swetlana Allilujewa war eine sowjetische Philologin, Übersetzerin und die Tochter von Joseph Stalin. Allilujewa war mit dem indischen, in der Sowjetunion lebenden Kommunisten Brajesh Singh liiert. Die sowjetischen Behörden lehnten diese Beziehung jedoch ab und erlaubten es dem Paar nicht zu heiraten. Es wohnte dennoch bis zu Singhs Tod im Jahr 1966 zusammen.

Als er starb, erlaubten ihr die sowjetischen Behörden, seinen Leichnam nach Indien zu begleiten. In der amerikanischen Botschaft in Delhi bat sie um politisches Asyl. In Amerika veröffentlichte sie ihre Memoiren mit dem Titel „20 Briefe an einen Freund“, in denen sie über ihren Vater sowie über ihr Leben im Kreml schrieb. Dieses Buch machte sie berühmt. Insgesamt umfassen ihre Memoiren vier Bände.

Swetlana Allilujewa starb 2011 in den USA. Ihre Tochter Olga trägt jetzt den Namen Chrese Evans und lebt in Oregon.

5. Sergei Chruschtschow (1926-2011)

Dr. Sergei Chruschtschow war ein russisch-amerikanischer Wissenschaftler sowie der Sohn des früheren sowjetischen Regierungschefs Nikita Chruschtschow (im Amt von 1953 bis 1964). In den 1960er-Jahren beteiligte er sich an der Erschaffung eines Rahmfahrzeug-Landesystems und der Proton-Trägerrakete. Er wurde für seine Arbeit mit Staatspreisen ausgezeichnet.

Im Jahr 1991 wurde er eingeladen, an der Brown University eine Vorlesung über die Geschichte des Kalten Krieges zu halten. Im Jahr 1999 bekam er die amerikanische Staatsbürgerschaft und arbeitet bis heute als Professor an der Brown University.

Sergei Chruschtschow veröffentlichte mehrere Bücher über seinen Vater, in denen er die Ereignisse widergibt, bei denen er selbst mit anwesend war.

6. Xenia Gorbatschowa (geb. 1980)

Xenia Gorbatschowa ist die Enkelin des ersten und einzigen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow (im Amt von 1990 bis 1991) und Journalistin: Bis 2014 war sie die Chefredakteurin der Fashionzeitschrift "L'officiel Russia". Heute lebt sie in Berlin.

Im Interview mit der Zeitung „Die Welt“ im Jahr 2013 sagte sie, sie wäre an Politik nicht interessiert, würde allerdings ihren Nachnamen nicht ändern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist sie die einzige Nachfahrin des Politikers, die den Nachnamen Gorbatschow trägt.

7. Xenia Sobtschak (geb. 1981)

Xenia Sobtschak ist die Tochter des ersten Bürgermeisters von Sankt Petersburg, Anatoli Sobtschak (im Amt von 1991 bis1996), und Mitglied des Föderationsrates von Ljudmila Narusowa. Ihr Vater ist einer der Mitautoren der russischen Verfassung.

Xenia ist eine bekannte TV- und Radiomoderatorin, Autorin mehrerer Bücher und Schauspielerin. Die russischen Medien erklärten sie mehrfach zur russischen “Paris Hilton” und der größten Partylöwin des Landes. Zurzeit kursieren Gerüchte darüber, dass Xenia im Jahr 2018 wohlmöglich für das Präsidentenamt kandidiere, es könnte sich dabei aber auch lediglich um einen weiteren PR-Gag handeln.

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