Alles russisch, oder was? Von Russisch Roulette bis Russischbrot

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GEORGI MANAJEW
Das Wort „russisch“ steht oft mit Dingen in Verbindung, die zwar nicht unmittelbar mit Russland verwandt sind, aber ein Stück der mythischen russischen Seele enthalten. Was hat es also mit dem „russischen Roulette“ und der „russischen Art“ auf sich?

1 Russisches Rot

Das russische Wort „krasnyj“, „rot“, galt früher als Synonym für „schön“ und „ehrenhaft“. Der Name des Moskauer Roten Platzes hat demnach nichts mit der Sowjetunion zu tun. Ursprünglich trug er den Namen „Torg“, das Wort für„Handel“, da er als Marktplatz genutzt wurde.

In der Kosmetik gibt es einen beliebten Farbton, der als "russisches Rot" bekannt ist und die HEX-Klassifikation „DE282E“ besitzt. In der Tat ist dieser Farbton in Russland weit verbreitet und wird von den Russen einfach als „scharlachrot“ bezeichnet. "Scharlachrot" wird im Russischen ebenso bei der Beschreibung von Frauenlippen, Sonnenuntergängen, Blut, Rosen und revolutionäre Flaggen verwendet, also bei allem, was starke Gefühle hervorruft.

2 „Russische Hügel“

Achterbahnen oder „russische Hügel“, wie sie in einigen europäischen Sprachen genannt werden, wurden tatsächlich in Russland erfunden. Seit jeher lieben es Russen, Schlitten zu fahren. Schon Peter der Große mochte diesen Zeitvertreib und gab ihm das königliche Gütesiegel. In seiner Regierungszeit ließ er um Sankt Petersburg herum spezielle Hügelpavillons errichten, an denen hölzerne Abhänge befestigt waren. Im Winter wurden sie mit Wasser durchtränkt und boten somit Adrenalinjunkies des 18. Jahrhunderts einige großartige Abfahrten. In der Zarenresidenz „Oranienbaum“ bei Sankt Petersburg befindet sich noch heute einer dieser Hügelpavillons, auf denen Katharina die Zweite einst Schlitten fuhr.

Es gab darüber hinaus auch Sommer-Achterbahnen, die aus Holzwagen bestanden. In dieser Form kam die russische Achterbahn schließlich im frühen 19. Jahrhundert nach Europa, als in Paris die Attraktion „Les Montagnes Russes à Belleville“, zu Deutsch „Die russischen Berge von Belleville“, eröffnet wurde. Was die moderne Achterbahn betrifft, wurde sie in den Vereinigten Staaten nach dem „Russian-Hills“-Konzept erfunden. Ironischerweise sind Achterbahnen in der russischen Sprache heute als „amerikanische Hügel“ bekannt!

3 Russisches Roulette

Die Regeln dieses wortwörtlich überwältigenden Spiels sind einfach. Ein Revolver wird mit einer oder mehreren Patronen geladen, wobei einige der Kammern leer bleiben. Der Zylinder wird dann gedreht, so dass niemand weiß, in welchen Kammern sich die Kugeln befinden. Die „Spieler“ halten sich abwechselnd die Waffe an die Schläfe und drücken ab.

Der genaue Ursprung des Namens ist bis heute unbekannt. Interessanterweise werden in der großen russischen Literatur des 19. Jahrhunderts, in der es so einige militärische Hitzköpfe gibt, die Worte „russisches Roulette“ kein einziges Mal erwähnt. Ein ähnliches Spiel wird jedoch vom berühmten russischen Schriftsteller Michail Lermontow in seinem 1840 erschienen Roman „Ein Held unserer Zeit“ beschrieben. Die letzte Geschichte des Romans, „Der Fatalist“, beinhaltet ein Spiel mit einer Einzelschusspistole, bei dem die Spieler keine Ahnung haben, in welcher Kammer sich die Kugel befindet.

Dennoch wird die Bezeichnung „russisches Roulette“ erst im Jahr 1937 vom Schweizer Schriftsteller George Surdez zum ersten Mal verwendet. In einem gleichnamigen Artikel zitiert er die Worte eines französischen Sergeanten, der in der Fremdenlegion der russischen Armee gedient und 1917 russische Offiziere beim Spielen dieses tödlichen Spiels beobachtet hatte.

„Kuckuck“ nennt sich ein weiteres irrsinniges Armeespiel: Mehrere mit Pistolen bewaffnete Offiziere sind dabei in einem dunklen Raum eingesperrt. Einer von ihnen beginnt das Wort „Kuckuck“ zu rufen, während die anderen versuchen, ihn zu erschießen. Das Spiel geht solange weiter, bis jemand verletzt wird oder ihm etwas Schlimmeres zustößt. Zeitgenossen zufolge gab diese Art von Spielen zaristischen Soldaten die dringend benötigte furchtlose und gleichgültige Einstellung dem Tod gegenüber.

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4 „Black“ und „White Russian“

„Black Russian“ heißt der klassische Cocktail, der 1949 vom belgischen Barkeeper Gustave Tops erfunden wurde. Er besteht aus fünf Teilen Wodka und zwei Teilen Kaffeelikör und wird in einem altmodischen Glas mit Eis serviert. Der „White Russian“ wurde dann in den 1960er Jahren in den USA durch die Zugabe von Sahne oder Milch erfunden. Aufgrund seines Hauptbestandteils, Wodka, gilt der Cocktail als „russisch“. Auch Kaffee mit Wodka wird aus dem gleichen Grund manchmal als „russisch“ bezeichnet.

5 Russischbrot

In Deutschland wird als Russischbrot jedes gebackene Produkt in Form von Buchstaben bezeichnet. Der Legende nach wurde es vom Dresdener Bäcker Ferdinand Hanke, der in Sankt Petersburg studierte, erfunden. Der Name hat jedoch wahrscheinlich keine direkte Verbindung zu Russland. Ursprünglich wurde er als „rösches Brot“ ausgesprochen und bedeutet so viel wie „zerbrechliches Brot“, da die buchstabenförmigen Kekse leicht in Stücke brechen. Tatsächlich werden in der Regel die Buchstaben W und M nicht hergestellt, da sie die zerbrechlichste Form besitzen.

6 Russischer Salat

In Europa sowie im Iran, in Israel, der Mongolei und in Lateinamerika enthält der „russische Salat“ gekochte, in Würfel geschnittene Kartoffeln, Karotten, grüne Erbsen, Eier sowie gekochtes Huhn, Fleisch oder Wurst. Manchmal werden noch gesalzene oder frische Gurken, gekochter Mais und oder Dill hinzugetan. Schließlich wird der Salat mit Mayonnaise abgeschmeckt.

Tatsächlich gibt es einen ähnlichen Salat in der russischen Küche. Als Salat „Olivier“ bekannt, ist er, besonders zu Neujahr, ein traditioneller Bestandteil des russischen Festtagstisches und trägt den Namen seines Erfinders, des französischen Küchenchefs Lucien Olivier, der im 19. Jahrhundert in Russland lebte.

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7 Die „russische Art“

Russland wird damit in Verbindung gebracht, Schwierigkeiten mithilfe hyper-dynamischer, manchmal bizarrer, oft rücksichtsloser und immer unerwarteten Mitteln zu überwinden. Wie Sie sich denken können, gibt es auf YouTube zahlreiche Videos der „russischen Art“, doch nicht alle von ihnen wurden in Russland gedreht.

Es gibt die „russische Art“, ein hart gekochtes Ei zu schälen, eine Straße zu reparieren, Zähne zu ziehen, einen Rauchabzug zu reinigen, eine Dose zu öffnen und vieles mehr. Nicht immer ist sie effektiv, dafür aber mit Sicherheit lustig. Selbstverständlich sollten Sie diese Methoden nicht zu Hause ausprobieren. Kommen Sie lieber nach Russland und probieren Sie sie dort aus.

Als „auf russische Art erledigt“ werden Sachen, die provisorisch, unordentlich und unprofessionell gemacht wurden, bezeichnet. Daher stammt auch der berühmte Begriff „der Russenluster“. Das Wort „Luster“ weckt zwar Assoziationen von Prunk und Luxus, als Russenluster bezeichnet man jedoch eine Glühbirne mit einem Kabel, die ohne Lampenschirm von der Zimmerdecke herabhängt.

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